Ummerstadt 1648 bis 1914

 

 

Am 7. August 1647, also am Ende des großen Krieges wurde in Ummerstadt Johannes Florschütz oder Flurschütz, wie er sich mitunter auch schrieb, geboren.
Mit 21 Jahren, im Jahr 1668 begann Hans Florschütz die Ereignisse von Ummerstadt und darüber hinaus regelmäßig aufzuschreiben. Als Hans Florschütz am 4. 6. 1723 mit 76 Jahren in Ummerstadt starb, hatte er in 55 Jahren in mehr als 1100 Seiten eine Chronik von den Ereignissen von Ummerstadt und darüber hinaus verfasst. Dieses Werk wurde von seinen Nachfolgern noch weit über 100 Jahre fortgesetzt, (bis ca. 1840) so dass insgesamt etwa 3000 Seiten handschriftlicher Aufzeichnungen entstanden.

 

                    Kopie der Originalhandschrift von Johannes Florschütz

Leider sind die Originalschriften zu allergrößten Teil am Ende des 2. Weltkrieges verloren gegangen. Erhalten geblieben ist lediglich eine Abschrift (ca. 30 Seiten) die den Zeitraum bis 1684 abdeckt. Dennoch ist dieses Werk ein interessantes Zeugnis seiner Zeit und es ist interessant zu lesen welche Ereignisse unseren Vorfahren so wichtig waren, dass man sie der Nachwelt berichten musste.
Geburten, Taufen, Trauungen, Sterbefälle, Begräbnisse, das alles wird mit großer Ausführlichkeit und unter Angabe der Namen und Daten, einschließlich der Paten, Gäste, Verwandten, geschildert. Wir erfahren, wer dann und dann Amtmann, Bürgermeister, Stadtschreiber, Schulz, Viertelmeister, Pfarrer war; wie diese ihr Amt versehen haben, was sich sonst ereignete in den anhaltenden Kriegsläuften mit Türken, Franzosen usw.; Naturereignisse, deren genaue Beschreibung wegen der Einzelheiten und Zusammenhänge sogar moderne Naturforscher interessieren könnten, Plagen, Seuchen, Staatsangelegenheiten wie irgendwelche private, alles das geht genauestens, ausführlich geschildert, aus diesen so bemerkenswerten Aufzeichnungen hervor.

Hier einige Ausschnitte:

1652:   Kirche wurde aufgerichtet, 1654 eingeweiht, Vater war Kastenmeister, Mutter hat bei
            der Einweihung Aepfel in der Backmulde vorangetragen. Schulmeister war Johann
            Rögner. Zeitweise war Schule in der oberen Kirche.

1673:   Steuern auf Fuhrgeld zahlen müssen. (In der Folgezeit werden sämtliche Steuern
            genauestens genannt, Höhe und Anlaß mitgeteilt.) Marschall v. Einöd hat Edelmann
            v. Schottenstein erschossen (Folgen Einzelheiten.) Schulmeister Joh. Memhardt
            abgesetzt. Paul Weidenhöffer Nachfolger.

1679:   (und auch später) große Wolfsplage. Rote Turm abgebrochen, so im Heydenturm
            erbaut. Bruder Moritz Bürgermeister. (29 Jahre alt!).

1681:   Mörder in Coburg gerädert. In Leipzig 3812 Menschen gestorben. Herr Jörg Rögner
            wieder Bürgermeister. Bruder Nicolaus schreibt aus Wehlau, dann aus Danzig.
            Franzose hat Straßburg besetzt. Vetter Herr Jörg Seyssing wird Ratsherr

1683:   Hans Florschütz wird Malzmeister. Soldat als Dieb (Kirche) gehenkt. Türken vor
           Wien  (5.9.) geschlagen, Kanonen weggenommen.
           Tochter Anna kommt aus der Schule. Dezember Reichstag in Nürnberg.

1686:   Neue Feuerordnung.
            Hinterlassenschaft der Eltern: 886 Gulden 86.
            Herr Burghardt Vizebürgermeister.
            Neue Kirchenuhr (große) kostet 84 Thaler.
            November: Pfarrer von  Gauerstadt +.
            Jörg Christ Schulz von Colberg

1688:   Straßenräuberplage. Eimer Bier kostet jetzt 13-14 Batzen. Hans Florschütz fährt ins
            Frankenland, Most holen. Franzose hat Heilbronn überrumpelt. Landmiliz.
            Neue Uniformordnung.
            15.10.: Colberger haben ihren 1. Schulmeister.
            Franzose haust in Deutschland. „Gott steuere dem Krieg wider das arme Deutschland“
            Bußtag wegen Türken und Franzosen. Unpünktliche Steuerzahler zahlen Strafe.
            Herr Ott Schulmeister in Colberg.
            Bürgermeister sind Herr Jörg Seyssing, Nicolaus Sauber, Jörg Gottschalk.

1689:   Metz wieder befreit. Ratsbesoldung vom Fürstliches Amt genehmigt.
           „Ummerstadt ist mein Vaterland; meines Namens hab ich keine Schand!“.
           Kaiserliches Patent: Wer zum Franzosen geht, verliert Habe und Güter.
           Franzose hat mit Türken Bündnis.
           Wird für Colberger Schulhaus gesammelt.
           Franzosen haben Mann Gemächt abgeschnitten. „Gott steuere dem Bluthund!“
           Polizeistunde 10 Uhr. Strafen.
           2 Türkinnen in Coburg im Beisein des Herzogs getauft.
           Landtag in Hildburghausen, Landmilizangelegenheiten.
           Herr Hans Fischer Kastenmeister. Ratswahl geändert. H. Rosa Bürgermeister.
           Tochter Anna Hochzeit 15.10.  Hochzeitsgäste. Mahlzeiten usw.
           Frau + 7.12. Tochter +13.12.
           Herrn Jörg Seyssing Hausfrau Eva + 7.3.1690.

1690:  Billmuthausen z.Zt. zur Pfarrei Ummerstadt. Dort Freiherrn Kind getauft.
           Landtag in Hildburghausen.
           Schulmeister Georg Gottschalk sein Examen bestanden, Lehrer in Colberg.
           Pfarrer Heyder weggezogen „hat wohl regiert“.
           Erdbeben in Coburg.
           Bürgermeister Hans Schmidt.

1693:  Vater des Pfarrers +, Justus 5.3.,Schuhmacher.
           Vaters Bruder: Veit Florschütz+, war 45 Jahre Schultheis in Bäuerfeld, 78 Jahre alt.
           Freiwillige Steuer für arme Leute eingeführt (!), alle Vierteljahr zu zahlen.
           Mai: Franzose verwüstet Heidelberg.
           Pfarrhaus neu aufgerichtet.
           Alle Habe ist anzugeben.

1694:   Amtmann Dörrfeld in Heldburg abgesetzt.
            8 Falschmünzer in Kulmbach und Baireuth gerichtet.
            Bergwerk von Junker Marschall-Einöd begonnen mit 8 Arbeitern.

1695:   Gottesackerkirche ausgebessert. Neues großes Fenster.

1696:   Wie alle 7 Jahre: Großer Flurumgang.
            Hans Hoffmann Schulz in Colberg. Husaren in Colberg.
            Stadtgericht tagt. Pfarrer von Gauerstadt +. Verhör der Bürgerschaft.
            14 Punkte. Alles Tun und Wesen angeben. Mit ja oder nein. Den Juden aller Handel verboten.
            Neuer Schulmeister: Joh. Heinrich Seyd.

1697:   Der Teufel zu Hellingen.
            Abgesetzter Schulmeister Weidenhöfer zieht nach Schwarzbach.
            Nürnberg: 500 Menschen an Seuchen +.
            Bürgermeister Joh. Fischer. Lorenz Gossenberger +. Bruder Peter in Narva.
            Jörg Rögner schießt sich in Finger.
            Kurfürst von Sachsen König in Polen.
            Türken geschlagen.
            Große Flut in Hamburg.

1699:   Stadtgericht. Judenhäuser in Bamberg von Studenten gestürmt. Teuerung durch Judenverrat.
            Sonnenfinsternis 13.9.1699

1700:   Bürgermeister Joh. Fischer.
            Feuer- und Waldordnung.
            Frau begeht in Walbur Selbstmord wegen eines betrügerischen Juden.
            Hans Florschütz meint dazu: “So hat der Teufel seine Werkzeuge, die Menschen zu vertreiben.“
            Pfarrer +, 50 Jahre
            Superintendent Treuner in Heldburg.
            Landtag.
            Neuer Pfarrer in Ummerstadt
            Kirstenpfad. Junker v. Einöd Hauptmann der Landmiliz.
            Pfarrer Dietz hat Kirchenbuch schlecht geführt.

1702:   36 Verbrecher, darunter 14 Adlige hingerichtet (in Hof).
            König von Schweden nimmt Warschau.
            G. Brachmann von Billmithausen heiratet Elisabeth Hoffmann von Ummerstadt
            Johann H. Arnolt Schulmeister in Hellingen.
            Hans Florschütz von Juden Jacob aus Autenhausen betrogen.

1703:   Landtag.
           Ummerstadt muß 3 Mann gegen die Franzosen stellen.

