Ummerstadt 1618-1666
Der dreißigjährige Krieg war nicht, wie immer wieder
behauptet, ein reiner "Glaubenskrieg" zwischen den verschiedenen christlichen
Religionen., sondern im Grunde eine Auseinandersetzung europäischer Mächte, in
der sich die Spannungen zwischen katholischen und protestantischen Staaten,
Landständen und Fürsten, Reichstädten und Kaiser, Habsburg und Frankreich
entladen.
Die Ursachen der Gegensätze und damit des Krieges lagen aber tatsächlich im
Streit zwischen den protestantischen Ländern und Fürstentümern im Norden
Deutschlands und dem katholischen habsburgischen Kaiser.
Nach dem Fürstenaufstand oder auch Fürstenkrieg protestantischer Fürsten unter
Führung von Moritz von Sachsen gegen Kaiser Karl V. im Jahre 1552, der mit einem
Kompromiss endete, und dem Schmalkaldischen Krieg, (1546 bis 1547, Kaiser Karl
V. gegen den Schmalkaldischen Bund, einem Zusammenschluss protestantischer
Landesfürsten und Städte unter der Führung von Kursachsen und Hessen) der für
den Schmalkaldischen Bund nach der Schlacht bei Mühlberg verloren ging, mussten
die protestantischen Fürsten widerwillig das sogenannte "Augsburger Interim"
(Gewährung des Laienkelchs und der Priesterehe) annehmen.
Am 25. September 1555 wurde auf
dem Reichstag zu Augsburg wurde zwischen Ferdinand I. der seinen Bruder Karl V.
vertrat, und den Reichsständen der "Augsburger Religionsfriede" geschlossen.
Diese Vereinbahrung brachte aber weder Religionsfreiheit für das Volk noch
Toleranz zwischen den verschiedenen religiösen Auffassungen, sondern es wurde
ein Kompromiss geschlossen, dem sowohl die katholische als auch die
protestantische Seite zustimmen konnte.
Diese Vereinbahrungen waren teilweise unklar und legten den Keim für zukünftige
Konfrontationen. Sie beinhalteten u.a., dass die Untertanen dem Bekenntnis des
Landesherren folgen müssen ("cuius regio, eius religio" - "wessen Land; dessen
Religion").
Diese eher politische Formulierung bedeutete nicht die religiöse Freiheit der
Untertanen sondern nur die der Fürsten. Die Menschen eines Fürstentums, die
nicht zum Glauben des Herrschers konvertieren wollten, "durften" in ein Land
ihres Glaubens auswandern.
Der gleichzeitig geschlossene "Reichsfriede" bezog sich nur auf die lutherische
und die katholische Konfession.
Diese konfessionelle Teilung des Reiches, die mit dem
Augsburger Religionsfrieden gefestigt wurde, verstärkte die politischen
Gegensätze des auch territorial geteilten Landes.
Der im "Augsburger Religionsfriede" ausgehandelte Kompromiss hielt nicht lange,
denn die Gegenreformation und die damit verbundene Polarisierung zwischen den
katholischen und protestantischen Reichständen führten dazu, dass sich immer
mehr Reichstände über die Bestimmungen des "Augsburger Religionsfriedens"
hinwegzusetzen versuchten. Dies führte immer wieder zu Streit über die Auslegung
der Abmachungen von Augsburg.
Als schließlich Herzog Maximilian I. von Bayern 1608 im kaiserlichen Auftrag,
die protestantische Reichsstadt Donauwörth besetzte und die Stadt gewaltsam zum
katholischen Glauben zurück führte, ließen die protestantischen Reichstände den
Reichstag in Regensburg am 27. April 1608 ohne "Reichsabschied" zu Ende gehen
und die Kurpfalz gründete mit mehreren protestantischen Ständen (acht
protestantische Fürsten und 13 protestantische Städte) die "Protestantische
Union". Als Antwort auf dieses Bündnis gründeten im Jahr 1609, unter der Führung
Bayerns, mehrere katholische Reichstände (geistliche Kurfürstentümer Köln, Trier
und Mainz und das Hochstift Würzburg) die "Katholische Liga". Die
konfessionellen Schutzbünde lagen sich nun misstrauisch gegenüber und eigentlich
waren die Fronten, die sich 1618 im Dreißigjährigen Krieg gegenüberstehen
sollten, gebildet.
Jetzt fehlte nur noch ein
Anlass um das Pulverfass zu zünden. Dieser Anlass ließ nicht lange auf sich
warten. Es war der Aufstand der überwiegend protestantischen böhmischen Stände
im Jahr 1618.
Letztlich war es ein eigentlich nichtiger Beweggrund. Im Streit, unter anderem,
um die Schließung einer Kirche in dem böhmischen Dorf Braunau hatte der streng
katholische, österreichische Erzherzog und König von Böhmen Ferdinand II., der
1619 zum Kaiser gewählt werden sollte, den Majestätsbrief widerrufen, der den
Protestanten in Böhmen Religionsfreiheit zugesichert hatte.
Da entluden sich die vorhandenen Spannungen in Wut und eine Gruppe protestantischer Adliger schritt im Mai 1618 zu einer in Böhmen traditionellen Form des Protests: Sie warfen die kaiserlichen Räte Martinitz und Wilhelm Slavata sowie den Sekretär Fabricius aus dem Fenster der Böhmischen Kanzlei in der Prager Burg. Die Räte und der Sekretär überlebten zwar den Fenstersturz, weil, wie man sagt, unterhalb des Fensters ein Misthaufen war und sie deshalb weich fielen, aber der "Prager Fenstersturz" vom 23. Mai 1618 gilt bis heute als Auslöser des Böhmischen-Pfälzischen Krieges (1618-1623) und damit des Dreißigjährigen Krieges.
