„Historische Verein Ummerstadt“

Eberhard Eichhorn, Viehmarkt 99, 98663 Ummerstadt
 

 Das Stadtwappen der Stadt Ummerstadt

Wappenähnliche Darstellung zur Identifizierung der Ritter gab es schon seit etwa der Mitte des 12. Jahrhunderts. Diese Zeichen und Bilder waren sowohl auf dem Waffenrock als auch auf einem Banner, einer Fahne oder einem Schild angebracht.

Ende des 12. Jahrhunderts  kamen das Banner bzw. die Fahne als Erkennungszeichen außer Gebrauch und der Schild als Träger des Wappenzeichens trat immer mehr in den Vordergrund.

Es entwickelten sich im Laufe der Zeit viele verschiedene Wappen als Erkennungs- und Identifikationsbilder wie Familien- und Geschlechterwappen und Gemeinschafts- und Amtswappen.

Seit dem 14, Jahrhundert wurden Wappen als so genannte Briefwappen auch von einem Landesherren oder einem seiner Bevollmächtigten durch einen Wappenbrief verliehen.

Städtewappen haben ihren Ursprung in den seit dem 12. Jahrhundert nachweisbaren städtischen Siegeln. Städtewappen sind zwar schon seit dem 14. Jahrhundert bekannt, aber Wappenverleihungen durch den jeweiligen Landesherren treten erst seit etwa 1400 auf.

Das älteste bekannte Siegel der Stadt Ummerstadt, auf dem auch ein Wappen dargestellt ist, stammt von ca.1400. In diesem Wappen, das wahrscheinlich zur Zeit des Thüringer Landgrafen Balthasars entstand, zeigen die Löwen zunächst zur heraldisch rechten Seite. Wahrscheinlich war in diesem Wappen auch die Anordnung der vier Löwen in anderer Reihenfolge. (Feld eins und vier der Bunter Löwe und in Feld zwei und drei der Meißner Löwe). Heute wird dies im Stadtwappen der Stadt Hildburghausen noch so dargestellt:

Wann das Wappen der Stadt Ummerstadt so geändert wurde, dass sich die Löwen einander zuwenden, ist bislang nicht bekannt, aber die Reihenfolge der Löwen bleibt zunächst gleich.

Ein Hinweis ist die Wappendarstellung an der Ostseite der Stadtkirche (1747):

 

   

Das älteste z. Zt. vorliegende Stadtsiegel von 1632 aber zeigt schon die sich zugewendeten Löwen. Die Reihenfolge ist nicht ersichtlich.

 

 

In der weiten Zeitfolge  hat sich die Darstellung des Siegels, oder Wappens mehrmals geändert:

Großes Siegel der Stadt Ummerstadt   um 1740 (die Darstellung der Löwen ist ähnlich der im Wappen des Marktbrunnens)


Siegel der Cämerei Ummerstadt um 1850
   
Siegel der Stadt Ummerstadt um 1850
   
Siegel der Stadt Ummerstadt um 1880
   
Siegel der Stadtkämmerei Ummerstadt um1880
   
Siegelabdruck der Stadt Ummerstadt 1905 (auf Dokument)

   

Wappendarstellung aus der Festschrift zur 1100 Jahrfeier von Ummerstadt 1937
(mit dem Hinweis auf die Zeit „vor dem Umbruch“, Peter Steiner)

   
Siegelabdruck der Stadt Ummerstadt 1930 (Dokument) mit nach rechts schreitenden Löwen (siehe auch Hinweis in der Festschrift v. 1937)
   

Darstellung des Wappens auf eine Postkarte (Zeit 1933-45) mit nach rechts steigenden Löwen

(Feld zwei und drei "Bunter Löwe")

 

   
Siegelabdruck Dokument der Stadt Ummerstadt (Dokument 1948 und 1953) mit nach rechts steigenden Löwen
   
Siegelabdruck der Stadt Ummerstadt (Dokument 1991)
   

Wappendarstellung der Stadt Ummerstadt

(Eintrag in Quedlinburger Wappenrolle (1991)

 

   
Siegelabdruck der Stadt Ummerstadt heute (2009)
   

Wappen der Stadt Ummerstadt heute

(2009)

 

Die Darstellung des Wappens und des Siegels der Stadt war im Laufe der Zeit vielen Änderungen, die dem jeweiligen Zeitgeschmack entsprachen, unterworfen. Es gibt aber Elemente des Wappens der Stadt Ummerstadt, die nicht geändert werden dürfen.

Aus unserer Sicht sind dies:

  1. Die Spaltung und Teilung des Wappenschildes
  2. Die vier Löwen, ihre Farben, die Farben der Waffen, die Stellung und die Blickrichtung
  3. Die farbliche Unterlegung der Löwen

Das Bild der Löwen (ob Doppelschweif oder nicht, ob zottelig oder nicht etc.) ist zeitabhängig. (siehe auch Lexikon der Heraldik S. 260)
Die  Darstellung der Löwen und auch ihre Farben sind im Feld 1 und 4 auf der einen Seite und im Feld 2 und 3 auf der anderen Seite, gleich.
 