1705:   Scharfrichter von Coburg +.
            Bürgermeister Jörg Eberlein.
            Kaiser Leopold +.
            Stadtgericht.
            Universität Coburg gegründet.
            Gottschalk, Lehrer in Colberg, ertrunken.

1708:   Rector von Rodach, Drillinge.
            Heilbrunnen bei Schleusingen entdeckt.
            Niederlande großer Krieg.

1710:   Orgel ausgebessert.
            Blatternseuche.
            Jude in Seßlach wegen Diebstahls gehenkt. Letzte Worte: 5. Mos., 6.Kap.

1711:   Missgeburt in Gauerstdt (Kalb).
            Fürstlicher Befehl: Freiwillige Steuer für Arme. Monatliche Einsammlung. (!)
            Kein Bettler darf noch etwas bekommen. Spenden werden aufgezeichnet.
            Hans Brachmann und Marg. Thau in Colberg 28.4. geheiratet.
            Kaiser Josef +.
            Neue Hauptmusterung.
            Siman Geiger in Rieth 103 Jahre alt gestorben,
            14.6. Kaiser Karl gewählt.

1713:   Bürgermeister Arnolt. Schäfer von Rossfeld: Sohn 20 Jahre lang als Tochter ausgegeben.

1714:   Hohe Schule in Hildburghausen. Große Feier.

1716:   Salzhütte wird in Lindenau neu errichtet.
            Neue Schanzen werden errichtet. Alle, ob arm, ob reich usw. müssen helfen.
            Auch Hans Florschütz arbeitet trotz seiner 69 Jahre wacker mit. Beklagt sich aber,dass er das erste Mal mit der Hand gefront habe, wo er sonst Fuhrherr war.

1721:   Herzog Ernst Friedrich zieht nach Heldburg, besucht Ummerstadt.
            Bürgermeister Nicolaus Schwab.

1723:   Der Vater des Schäfers +, war 100 Jahre alt, musste noch arbeiten.
           4.6.: Hans Florschütz gestorben.
           6.6. „christlich zu Erd` bestattet“.
          
6.6. Jörg Gottschalk (Schwiegersohn): „Hab ich angefangen, das Buch fortzuführen“.

 Soweit einige Ausschnitte aus den Notizen des Hans Florschütz aus Ummerstadt.

 In Vorbereitung der Kriege des Preußenkönigs Friedrich II (der Große) kamen Werber für seine Armee auch nach Ummerstadt. Georg Peter Flurschütz (Flohr- oder Florschütz) wurde 1730 angeworben und nach Potsdam verbracht.

 

Als  im Oktober 1740 der römisch-deutsche Kaiser Karl VI starb wurde die sogenannte pragmatische Sanktion, die die Erbfolge für weibliche Nachfahren der Familie Habsburg ermöglichen sollte, von Friedrich II von Preußen und Karl Albrecht von Bayern angefochten.
Der Preußenkönig erhob Ansprüche auf das Land Schlesien, das damals unter Habsburgischer Herrschaft stand.
Nach einem Ultimatum am 11. Dezember 1740 in dem von Österreich die Abtretung Schlesiens an Preußen gefordert wurde, marschierte am 16. Dezember 1740 in Schlesien ein. Der erste Schlesische Krieg (1740 - 1742) hatte begonnen. Dieser Krieg der nach einigen siegreichen Schlachten für Preußen, am 28. Juli 1742 mit dem Frieden von Berlin endete berührte unsere Stadt nicht übermäßig.
Der überwiegende Teil Schlesiens ging an Preußen.
Der zweite Schlesische Krieg (1744-1745) begann mit einem Einfall Preußens in ins österreichische Böhmen.
Friedrich II. wollte mit diesem Krieg seine Eroberungen in Schlesien zu sichern.
Während des Krieges lagerten kaiserliche und bayerische Truppen unter Prinz Ludwig Friedrich von Sachsen-Hildburghausen 1743/1744 den ganzen Winter über in Eisfeld.

 1744 haben kaiserlichen Soldaten die hier im Winterquartier lagen, 3 Tage Fastnacht gefeiert. Sie haben getanzt und auch sonst allerlei Unsinn getrieben. So fuhren sie mit Musikanten auf  7 Schlitten nach Gemünda und wieder nach Ummerstadt zurück.

 Am 25. Dezember 1745 kam es, nach wiederum einigen siegreichen Schlachten für den Preußenkönig, zum Friedensschluss von Dresden.

 Darin wurde vereinbart, dass Schlesien für immer im preußischen Besitz bleiben soll. Friedrich II. erkannte im Gegenzug den Gatten von Marie Theresia, Franz I. Stephan, als Kaiser des heiligen Römischen Reichs an.
Am 18.Oktober 1748 wurde mit dem Frieden von Aachen der Österreichische Erbfolgekrieg offiziell beendet ohne das Konfliktpotential der beteiligten Großmächte Europas Preußen, Österreich, Russland, Großbritannien und Frankreich zu beseitigen.
Preußen versuchte das von ihm eroberte Schlesien durch ein Bündnissystem zu sichern. Österreich verfolgte tatsächlich das Ziel Schlesien zurück zu erobern. Rußland unter der Zarin Elisabeth war an einer Expansion nach Westen interessiert. Großbritannien und Frankreich führten in Übersee (vor allem in Amerika) Krieg um ihre dortigen Besitzungen. Da der englische König Georg II. gleichzeitig Kurfürst von Hannover war befürchtete er einen Angriff Frankreichs auf sein Kernland dem Fürstentum Hannover.
Der „Siebenjährige Krieg“ (auch „Dritter Schlesischer Krieg“ genannt) (1756 - 1763) begann als am 29. August 1756 die preußische Armee ohne vorherige Kriegserklärung die Grenze Sachsens überschritt.
Die Kämpfe verliefen in der Folge sehr wechselseitig, und die preußische Armee stand am Ende trotz großer Siege kurz vor der Niederlage.
Die ernestinischen Herzogtümer waren auf beiden Seiten vertreten. Während das Herzogtum Sachsen-Gotha und Altenburg dem Preußischen Bündnis angehörte, wurde Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen im Frühjahr 1757 zum Befehlshaber der auf Habsburger Seite („Kaiserliche“) kämpfenden Reichsarmee ernannt.
Im August 1757 begann diese Reichsexekutionsarmee mit seinem Vorgehen gegen das  von Preußen besetzte Sachsen.



Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen

Textfeld: Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen
Die Armee bestand aus einem französischen Korps unter den Prinzen von Soubise und den Reichstruppen unter dem Herzog von Sachsen-Hildburghausen. Gegen diese Truppen rückte Friedrich II. von Schlesien her an und schlug sie am  5. November 1775 bei Roßbach so entscheidend, dass die Reichsarmee in den folgenden Jahren nicht mehr als eigenständiger Verband in Erscheinung trat. Joseph von Sachsen- Hildburghausen reichte daraufhin seinen Abschied ein und zog sich aus allen militärischen Angelegenheiten zurück.
In Ummerstadt marschierten am 16. November 1757 Soldaten aus Trier durch. 200 Mann und 70 Pferde rasteten hier einen Tag. Im gleichen Jahr wurden auch 400 Pfälzer Reiter in Ummerstadt vorübergehend einquartiert.
In den folgenden Kriegsjahren wurde unsere Stadt immer wieder als Durchmarschgebiet bzw. als Quartier genutzt.
Am  24. Januar 1758 trafen 130 Mann des Herzogs Ernst Friedrich III v. Sachsen-Hildburghausen, die von Nürnberg zurück kamen, in Ummerstadt ein. 

Am 25. Juli 1758 ritten 100 Mann kaiserliche Husaren durch den Ort. Sie blieben einen Tag hier im Quartier.
Ab dem Jahre 1759 bis zum Ende des Siebenjährigen Krieges häuften sich nun die Durchmärsche und Einquartierungen und wurden eine große Belastung für die Stadt.
Am 4. Januar 1759 rückte Obrist von Berlichingen von dem kaiserlichen Savoyschen Dragonerregiment mit dem kleinen Stab ins Standquartier (62 Mann und 75 Pferde) in Ummerstadt ein.
Alle genannten Truppenteile waren „Kaiserliche“ d.h. sie standen auf  Seiten der Habsburger.
In Ummerstadt lag auch ein Lazarett. Nachdem am 7. Januar 1759 einer der Dragoner verstarb wurde er am 8. Januar mit „militärischen Ehren“ auf dem Friedhof an der Andreaskirche begraben.
Das Lazarett wurde am 13. Januar 1759 nach Colberg verlegt.
Am 31. Januar 1759 wurde in Ummerstadt „Pferdemusterung“ gehalten wobei ca. dreißig Pferde ausgemustert und verkauft wurden.
Am 1. Februar 1759 wurden hier 10 Kompanien Soldaten gemustert. Sie nahmen auf der Wiese hinter der Stadt Aufstellung und rückten dann kompanieweise auf den Markt. Dort wurden sie gemustert.
Erst am 8. März 1759 kam diese Einquartierung nach Hellingen.
Am 6. April 1759 marschierten ca. 10 000 Mann durch Ummerstadt. Am 7. April 1759 ritten 900 kaiserliche Husaren von Heldburg über Ummerstadt nach Weitramsdorf.
Der Chronist erzählt: „Es ist nicht zu beschreiben, welche Furcht bei den kaiserlichen Soldaten und den Untertanen des Landes vor den Preußen herrscht. Die Anspänner haben ihr Vieh der Vorspann wegen in den Wald getan, doch hat ihnen das nicht genützt. Auch zu Botengehen ist die Bevölkerung in fast unerträglicher Weise gebraucht worden.“
Am 11. April 1759 kamen 500 Mann Baden-Badische Soldaten zu in Ummerstadt ins Quartier. Als ein Mann von ihnen starb, wurde er auf die so genannten Eller (Willersberg) bei der Vorstadt begraben.
Vom 29. April bis 3. Mai 1759 lagen Kürassiere in der Stadt. Zwar haben die Hellinger Heu und Hafer für sie geliefert, doch für Essen und Trinken musste Ummerstadt sorgen. Kurz danach kamen wieder Soldaten vom Savoyschen Regiment hier ins Quartier.
Im Autenhäuser Wiesengrund, beim Eichenbühl, lagen Husaren als Feldwache. Etliche Mann von dieser kamen auf den Willersberg, wo ein Schafspferch stand, haben den Schäfer aus der Hütten gezogen und einige Schafe mitgenommen.
Zur Reichsarmee, die bei Königsberg lag und nach Königshofen zu marschierte, mussten unsere Anspänner neun paar Ochsen zum Heufahren stellen.
Am 8. Juli 1759 kamen 5 Mann Hildburghäuser Soldaten, um nach den Deserteuren Paul Math. Koch und Buchner zu fahnden. Ihr Suchen blieb jedoch vergeblich.
Am 17. Dezember 1759  hatte Ummerstadt den Stab vom Salzburger Regiment, von 21. bis 26. Dezember 1759 vier Kompanien Kürassiere im Quartier. Dann kamen zwei Würzburger Kompanien in die Stadt, von denen Colberg den fünften Teil bekam, während man den Rest des Regiments auf das Amt Heldburg verteilte.
Am 18. Jan 1760 wurde das Regiment umquartiert, wobei Ummerstadt nur eine Kompanie erhielt. Doch schon am 26. Januar 1760 wurden noch 70 Kürassiere und am 2. Februar zwei weitere Kompanien hierher verlegt, die am 6. Februar nach Gleichamberg abrückten.
Am 20. Februar wollten 8 Husaren für 50 Mann Quartier machen. Doch verwies der hier liegende Rittmeister diese nach Weitramsdorf,  Weidach und Schlettach.
Am 15. März 1760 kamen 109 gefangene Soldaten, Hessen und Hannoveraner hier an. Sie wurden von 50 Soldaten aus der Pfalz bewacht. Die Gefangenen kamen ins Rathaus und wurden am nächsten Tag nach Oberheßfeld abgeführt. In Römhild sollten sie ausgeliefert werden.
Vom 10. bis 27. Mai 1760 lagen zwei Kompanien Rothenburger und Eichstädter Soldaten in unserer Stadt. Sie zogen weiter in Richtung Hofheim.
Im September 1760 streifte eine 20 Mann starke Rotte Preußen in unserer Gegend umher. Sie wollten Geld erpressen. Die Autenhäuser mussten ihnen 100 fl geben. Trotzdem plünderten sie u. a. auch das Pfarrhaus und nahmen dem Händler Pfeifer für 200 fl Waren ab.
Am 10. Dezember 1760 mussten aus dem ganzen Amt Heldburg 3000 Rationen Heu und Hafer für die Württembergischen Truppen nach Römhild geliefert werden Der Stadtrat kaufte den Hafer, den Ummerstadt liefern musste,  in Westhausen und ließ ihn von da aus gleich dorthin schaffen.
Am 26. Januar 1761 hat Ummerstadt 30 Sack Getreide für die französische Armee von Alsleben nach Schweinfurt fahren müssen.
Neben Durchmärschen hatte die Stadt am 26. Februar 1761 eine Nürnberger Kompanie zu der am 28. Februar der Stab kam, und am 9. April 1761 drei Kompanien Kurpfälzer im Quartier, die am 14. April wieder abrückten.
Der 25. Mai 1761 brachte die Einquartierung des Stabs von Württemberger Truppen, der bis 3. Juni hier blieb und dann ins Lager nach Eisfeld abzog.
1761 mussten 255 fl Kriegssteuern in die Fürstliche Landekasse nach Hildburghausen gezahlt werden.
Ungefähr 330 fl wurden an Fuhrlohn für Getreide, Heu und Stroh ausgegeben, 125 fl. für 80 Srn. Hafer, den die Stadt in Westhausen und Schlechtsart erkaufte und nach Römhild ins französische Magazin, nach Eisfeld ins dortige Soldatenlager und nach Stressenhausen für die dort liegenden Dragoner liefern musste. 85 fl gab man noch für Soldatenfuhren aus.

 

        General Georg Christof von Oelhafen

Vom 21. Dez 1762 bis 12. März 1763 lag General Georg Christoph von Oelhafen mit dem Stab im Winterquartier in Ummerstadt. Er zog dann auf sein Gut bei Nürnberg, Vorher hatte er an die Armen in unsrer Stadt 2 Reichstaler. austeilen lassen und 24 Batzen dem Gotteskasten verehrt (1 Batzen = 1/15 fl oder 1 Gr. 5 Pfg = 17 Pfg)

Am 25. Dezember 1761 starb die Zarin Elisabeth. Ihr Nachfolger wurde ihr Neffe Peter der III. Er war ein Bewunderer des Preußenkönigs und schloß am 5. Mai 1762 einen Friedens- und Bündnisvertrag mit Preußen.
Damit war der Weg zu Friedensverhandlungen frei.
Über die Vermittlung des sächsischen Freiherrn von Fritsch begannen am 2. Januar 1765 die Verhandlungen im sächsischen Hubertusburg.
Nach teilweise schwierigen Verhandlungen zwischen dem Hofrat von Collenbach für Österreich, Freiherr von Fritsch für Sachsen und der Geheime Legationsrat Ewald Friedrich von Hertzberg für Preußen erfolgte am 5. Februar 1763 der „Friedensschluß zu Hubertusburg“  zwischen Preußen und seinen Gegnern.

Das „Dank- und Friedensfest“ wurde in Ummerstadt am ersten Sonntag nach Ostern (10.4.1763) gefeiert.
(„bei der der ehrbare Rat 19 fl 19 Gr 4 Pfg,  sämtliche Bürgerschaft 21 fl 17 Gr 61/2 Pfg verzehrte.“)

Durchmärsche fanden aber immer noch statt, da die Österreicher, Preußen und die Reichstruppen nur schrittweise die besetzten Gebiete räumten..

Die Belastungen für Ummerstadt in diesen Kriegen waren zwar nicht so  stark wie die des dreißigjährigen Krieges, weil u.a. das Plündern und Morden ausblieb. Die Disziplin der Truppen war durch klare militärische Gliederungen und feste Führung der Soldaten weit größer als im großen voran gegangenem Krieg. Das Verhältnis, besonders der Truppenführung zur Bevölkerung war rücksichtsvoller als früher, was man auch am Verhalten des General von Oelhafen erkennen kann.

Trotzdem war es für unsere Stadt natürlich sehr schwierig mit den vielen Durchmärschen und Einquartierungen ohne Not fertig zu werden, waren doch die Kontributionen und Lieferungen recht erheblich und führten mit der allgemeinen Teuerung, die der Krieg mit sich brachte, zu einer starken Erschöpfung des Landes.

Ummerstadt war in dieser Zeit Teil des Amtes Heldburg und gehörte damit zum Herzogtum Sachsen-Hildburghausen.
Die Stadt hatte noch schwer mit der Überwindung der Auswirkungen des 30-jährigen Krieges zu tun. 

Die jetzige Stadtkirche, die den Namen  „Zur heiligen Dreifaltigkeit“ erhielt, wurde ab 1745 (Grundsteinlegung 2. August 1745)  mit vielen Kosten von Grund aus neu und schön an den Turm und auf dem Platz der vorigen, die 1654 eingeweiht wurde,  gebaut (23. Juni 1748 Weihe). Sie steht heute noch am gleichen Ort. Das Kirchenschiff ist eigentlich zu groß für den Turm geraten, so dass die Kirche asymmetrisch erscheint.

Seit dem Brand von 1632 wurde im Rathaus nur notdürftig ein Schankbetrieb aufrechterhalten. Da aber in Ummerstadt kein Ort vorhanden war, wo man durchreisende Menschen beherbergen konnte wurde 1657 Teile der alten baufällig gewordenen Lehnmühle abgebrochen und auf den hinteren großen Keller gesetzt. Dort wurde eine provisorische Herberge errichtet.

 

Die Stadttore der Stadt Ummerstadt (Thüringisches Staatsarchiv, Meiningen)

Die Stadt besaß weiterhin noch ihre drei Stadttore, die 1712 repariert wurden. Im gleichen Jahr wurden auch neue Torwächter bestellt.

Es waren dies:
Nik. Rosa, Häfner, für das Hirtentor
Georg Höllein, Stadtknecht, für das Brückentor und
Mathes Mesch, für das Rote Tor.