Im Feld 1 wird auf goldenem Grund der markmeisnische Löwe, ein rot bewehrter und bezungter, schwarzer steigender Löwe, dargestellt, der auf die Herrschaft der Wettiner hinweist, die seit ca. 1247,  nach dem Tod von Heinrich Raspe aus dem Geschlecht der Ludowinger, auch Landgrafen von Thüringen wurden.
Baltasar von Wettin (* 21. Dezember 1336 in Weißenfels; † 18. Mai 1406 auf der Wartburg bei Eisenach) war Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen und hat wahrscheinlich das Wappen an Ummerstadt verliehen. (oder bestätigt, weil möglicherweise älter, 1250 )

Im Feld 2 und 3 wird der Ludowingische oder Bunte Löwe dargestellt.
Der Name Bunter Löwe steht für den im Wappen verwendeten hessischen Löwen; seit dem frühen 13. Jahrhundert als Wappentier bekannt.Im blauen Schild ein neunmal silbern und rot geteilter, rotbezungter und golden bewehrter steigender Löwe. Es ist das Wappen der Ludowinger, der thüringischen Herrscher-Dynastie.Die älteste Darstellung ist ein Wappenschild des Landgrafen Konrad von Thüringen aus der Elisabethkirche in Marburg, wo sich auch sein Grabmal befindet.

Die Entstehung dieses  Wappenbildes ist umstritten.
Eine Erklärung besagt, die Gestaltung beruhe auf der Wappenvereinigung nach der Heirat Ludwig IV. mit Elisabeth von Ungarn, der Tochter des ungarischen Königs Andreas II. im Jahr 1221.
Ludwig der IV. war von 1217 bis 1227 Landgraf von Thüringen und Pfalzgraf von Sachsen.
Hessen und Thüringen bildeten zu dieser Zeit noch eine gemeinsame Landgrafschaft.
Nach der Aufteilung der Landgrafschaft in Hessen (das eigene Landgrafschaft wurde) und Thüringen durch den thüringischen-hessischen Erbfolgekrieg in den Jahren 1247-1264, wurde der bunte Löwe zur Kennzeichnung beider Territorien verwendet.
Die Markgrafen von Meißen hatten durch Erbe Thüringen erworben und führten den Titel eines Landgrafen von Thüringen weiter.

Die Aufteilung der Farbstreifen wechselte. Ab 1990 setzte sich folgender Gebrauch durch: der hessische Löwe beginnt mit Silber am Kopf und der thüringische mit Rot. Beide finden sich in den Wappen hessischer und thüringer Gemeinden wieder.

Deshalb ist im Wappen der Stadt Ummerstadt nicht der jetzigen Thüringer sondern der Ludowinger oder Hessische Löwe auch bunter Löwe genannt, dargestellt.

Fazit:

Die Wappendarstellung von Ummerstadt ist an die o.a. genannten, unverrückbaren Elemente gebunden. Aufgrund der modernen Darstellung, aber auch der großen Nähe und Ähnlichkeit zum Bild aus der Zeit von 1632 (ältestes vorgefundenes Siegel) bis um ca. 1900 schlägt der Historische Verein Ummerstadt, das als letztes dargestellte Wappen als einziges verbindliches Wappen für die Stadt Ummerstadt vor.

 

Blasonierung:

Das Stadtwappen zeigt ein Geviert von 1:4 Gold und 2:3 Blau, darin vier einander zugewendete aufgerichtete Löwen: vorn oben und hinten unten schwarz mit roter Zunge und Bewehrung, hinten oben und vorn unten siebenmal von Silber und Rot geteilt.                      

 

Stadtwappen und Siegel von
Ummerstadt

 

Falls das Siegel erneuert werden sollte, ist darauf zu achten, dass in einer Verordnung des Thüringer Verwaltungsamtes v. 1994 über Siegel und Wappengestaltung, die Schildform des Wappens und damit auch die Wappendarstellung im Siegel festlegt.

Zitat (3.1, letzter Absatz): „ Als Schildform ist ausschließlich die einfache, unten gerundete Form des Schildes zu verwenden.“

 

Stadtfarben und Stadtfahne

Die Stadtfarben zeigen schwarz über gold (gelb)

 

    

Vorschlag für § Eintrag in einer Hauptsatzung der
Stadt Ummerstadt

(1)     Das Stadtwappen zeigt ein Geviert von 1:4 Gold und 2:3 Blau, darin vier einander
          zugewendete aufgerichtete Löwen: vorn oben und hinten unten schwarz mit roter Zunge
          und Bewehrung, hinten oben und vorn unten siebenmal von Silber und Rot geteilt.

(2)      Die Flagge der Stadt Ummerstadt ist schwarz über gold (gelb) bzw. schwarz- gold (gelb) längs geteilt
           mit dem Stadtwappen in der Mitte.

(3)       Das Dienstsiegel trägt die Umschrift – im oberen Halbbogen  - Thüringen -,
            im unteren Halbbogen -  Stadt Ummerstadt  – und zeigt das in §  ? (1) beschriebene Stadtwappen.

 

Verfasser:                                                                                                                             Ummerstadt, 04.01.2010

Eberhard Eichhorn
Viehmarkt 99
98663 Ummerstadt