Die Aufgabe dieser Torwächter bestand darin, die Tore früh und abends zur rechten Zeit zu öffnen und zu schließen. Die Tore wurden zwischen Ostern und Michaelis (29. September) gegen 20:00 Uhr, und von Michaelis bis Ostern gegen 17:00 Uhr geschlossen. Morgens wurden die Tore im Sommer gegen 04:00 Uhr und im Winter gegen 06:00 Uhr geöffnet.
Der Schlüssel zum roten Tor durfte niemanden als den beiden Wächtern gegeben werden, die beim Ausrufen der Stunden in der Vorstadt durch das kleine Türchen gehen mussten. Vor dem roten Tor stand bis 1688 ein altes Turmgebäude. Dieses wurde wegen Baufälligkeit an den Anlieger Hans Schmidt jun. (Daher auch der Name „Schmidtstor“) verkauft. Zum eigentlichen Namen „Rotes Tor“ kam es durch seinen roten Anstrich. Man gab ihm diesen, um die Leute darauf hinzuweisen, dass nicht allzu weit davon der Galgen stand. Die Verurteilten mussten zur Vollstreckung des Urteils durch dieses Tor gehen.
Die Namen der beiden anderen Tore „Brückentor“ und „Hirtentor“ erklären sich von selbst.
Die Großmächte Frankreich und Großbritannien nutzten schon im 18. Jahrhundert die Kriege in Europa um Ihre Interessen in Amerika, Kanada und Indien mit militärischen Mitteln auszutragen.
Frankreich brannte, nach dem Verlust eines großen Teils seines Kolonialreichs (ganz Kanada und alle Teile Indiens), auf Revanche an Großbritannien und geriet immer tiefere Staatsverschuldung. Die Franzosen unterstützten die rebellierenden Kolonien im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, der mit der Staatsverschuldung zu den wichtigsten Ursachen der Französischen Revolution wurde.
Nach der Hinrichtung der französischen Königsfamilie währen der Revolution die 1789 in Frankreich begann, schlossen sich  Österreich und Preußen, nachdem Kräfte der Gegenrevolution ein Interventionsrecht zugunsten der Monarchie proklamierten (Pillnitzer Deklaration vom 27. Aug. 1791), zu einem Bündnis gegen Frankreich zusammen und führte den so genannten  „1. Reichs- und Koalitionskrieg“ gegen das nun republikanische Frankreich.



"Herzog Friedrich von Sachsen-Hildburghausen"

Nach der Kriegserklärungen Preußens und Österreichs an Frankreich  am 20. April 1792, stellte Friedrich von Sachsen- Hildburghausen ein Truppenkontingent, welches die Festung Ehrenbreitstein besetzte.
Auf Ummerstadt entfielen 3 Mann, die mit den Truppen auszogen: Johann Karl Römhild, Johann Chr. Hegler, beide von Hildburghausen und Simon Buchin, später ebenfalls in Hildburghausen wohnhaft. Als die Stadt noch einen Mann stellen musste, ging Johann Bäumert von Ummerstadt freiwillig dazu. Jeder erhielt 200 - 250 fl Handgeld.

Textfeld: Herzog Friedrich von Sachsen-Hildburghausen
Die mit nationaler Euphorie kämpfenden französischen Volksheere errangen durch ihren Elan, gute Truppenführung und ihre unkonventionelle Kampfweise große Erfolge gegen die veralteten, konventionell geführten Armeen der Koalition. Besonders als Preußen sich aus dem Krieg zurückzog erlitt Österreich, besonders in Oberitalien große Niederlagen. Österreich verlor im Zuge dieses Krieges alle linksrheinischen Besitzungen.

In den weiteren fünf Koalitionskriegen festigte Frankreich mit seinem siegreichen Feldherren Napoleon ihre Herrschaft in Mitteleuropa.

In Ummerstadt selbst war die Erholungsphase vom 30 jährigen Krieg noch nicht zu Ende. Es waren noch nicht alle zerstörten Häuser wieder aufgebaut. Die Zuwanderung und die beginnende Entwicklung der Töpferei in Ummerstadt brachte aber einen kleinen Aufschwung. Die Feldzüge verlangten aber nicht nur einen Blutzoll von der Bevölkerung, sondern es wurden wieder Abgaben und Kontributionen verlangt, die für die Stadt eine große Belastung waren.
In den Jahren 1795 bis 1800 waren in Ummerstadt öfters Sachsen-Gothasche Dragoner einquartiert. Sie gehörten zu dem militärischen Cordon, der nach den Vorschlägen des Herzogs Carl August von Weimar an der Grenze gegen Franken, in deren Nähe die Franzosen standen, errichtet war. Der Einfall der Franzosen bildete eine Episode im Reichs- und Koalitionskrieg gegen das republikanische Frankreich, das die Städte Frankfurt, Nürnberg, Bamberg besetzt hatte und deren Truppen sich auch der sächsischen Grenze näherten.
Die Amtsdorfschaften des Amtes Heldburg hatten durch den in Rentweinsdorf im Quartier liegenden General  Levebre zur Sicherung der Personen und des Eigentums am 5. August 1796 einen Schutzbrief erhalten.. das Militär war trotzdem notwendig um eine Viehseuche fernzuhalten, die durch zu leistende Fuhren für die französische Armee eingeschleppt war. Um niemanden aus den verseuchen Orten einzulassen, stand Bürgerwache an den Toren. Auch wurden keine Märkte mehr abgehalten.
Für die sächsischen Dragoner musste die Stadt Ummerstadt von 1795 bis 1801 große Mengen Hafer bereitstellen.

Im Jahre 1806 (7. und 8. Oktober) wurde eine Nummerierung der bestehenden Häuser in Ummerstadt durch den Ratsdiener Friedrich durchgeführt.

                         Hausnummer              Gebäude (Bewohner/Eigentümer) 

1                     Stadtkirche
2                     Ernst Schramm, 1 Stock
3                     Georg Dössinger 1 ½ Stock
4                     Mich. Forkels Wtw. ½ Wohnhaus
4                     Daniel Strecker
5                     Georg Fr. Gottschalk 2 Stck
6                     Christoph Jäger, Leineweber, 1 Stock
7                     Johann G. Fröbel, Schneider, 2 Stock
8                     Johann G. Geuther, Glaser ½ Wohnhaus
8                     Paul Seusing
9                     Adjunktur-Wohnung
10                   Johann Nik. Döhler, Schuhmacher, 1 Stock

11                   Georg Chilian, Ackersmann, 2 Stock
12                   Georg Fr. Chilian, Tuchmacher, 2 Stock
13                   Rathaus
14                   Johann, Christian Chilian, 2 Stock
15                   Johann, G. Chilian, Ackersmann, 2 Stock

16                   Georg u. Johann Vetter, Büttner, 1 Stock
17                   Johann Nikolaus Malsch, 2 Stck
18                   Johann, Fr. Jäger, Leinweber, 1 Stock
19                   alte Schulwohnung, 1 Stock
20                   Michael Baumert, Schumacher, 1 Stock
21                   Johann G. Lutter, Schuhmacher, 1 Stock
22                   Fr. Kempf, 1 ½ Stock
23                   Georg Lutters Erben, 2 Stock
24                   Jakob Baumerts Erben, 1 Stock
25                   Georg Nik. Franz, Schuhmacher, 1 Stock
26                   Diakonat
27                   Johann Böschner, Seiler, ½  Wohnhaus
27                   Heinrich Hofmanns Witwe, ½ Wohnhaus
28                   Schäferswohnung
29                   Johann, Hei. Ros, 1 Stock
30                   Georg Friedrich Hofmann 1 Stock
31                   Heinrich Gottschalk, Weber, 2 Stock
32                   Nikolaus Chilian, Metzger, 2 Stock

 Hausnummer              Gebäude (Bewohner/Eigentümer) 

33                   Jakob Friedrich Fischer, 2 Stock
34                   Georg Bosecker, ½ Wohnhaus
34                   Georg Heinrich Fischer ½ Wohnhaus
35                   Nikolaus Schubert ½ Stock
36                   Nikolaus Rosa, Ackersmann, 2 Stock
37                   Johann Paul Chilian, Ackersmann, 2 Stock
38                    Nikolaus Fischer, Beck, 2 Stock
39                    Johann, Friedrich Eck, Schneider, ½ Wohnhaus
39                    Barbara Henne, ½ Wohnhaus
40                    Georg, Nikolaus Chilian, 2 Stock
41                    Georg Forkels Witwe, 1 Stock
42                    Friedrich Heubisch, 1 Stock
43                    Johann, Christian Weis 1 Stock
44                    Nikolaus Schubert, Stock
45                    Georg, Nikolaus Oppel, ½ Wohnhaus
45                    Christoph Schubert, ½ Wohnhaus
46                    Georg Gutjahr, 1 Stock
47                    Georg Gutjahr, 2 Stock
48                    Martin Biedermann, 2 Stock
49                    Martin Döhler, 1 Stock
50                    Friedrich Döhler, Zimmermann, 1 Stock
51                   Nikolaus Berghold, Häfner, 2 Stock
51 ½                Stadtschreiber Hesse’s neu gebautes Gartenhaus
52                    Johann Georg Ros, Ziegelh, 1 Stock
53                    Georg Friedrich Berghold, 1 Stock
54                    Michael Krämer, 1 Stock
55                    Peter Gutjahrs Witwe, 1 Stock
56                    Dorothea Rosa, Witwe, 1 Stock
57                    Johann, Kaspar Berghold, 1 Stock
58                    Georg Berghold, 1 Stock
59                    Christian Heilingloh, 1 Stock
60                    Kaspar Berghold, jun.,2 Stock
61                    Johann, Nikolaus Pickel, 2 Stock
62                    Georg Reisenweber, 2 Stock
63                    Kaspar Gossenberger, Metzger, 2 Stock
64                    Johann, Georg Stösel, Häfner, 1 Stock
65                    Georg Nikolaus Stösel, Häfner, 1 Stock
66                    Georg Nikolaus Fröbel, 2 Stock
67                    Paul Christian Schubert, Zimmermann, 2 Stock
68                    Johann, Nikolaus Berghold, Ackersmann, 1 ½ Stock
69                    Paul Christian Berghold, 2 Stock
70                    Stadtmühle
71                    Heinrich Brad, 1 Stock
72                    Heinrich Eberleins Witwe, 2 Stock
73                    Anna Margarete Eberlein, 2 Stock
74                    Peter Fischer, Bäcker, 2 Stock

                         Hausnummer              Gebäude (Bewohner/Eigentümer)

                                   75                    Christian Chilian, Tuchmacher, 2 Stock
                                   
76                    Herr Kämmerer Fischer, 2 Stock
                                   77                    Georg Fischer, Wagner, 2 Stock
                                   78                    Michael Bosecker, Bäcker, 2 Stock
                                   79                    Georg Cilian, Tuchmacher, 2 Stock
                                   80                    Georg Gossenberger, 2 Stock
                                  
81                    Phillip Weis, 2 Stock
                                   82                    Andreas Leipolds Witwe, 2 Stock
                                  
83                    Peter Fischer, Metzger, 2 Stock
                                   84                    Georg, Friedrich Franz, 2 Stock
                                   85                    Kunigunde Sandmann, 2 Stock
                                   86                    Karl Döhler, Zimmermeister, 2 Stock
                                   87                   Nikolaus Chilian, Metzger, 2 Stock
                                   88                    Eva, Barbara Jäger, 2 Stock
                                   89                    Herr Bürgermeister Eberlein, 2 Stock
                                   90                    Frau Adjunkt Wagner, 2 Stock
                                   91                    Gottfried Berghold, Leineweber, 1 Stock
                                   92                    Israel Reinhold Voit, 1 Stock
                                   93                    Johann Georg und Heinrich Voit, 2 Stock
                                   94                    Georg Eberlein, Tuchmacher, 2 Stock
                                   95                    Christian Stösel, 2 Stock
                                   96                    Nikolaus Eberlein, Ackersmann, 2 Stock
                                   97                    Heinrich Fischer, Ackersmann, 1 Stock
                                   98                    Nikolaus Florschütz und Georg Chilian, 2 Stock
                                   99                    Kunigunde Eckin, 1 Stock
                                  100                   Michael Sauerbrey, Häfner, 1 Stock
                                  101                   Kaspar Hörnlein, 2 Stock
                                  102                   Anna, Dorothea Müller, 1 Stock
                                  103                   Johann, Nikolaus Eck, Büttner, 2 Stock
                                  104                   Johann Schwesinger, 1 Stock
                                  105                   Kaspar Schwab, 2 Stock
                                  106                   Gebrüder Götz, 2 Stock
                                  107                   Friedrich Hollstein, 1 Stock
                                  108                   Herr Schwab, Senator, 2 Stock
                                  109                   Heinrich Fischer ½ Wohnhaus
                                  109                   Simon Henneberger, ½ Wohnhaus
                                  109                   Andreas Chilian, 1 Werkstatt, Nebenbau und Lohhaus
                                  110                   Heinrich Fischer, Gerbermeister, 2 Stock
                                  111                   Herr Landkammerrat Fischer, 2 Stock
                                  112                   Schunk und Michael Florschütz, 2 Stock
                                  113                   Dorothea Jakobin, 2 Stock
                                  114                   Stadtknechtswohnung mit Gefängnissen , 1 Stock
                                  115                   Hospital 1 ½ Stock
                                 
116                   Nikolaus und Marga Chilian, 2 Stock
                                  117                   Leipolds Witwe, 1 Stock
                                 
118                   Schul- und Stadtschreiberwohnung, 2 Stock
                                  119                   Johann Schleifenheimer, 2 Stock
                                  120                   Nikolaus Oppel, ½ Wohnhaus

Hausnummer              Gebäude (Bewohner/Eigentümer) 

                                  120                   Nikolaus Motschmann, ½ Wohnhaus
                                 
121                   Georg, Andreas Chilian, 2 Stock
                                  122                   Georg Rosenmüller, 2 Stock
                                  123                   Herr Stoll, 2 Stock

                                  124                   Michael Sollmann, 2 Stock
                                  125                   Georg, Andreas Chilian,1 Stock
                                  125                   ein Brunnenhaus des Stadtrats
                                  126                   Herr Biedermann, ½ Wohnhaus
                                  126                   Georg Zapf, Isen ½ Wohnhaus
                                  127                   Frau Hörnlein, 2 Stock
                                  128                   Georg Zapf, jun. Schuhmacher, ½ Wohnhaus
                                  128                   Anna Barbara Koch, ½ Wohnhaus
                                  129                   Heinrich Stegner, 2 Stock
                                  130                   Andreas Biedermann, 2 Stock
                                  131                   Paul Knauf, 1 Stock
                                  132                   Nikolaus Gutjahr, 1 Stock
                                  133                   Hirtenwohnung
                                  134                   Wilhelm Worts’s Witwe, 2 Stock
                                  135                   Erlachsmühle des Stadtrats
                                  136                   Walk- und Ölmühle im Lehngrund; Johann Heinrich Chilian
                                  137                   Lohmühle im Lehngrund; Christian Sandmann 

Die Liste wurde erst 1823 aufgestellt. Die Hausnummern wurden, wie man sieht, ohne Rücksicht auf die Straßennamen zugeordnet. Diese Hausnummern sind zum größten Teil heute noch gültig.

Nach der Schlacht bei Jena und Auerstädt, die mit dem Zusammenbruch Preußens endete, haben sich die im Krieg Frankreichs gegen Preußen zunächst neutral verhaltenden sächsischen Herzogtümer, auch das Herzogtum Sachsen-Hildburghausen, dem 1806 gegründeten Rheinbund angeschlossen. Nun mußte sie auf der Seite Napoleons kämpften. (Für das Regiment Herzog von Sachsen??)

Der Herzog von Sachsen-Hildburghausen hatte gemäß den Forderungen des Rheinbundes  Truppen zu stellen, das Hildburghäuser Land brachte 200 Mann Soldaten auf, die General Loison unterstellt wurden und zunächst  Belagerung von Kolberg teilnahmen.

Im Jahr 1809 wurden 150 Hildburghäuser Soldaten General Rouger unterstellt und kämpften in Tirol. Wegen der dabei gezeigten Tapferkeit wurde Regimentskommandant von Egloffstein mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet.

Die von Ummerstadt eingezogenen Männer Karl Römhild, Johann Bäumert und Simon Buchin mussten 1810 am Spanienfeldzug teilnehmen.

Schreiben von Karl Römhild, Johann Bäumert und Simon Buchin an den Bürgermeister von Ummerstadt mit der Bitte um Unterstützung.

(Inhalt: auszugsweise)

„Da es nun ganz sicher und bestimmt ist, dass wir kommenden Dienstag nach Spanien zum Regiment abgehen müssen, so halten wir es für unsere Schuldigkeit uns den Herrn Bürgermeister und … ehrenfesten Stadtrat gehorsamst zu empfehlen mit den Wunsch und herzlicher Bitte, uns armen und verlassenen Teufel, die wie allgemein bekannt ist, weiter nichts als Rock und das wenige Traktament haben, mit einer kleinen Beisteuer und Reisegeld zufließen lassen mögen. Wer weiß ob von uns einer wieder sein Vaterland sieht! Dagegen glauben und hoffen wir, sie werden unsere Bitte um desto mehr Gehör geben und uns vielleicht das letzte Andenken an Ummerstadt nicht abschlagen. Wir wünschen dagegen, dass Gott der Vergelter ihrer Wohlfahrt seie, und sie nebst allen guten Ummerstädtern gesund vergnügt und wohl erhalten möge.  ….. wir und ihren gütigen und gerechtem Andenken und sind und bleiben mit Hochachtung und Ergebenheit

  dero                                            Carl Römhild“


Nachdem das Regiment in Spanien gekämpft hatte, kehrten 1811 nur 17 Hildburghäuser Soldaten zurück.
Auch Karl Römhild und Johann Bäumert sind aus diesem Krieg nicht zurückgekehrt.
Das restliche schon bewilligte Handgeld wurde noch 1812 an die Ehefrauen ausgezahlt.
Simon Buchin kehrte aus dem Feldzug zurück und starb am 17. Februar 1840 im 72. Lebensjahr in Hildburghausen.

Oberlehrer Adolf Joch aus Muppberg hat 1835 in seiner Veröffentlichung „Sachsen-Meininger Kriegsteilnehmer von 1807 bis 1815“, 17  Teilnehmer der Napoleonischen Kriege für Ummerstadt und Erlebach aufgeführt.

Ihre Namen sind:

Bäumert, Johann
*29. 08. 1786 + 09. 1810 in Gerona
Sohn des Schuhmachers Johann Jakob Bäumert und Eva Maria Schmidt
oo 17. 08. 1806 Johanna Barbara Friederike Christiane Bauer, Eisfeld

Bäumert, Melchior
*20. 07. 1793
Bruder des Bäumert Johann
1812 vermißt

Bäumert, Michael
1815 Belagerung von Neubreisach

Bölschner, Friedrich Chirurg
*15. 07. 1792
Sohn des Seilers Johann Georg Bölschner und Anna Margarethe Eck
1812 vermißt

Chilian, Georg Christian
*26. 10. 1787 + 1861
Sohn des Tuchmachers Johann Nikol Chilian und Anna Margarethe Biber
verpflichtet 28. 08. 1813
Tuchmacher
desertiert 29. 08. 1813 aus der Garnison

Döhler, Kaspar
*28. 09. 1788
Sohn des Zimmerer Johann Kaspar Döhler und Ottilie Oppel
verpflichtet 28. 12. 1813, desertiert 01. 1814 vom Urlaub, wieder gestellt 10. 01. 1815 - 40 Stockprügel
1815 Belagerung von Neubreisach

Franz, Georg Friedrich
*18. 08. 1789
Sohn des Schmieds Georg Nikol Franz und Anna Margarethe Müller
verpflichtet 16. 05. 1815
Schmied
1815 Belagerung von Neubreisach

Franz, Johann Andreas
*29. 10. 1794 + 26. 10. 1879
Sohn des Schuhmachers Georg Friedrich Franz und Dorothea Elisabeth Ebert
verpflichtet 16. 05. 1815
Schuhmacher

Fischer, Georg Nikol
*14. 01. 1784
Sohn des Metzgers Johann Nikol Fischer und Anna Maria Eck
1812 vermißt

Gutjahr, Johann Nikol
*07. 04. 1793
Sohn des Häfners Johann Nikol Gutjahr und Eva Margarethe Chilian (Stiefvater Johann Michael Sauerbrey)
verpflichtet 16. 05. 1815
Töpfer
oo 14. 04. 1819 Anna Barbara Lutz, Heldburg

Hegeler, Johann Christian, Erlebach
Sohn des Soldat Wilhelm Hegeler
verpflichtet 05. 03. 1807 für Ummerstadt unter den gebräuchlichen Bedingungen

Henne, Adam freiwilliger
verpflichtet 06. 05. 1815
Belagerung von Neubreisach

Römhild, Johann Karl
verpflichtet 05. 03. 1807 für Ummerstadt (siehe Hegeler)

Stoll, Johann Heinrich
*08. 03. 1786
Sohn des Schneiders Johann Heinrich Stoll und Eva Margarethe Fischer
verpflichtet 06. 03. 1807 für Gemeinde Hellingen

Werner, Johann freiwilliger Jäger
*14. 01. 1787
Sohn des adel. Jäger Johann Ernst Werner und Johanne Ernestine Elisabeth Walter, Heldburg
verpflichtet 1814
Forstassessor in Coburg
1814 Belagerung von Mainz
28. 07. krank in Oppenheim

Wilke, Johann Kaspar
*07. 07. 1793 + in Königsberg
Sohn des Häfners Christian Wilke und Dorothea Elisabeth Stößel
verpflichtet 14. 04. 1812
1812 in Rußland
Er hinterließ 328 Gulden fr. Vermögen
Erben : Bruder Johann Jakob Wilke, Baudissin und Schwager Georg Nikol Oppel,

Böhm, Albrecht, Erlebach
17 Jahre
verpflichtet 05. 03. 1814
desertiert 11. 1814 mit 25 Stockhiebe bestraft
15. 06. 1815 wieder desertiert

Hinzu kommt noch:

Römhild, Johann Kaspar (aus Hildburghausen)
*20.07.1789
Sohn des Lakais bei Prinz Eugen und Johanna Barbsch
oo Henriette Ortleb
05.03.1807 Stellvertreter für Ummerstadt
Tüncher
250 Gulden Dienstgeld
1807 Belagerung von Kolberg
1809 in Tirol
1810 in Spanien, 31.08.1810 wegen Untauglichkeit aus Gerona fortgeschickt, kam aber in Hildburghausen nicht an.
Seine Witwe erhielt 31 Gulden rhein. Abschlagszahlung

Zu den im Monat November 1806 ausgeschriebenen französischen Kriegskontributionen hatte Ummerstadt 999 fl. zu zahlen. 

Als die französische Armee durch Coburg zog, kamen auch 400 Mann nach Schlettach.
Ummerstadt musste für diese 400 Pfd Fleisch, ebensoviel Brot, drei Eimer Bier, auch Branntwein und Kaffee liefern.
Da das geforderte Fleisch nicht geliefert werden konnte, nahmen sie einen Ochsen von Paul Chilian mit, den sie für 1 Karolin gekauft haben. Jeder Bürger gab in der schnelle noch einen Laib Brot. (1 Karolin = 11 fl.)

Soldatenfuhren mussten nach Schlettach, Scheuerfeld, Saaalfeld, Gräfenthal und anderen Orten geleistet werden.

 
                                                          
Schlacht bei Jena und Auerstedt

Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt, die mit dem Zusammenbruch Preußens endete,  wurden für die französischen Lazarette Weizenmehl, Gerste, Branntwein, Zwetschgen und Charpie zum Verbinden geliefert. Beim Charpiezupfen im Rathaus wurden auf Kosten der Stadt 24 Maß Bier getrunken.
(Charpie oder Scharpie war ein Wundverbandsmaterial, das aus Fasern bestand, die durch Zerzupfen von Baumwoll- oder Leinenstoffen gewonnen wurde.)
1807 und 1808 zogen viele Truppen von Preußen aus durch Coburg, Hildburghausen, die langen Berge und Rodach. Es waren meist schwere Reiter.
Die Kontingente der sächsischen Fürsten wurden 1809/10 auch bei den Kämpfen Napoleons gegen Tiroler und Spanier und für den Rußlandfeldzug 1812 mit herangezogen. In Tirol hatten sie die Avangarde (Vorhut) zu bilden und erlitten wie in Spanien große Verluste. Am 24. August 1809 wurden die von Tirol zurückgekommenen 15 Mann der Hildburghäuser Kontingentsoldaten durch den Schlundwirt Fischer aus städtischen Kosten gespeist.
Am 26. März 1809 waren 100 Mann französische Reiter in Ummerstadt einquartiert, nachdem am 25. März 1809   400 Mann und am 31. März 100 Mann durchmarschierten.

Am 29. Juni 1809 verstarb hier ein stark verwundeter österreichischer Soldat.
Chr. Friedrich Patschka aus Crossen des Stifts Zeitz in Kursachsen. Er wurde hier beerdigt. Totengräber Kempf erhielt 12 Batzen um das Grab herzurichten.

In dieser Zeit mussten die Bauern unbeschreiblich viele Fuhren für das Militär leisten.
Um Englands Handel zu schaden, führte Napoleon die so genannte Kontinentalsperre ein.
Bei der am 22. November 1810 in Ummerstadt erfolgten Untersuchung der Läden auf englische Waren wurde durch das Amt 2 fl. 3 Batzen, von der Dienerschaft 2 fl. 7 Batzen, von dem Corporal und 7 Bemeinen 12 Batzen 12 Pfg verzehrt.
In Coburg wurden die gefundenen englischen Waren vor den Weihnachtsfeiertagen 1811 auf dem Anger, in Hildburghausen am Neujahrsheiligabend auf dem Römersbach verbrannt.

Als die Hildburghäuser Mannschaft 1812 wieder ausrückte, mussten von Ummerstadt am 25. Februar 1812
Böschner
, Georg Friedrich als Feldscher und
Fischer
Joh, Nicol, Metzgersohn, als Gemeiner mit.

Am 6. Juli 1812 wurden noch die beiden Rekruten
Bäumert
Mich. und
Wilke
Kaspar

in Hildburghausen eingezogen

Georg Friedrich Böschner ist im Laufe von Kampfhandlungen erstochen worden.

Unsere Anspänner wurden Fuhren nach Meeder, Walbur, Rodach, Eisfeld, Unterneubrunn und Rudolstadt verlangt. Vom 20. bis 23. März 1812 waren zwei Schwadronen Württenbergische Dragoner in Ummerstadt einquartiert., Am 24. März  folgte die Infanterie. Sie zogen über Rodach und die langen Berge weiter.

Bis 1813 nahmen die Männer auf der Seite Napoleons an den Feldzügen teil. Am 24. November 1813 erfolgte endlich die Lossagung vom Rheinbund, 1814 konnte Napoleon gestürzt werden.
Wegen der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht wurde 1809 in Heldburg gelost.
Alle jungen Männer im Alter von 18. bis 28. Jahren mussten erscheinen. (28 Jahre war deshalb die Obergrenze, da man unter 28 Jahre weder heiraten sollte noch Meister werden konnte.) Die einzelnen Söhne der Familien waren von der Wehrpflicht befreit.

1813 hob auch der Herzog von Hildburghausen wieder 200 Mann aus. Am 26. Juli 1813 mussten sie einrücken.. In diesem Jahr ging Kaspar Franz, Huf- und Waffenschmied, nach Gotha, um Armaturstücke zu reparieren.
1814 war er mit Joh. Nik Lutter bei den zur Landwehr ausgehobenen Mannschaften. Sie erhielten von der Stadt 18 fl. 45 Kr als Geschenk.
90 fl. wurden zur Unterstützung der „vaterländischen Truppen“ von der Bürgerschaft gesammelt.

 

Dem in der Völkerschlacht bei Leipzig geschlagenen Kaiser Napoleon folgten, die Heere der Verbündeten. Sie überschritten in der Neujahrsnacht bei Kaub den Rhein und hielten im Frühling 1814 ihren Einzug in Paris.

Am 11. April 1814 wurde durch Abblasen einiger Choräle vom Kirchturm in Ummerstadt dieses Tages gedacht.  

Ein großes Fest wurde aber am 19. Oktober 1814 abgehalten.
Man feierte auch in Ummerstadt den großen Sieges in der Völkerschlacht bei Leipzig.
Jeder Bürger der Stadt bekam 2 Maß Freibier und Semmeln.
Als Napoleon 1815 von Elba zurückkehrte, nahmen auch Truppen dem Hildburghäuser Land am Feldzug gegen ihn teil.

Nachdem sich nach den Napoleonischen Kriegen der Traum von der Einheit Deutschlands nicht erfüllte, kam es in den verschiedenen Ländern Deutschlands immer wieder zu Unruhen. Besonders die studentische Jugend die sich häufig in Burschenschaften sammelte trug die Idee der Einheit und Freiheit des Landes weiter. (Wartburgfest 1817)

In Frankreich war das Bürgertum und die Arbeiterschaft sehr unzufrieden mit der Politik ihres Königs Louis Philippe. Die Situation spitzte sich im Februar 1848 zu, so dass es in Paris am 21. Februar 1848 zu Protesten kam, die, nach einer vorübergehenden Vereinigung von Arbeitern und Bürgern, in Straßen- und Barrikadenkämpfen mündete.

 

                                               Barrikadenkämpfe in Berlin

Dieser revolutionäre Funke sprang schnell nach Deutschland über. Besonders in den großen Städten kam es zu Unruhen, die teilweise auch in Barrikadenkämpfen endeten.
Diese sich über ganz Deutschland sich verbreitenden politischen Bewegung ging auch an Ummerstadt nicht spurlos vorüber.
Die Bürger der Stadt stellten einen Forderungskatalog von 17 Punkten auf, der folgenden Inhalt hatte:

  1. Die von Herrn Joseph Meyer, Hildburghausen, ergangene Petition soll an den Landesherrn abgeschickt werden.
  2. Die Waldbußen sollen künftig der Stadt zufließen.
  3. Der Steuereinnehmer muss vom Staat bezahlt werden.
  4. Jeder Bürger soll im Frühjahr und im Herbst Streu erhalten.
  5. Das Bürgermaßholz soll früher als seither angewiesen werden.
  6. Es ist ein anderer Flurknecht zu wählen.
  7. Die Bezirksvorsteher sollen nicht als Begleitperson mit dem Exequierer gehen.
  8. Das Bürgermaßholz soll an jeden verheirateten Bürger, Witwer, sowie an Witwen und unverheiratete  Personen, welche allein wohnen, abgegeben werden.
  9. Die städtischen Gebäude und Grundstücke sollen von Sachverständigen taxiert werden, um zu sehen, was Hirt und Schäfer uns zum Nutzen oder Schaden sind.
10. Warum wurde der Backofen bei der Adjunktur nicht an den Meistbietenden abgegeben?
11. Es wird Untersuchung des entwendeten Block- und Scheitholzes, sowie der Stöcke gefordert
12. Bei bedeutenden Ausgaben ist die gesamte Bürgerschaft in Kenntnis davon zu setzen.
13. Die Gräserei in Schlägen ist den hiesigen Bürgern zu überlassen
14. Bei Verstrichen muss dreimal Kontrolle geführt werden.
15. Die Wahlen der Bürger zu Gemeinderatsmitgliedern ist so vorzunehmen, dass ein gebundenes paginiertes Buch auf hiesigem Rathaus ausgelegt wird, in das jeder Bürger seine dazu auserwählten Stadtverordneten einzuzeichnen hat.
      Dies Buch darf nicht verbrannt werden wie die Wahlzettel.
16. Es ist ein Spritzenhaus zu bauen
17. Die Gemeinderatsbeschlüsse, die zu Protokoll gebracht werden, sollen sofort unterzeichnet werden und nicht erst nach Jahr und Tag.

“zu 1.: Josef Meyer hatte einige Jahre ein Verlagshaus in Hildburghausen. Er war  u.a. der Herausgeber eines 52 bändigen Lexikons  („Das große Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände“).
Das Lexikon zählt zu den wichtigsten Bucherscheinungen des 19. Jahrhunderts und ist ein Meilenstein in der Geschichte der Enzyklopädie.
 

Joseph Meyer stellte in einer Reformadresse an den Herzog von Sachsen-Meiningen am  12. März 1848 Forderungen nach der Einrichtung eines deutschen Volksparlaments, der Schaffung der deutschen Staatsbürgerschaft, nach Rede- Schrift- Glaubens- und Versammlungsfreiheit, nach gleichem Gewicht, Maß, Münze, Post- und Eisenbahntarif, nach unentgeltlichen Schulunterricht für das ganze Volk und für Meiningen: die Abschaffung des Begriffs Untertänigkeit; die Abschaffung der Vorrechte der Geburt, Wahlfreiheit, Totalreform der Staatsverwaltung, auf.“

 

Inwieweit diese Forderungen erfüllt worden sind ist bislang nicht überliefert aber es ist schön zu erkennen was die Bevölkerung von Ummerstadt damals bewegte.

Es wurde weiterhin beschlossen, eine Bürgergarde zum Schutz der Stadt ins Leben zu rufen.
Es wurden Säbel für die beiden Führer (Joh. Nikol Schwabe und Christ. Sandmann), 36 Stück neue Lanzen, deren Schäfte schwarz-rot-goldgelb angestrichen waren, (die Bemittelten hatten sich aus eigenen Mitteln zu bewaffnet), zwei Trommeln mit Schurzfellen, die der  Staatsignalist A. Bühling, Coburg brachte, 170 Kokarden, grün-weiße Armbinden, die Joh. Kaspar Schmäuser besorgte, Fahnen zu Aufstecken auf die Kirchtürme und das Rathaus, einige Fuhren Fichtenreisig zur Herstellung der Tribüne auf dem Marktplatz, sowie Tische und Bänke und Hütten auf dem Exerzierplatz und 16 Mann Musikanten zu der am 6. August 1848 stattfindenden Fahnenweihe und den Übungen beschafft.
Die herrschenden Fürstenhäuser in den Staaten des deutschen Bundes setzten zur Niederschlagung der Revolution auch Militär ein.

 

Verordnung über die Stationierung und Einquartierung von Truppen in den Städten und Gemeinden des Herzogtums Sachsen Meiningen, 1848

 In diesem Zusammenhang sollte auch Ummerstadt am 1. Dezember 1848 mit der 6. Kompanie des 1. Königl. Sächsischen Linien-Inf.-Regt. in Stärke von 143 Mann belegt werden.

Erste Seite des dreiseitigen Schreibens (Entwurf) des Stadtrates von Ummerstadt, mit der Bitte auf die Stationierung von Soldaten zu verzichten, 21. Oktober 1848

Die Stadt aber bat darum, sie damit zu verschonen, denn die 170 Mann starke Bürgerwehr sorge für Ordnung und es seien auch keine „Widersetzlichkeiten von Bürger gegen Bürger und gegen die Obrigkeit und deren Diener“ vorgekommen. Die Steuern und Abgaben würden auch ohne Weigerung entrichtet.  Daraufhin unterblieb die Besetzung mit Reichstruppen.
Im Jahr 1849 vom 20. bis 25. Februar wurde Ummerstadt doch mit Truppen belegt und zwar mit der 1. Schützenkompanie des mobil. Inf.-Btl. von Weimar. Der Stadt wurden jedoch hinterher 176 fl. 4 Kr als Einquartierungsgelder vergütet.

1849 brach die Revolution zusammen. Im gleichen Jahr  brach man die noch auf dem Exerzierplatz an der Coburgerstraße stehenden Hütten ab. Das Holz wurde teilweise verkauft, teils als Brennholz für die städtischen Gebäude verwendet.
Die Bürgerwehr löste sich auf. Als Überbleibsel waren bis ca. 1937 im Archiv der Stadt noch die beiden Säbel der Kommandanten und eine Trommel vorhanden. (der weitere Verbleib ist unbekannt)
Die Bürgerwehrfahne schenkte man dem Kriegerverein, der sie umändern und am Sedantag 1880 weihen ließ.

Die Deutschen Einigungskriege 1864,  1866 und 1870/71

Nach dem Schleswig-Holsteinischen Krieg (1848-1851) wurde das dänische Königshaus verpflichtet die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, die sich in dem Krieg 1848-1851 von Dänemark lossagen wollten, als selbstständige Einheiten innerhalb des Gesamtstaates zu behandeln. Die dänische Verfassung von 1863 bezog aber Schleswig vertragswidrig mit in den Kernstaat ein. Als ein Ultimatum von Österreich und Preußen zur Aufhebung der dänischen Novemberverfassung verstrichen war marschierten österreichische und preußische Truppen im Namen des Deutschen Bundes  am 1. Februar 1864 gegen Dänemark.

An diesem Krieg beteiligten sich auch einige wenige Bürger aus Ummerstadt.

Es waren dies:
Schleifenheimer
, Karl
Schubert
, Adam und
Sauerbrey
Albin.  

Sie waren aber nicht an nennenswerten kriegerischen Aktionen beteiligt. Bei ihrem Ausmarsch bewilligte der Stadtrat 15 fl für sie.

Der Deutsche Krieg von 1866 war eigentlich ein Preußisch-Deutscher Krieg. Es war eine kriegerische Auseinandersetzung des Deutschen Bundes unter Führung Österreichs mit dem Königreich Preußen und deren Verbündeten.
Der Sieg Preußens und seiner Verbündeten über den Deutschen Bund unter Führung der Präsidialmacht Österreich hatte die Auflösung des Deutschen Bundes zur Folge. Preußen übernahm die politische Vormachtstellung unter den deutschen Ländern und gründete den Norddeutschen Bund. Damit war die Vorraussetzung für die so genannte Kleindeutsche Lösung gegeben, d.h. ein deutscher Nationalstaat ohne den deutschösterreichischen Landesteil des Habsburger Reiches. Gleichzeitig war die endgültige Trennung, Lichtensteins, der Deutschschweiz und Luxemburg, die Mitglied des deutschen Bundes gewesen waren, vollzogen.
Während dieses auch als „Deutschen Bruderkrieg“ genannten Auseinandersetzung stand z.B. Sachsen Meiningen auf  der Seite des Deutschen Bundes und das Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha auf der Seite Preußens.
Als die Hannoveraner und Bayern, die auf der Seite des deutschen Bundes standen, sich bei Eisenach vereinigen wollten, wurde auch Ummerstadt von Bayrischen Truppen berührt.
Vom 4. Juli  1866 abends 8 Uhr bis 6. Juli 1866 früh 6 Uhr waren 897 Mann vom 3. Btl. des 13. InfRgt. in der Stadt einquartiert und am 7. Juli 1866 nochmals 140 Mann des 4. InfRgt.
Erzählt wird, dass sie die auf dem Markt vor den Häusern liegenden Streuhaufen mit ihren Bajonetten durchstochen hätten, weil sie glaubten, Bismarck hätte sich darin versteckt.
Als Entschädigungsgelder bekamen Gustav Malsch 60 fl., Friedrich Röhrig 7 fl. und die hiesigen Bürger 536 fl ausgezahlt.

 
Rechnung für die Unterbringung der bayerischen Truppen vom 4. bis 6

Im Deutsch-Französischem Krieg von 1870-1871 erklärte das Kaiserreich Frankreich unter Napoleon III. dem Königreich Preußen bzw. dem Norddeutschen Bund den Krieg. Anlass dieser Kriegerklärung war der Konflikt um die Nachbesetzung des spanischen Throns. Einer der aussichtsreichen Kandidaten war Prinz Leopold von Hohenzollen-Sigmaringen. Durch diese Kandidatur fühlte sich Frankreich von Preußen in die Zange genommen und verlangte, trotz Rücknahme der Kandidatur eine Versicherung Preußens nie wieder einer hohenzollernschen Thronkandidatur in Spanien zuzustimmen. Die Forderung wurde dem preußischen König Wilhelm I. in Bad Ems persönlich gestellt. Der darüber abgefasste Bericht wurde vom Reichskanzler Bismarck so verändert („Emser Depesche“), dass Frankreich  dies  als Provokation empfand und Preußen den Krieg erklärte.
Paris hatte wohl auf eine Neutralität der Süddeutschen Staaten Bayern, Baden und Württemberg gehofft. Dies war eine komplette Fehleinschätzung, denn längst hatte sich Preußen der Unterstützung dieser Länder versichert. Preußen, Baden und Bayern machten am 16.Juli 1870 mobil, Württemberg mobilisierte am 17. Juli 1870 seine Streitkräfte. Unter der Führung Preußens wurden die französischen Armeen im Spätsommer 1870 innerhalb weniger Wochen besiegt und Kaiser Napoleon III. gefangen genommen (Schlacht bei Sedan). Frankreich führte jedoch als Republik den Krieg weiter und war erst nach einer ausgedehnten Belagerung von Paris im Frühjahr 1871 zum Friedensschluss bereit.

Aus Ummerstadt nahmen folgende Bürger an diesem Krieg teil:

Berghold Reinh. Weis August
Berghold Gottfr. Weis Carl
Chilian Paul Baumert Louis
Chilian Franz Chilian Johann
Chilian Georg Nik. Fischer Heinrich
Döhler August Fischer Johann
Döhler Gustav Jäger Hermann
Fischer Fried Ros Max
Gutjahr Emil Schubart Adolf
Heinig Ernst (ihre Namen sind an der Gedenktafel in der
Kempf Gottlob Stadtkirche aufgezeichnet)
Schubart Bernh  
Stösel Eduard Von diesen Männern ist ein Toter zu beklagen:
Stephan Andreas Carl Weis, gefallen am 26. August 1870 bei Wörth.

Die heimgekehrten Soldaten wurden von der Stadt mit einer Ehrengabe von je 15 fl bedacht. Die Soldaten, die erst nach Ende der Kampfhandlungen noch nach Frankreich mussten erhielten je 10 fl. Dazu gehörte Gottfried Berghold der erst im Dezember 1870 ausmarschierte. Louis Baumert, der erst nach dem 26. Januar 1871 eingezogen wurde ist nicht mehr berücksichtigt worden.

Drei Tage nämlich am 17., 18. und 19 Juni 1871 wurde in Ummerstadt das Friedensfest gefeiert.
Zum Schmücken der Straßen und der Kirche wurden Fichten und Birken geholt, auf dem Markt wurde eine Eiche gepflanzt und durch einen Zaun umgeben. Die Stadt besorgte die Musik und 250 Iluminationslampen, Papierlaternen, Brillantkerzen, Transparente und gab den 143 Schulkindern Semmeln und Bratwürste. Es wurden 136 Maß Freibier ausgeschenkt.
Zum Andenken an den siegreichen Krieg wurde bis zum Ausbruch des Weltkrieges auf dem vor der Stadt liegenden Turnplatz alljährlich das Sedanfest gefeiert, bei welchen die Kinder ebenfalls Geschenke erhielten. Es löste das vorher gefeierte Oktoberfest ab.
Der Sedantag war ein Gedenktag, der im Deutschen Kaiserreich (1871–1918) jährlich am 2. September oder dessen Vorabend gefeiert wurde.
Er erinnerte an die Kapitulation der französischen Armee am 2. September 1870 nach der Schlacht von Sedan, in der preußische, bayerische, württembergische und sächsische Truppen nahe der französischen Stadt Sedan den entscheidenden Sieg im Deutsch-Französischen Krieg errungen und den französischen Kaiser Napoleon III. gefangen genommen hatten.

Nach dem gewonnen Krieg gegen Frankreich war, bedingt durch die jetzt im Deutschen Kaiserreich vereinigten Fürstentümer und die damit verbundene Abschaffung von wirtschaftlichen Hemmnissen aber auch durch die von Frankreich zu zahlenden Kriegskontributionen ein wirtschaftlicher Aufschwung Deutschlands zu verzeichnen.
Durch die rasante Entwicklung der Eisenbahn wurden auch die Verkehrsverbindungen innerhalb Deutschland verbessert.
Um die Jahrhundertwende entstanden Planungen auch Ummerstadt an das Eisenbahnnetz anzuschließen. Es war eine Strecke von Hildburghausen über Rodach, Bad Colberg, nach Ummerstadt geplant, die dann über Dietersdorf und Breitengüßbach weiter nach Lichtenfels führen sollte.

Ein weiterer Plan sah die Verlängerung der bis Lindenau (Friedrichshall) geführte Kleinbahn über Erlenbach, Ummerstadt nach Bad Colberg zu führen.

 

Beide Planungen sind letztlich 1913 auch aus Kostengründen verworfen worden.
Ab 1914 wurde der Omnibusverkehr durch den Coburger Unternehmer Ernst Blümlein (Coburger Wagenfabrik) auf eine täglich dreimalige Verbindung Coburg-Ummerstadt-Bad Colberg-Heldburg ausgebaut.

      

     Besuch eines Fotografen in Ummerstadt, 1914

                     Ummerstadter Bürger bei einer Landwehrübung, 1891

 

 

Verfasser:                                                                                         

Eberhard Eichhorn
Viehmarkt 99

98663 Ummerstadt

 

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