Ummerstadt war zu diesem
Zeitpunkt eine von Landwirtschaft geprägte Stadt, in der Pflege Coburg und
gehörte zum Amt Heldburg.
Hoch über der Stadt ragte der 54 m hohe Turm der seit 1528 evangelischen,
Gottesackerkirche, mit seinen vier kleinen Ecktürmen. Der Gottesacker war von
einer Mauer umgeben und diente als wehrhafte Fluchtburg bei Gefahr.
Der regelmäßige Grundriss der Stadt wurde schon im 13. Jahrhundert angelegt.
Die Straßenführung in der Stadt hat sich bis heute nicht grundsätzlich geändert.
In der Stadt waren die, mit einer Mauer umgebenen, Pfarrkirche, das Rathaus und
das Pfarrhaus, die beherrschenden Gebäude.
Auf dem Marktplatz stand, mindestens schon seit 1586, der Marktbrunnen als
"Laufbrunnen" oder "Röhrenbrunnen" mit einer kupfernen Fahne auf dem
Brunnenstock (der Löwe mit dem Wappen wurde erst 1743 auf den Brunnenstock
gebaut) und in der Straße, die zum roten Tor führte, stand ein zweiter Brunnen
als Kettenbrunnen auf der rechten Straßenseite. In der Straße zum Hirtentor war
ein weiterer Brunnen, aber hier auf der linken Straßenseite, gebaut. Am
Viehmarkt waren insgesamt drei Brunnen eingerichtet. Der Erste war ein großer
Laufbrunnen , gleich gegenüber des südlichen Kircheneingangs, der zweite ein
runder mit Steinen eingefasster Kettenbrunnen, fast in der Mitte des Platzes und
der dritte als Ziehbrunnen am Ende des Marktes in einer nach Osten verlaufenden
Sackgasse.
Das Schulgebäude stand gleich neben der Kirche und die Kaplanei war das Eckhaus
Viehmarkt, Straße zur Rodachbrücke.
Geschützt wurde die Stadt zunächst durch ihre drei Tore, dem Brückentor,
Richtung Erlebach, dem Hirtentor, Richtung Colberg und dem rote Tor, Richtung
Gemünda bzw. Coburg.
Vom roten Tor in Richtung Stadtmühle war auf einem kurzen Stück eine Stadtmauer
errichtet worden während nach Osten und Norden hin ein Wall, mit Dornenbüschen
bepflanzt, der durch einen Graben verstärkt war, zum Schutz vor Eindringlingen
gebaut war. Diese Wall zog sich um die St. Andreaskirche herum bis zu Hirtentor.
Nach Westen wurde der Zugang zur Stadt durch die direkt an der Stadtgrenze
entlang fließende Rodach bzw. dem Mühlgraben, über die nur eine Brücke in
Richtung Brückentor führte, erschwert.
Alle Wohnhäuser der Stadt waren nach "innen" gebaut. Die Rückseite der Scheunen
bildeten, eng aneinander gefügt, einen weiteren Schutz nach außen.
Zugegebenermaßen war dies nun
keine sehr starke Befestigung der Stadt, aber in "normalen" Friedenszeiten
reichte er aus, damit sich die Bürger sicher fühlten.
Ummerstadt hatte sich, obwohl es etwas abseits von den Hauptverbindungsstraßen
lag, gut entwickelt. Es gab neben der Landwirtschaft, die hauptsächlich
betrieben wurde, auch Handwerk, wie Schuster, Schneider, Müller, Schlosser,
Schmid, Schreiner, Wagner, Klempner, Glaser, Bäcker, Metzger, Häfner,
Korbflechter, Tuchmacher, Gerber, Maurer und Zimmerleute in der Stadt. Die
Töpferei befand sich gerade in der Entwicklungsphase. Ummerstadt hatte seit 1600
sechs Töpfermeister in der Stadt, die zwar keine eigene Zunft, wie üblich,
bildeten, aber sie waren, weil sie so wenige waren, der großen Zunft im Ortland
Franken angeschlossen. Der große Aufschwung der Töpferei in Ummerstadt begann
erst nach den großen Krieg.
Es standen ca. 116 Häuser in der Stadt. Die Bevölkerung der
Stadt nahm stetig zu. Im Jahr 1618 war sie bei etwa 775 Einwohner angelangt.
Die ackerbauenden Bürger hatten sich einen kleinen Wohlstand erarbeitet. In
ihren Häusern hingen geräucherte Würste und Schinken im Rauchfang. Auf den
Feldern wurde Dinkel, Hafer, Gerste, Weizen, Linsen und Hirse angebaut. An
sonnigen Hängen ("Weinberg", Richtung Coburg) wurde sogar ein trinkbarer Wein
kultiviert. Den Hopfen, den man am "Hopfenberg" (Richtung Erlebach) anpflanzte,
benötigte man um das gute Bier zu brauen.
Bei den Arbeitstieren gab es immer mehr Pferde (ca. 40) als Ochsen, auf den
Wiesen weideten ca. 360 Stück Rindvieh, und ca. 1000 Schafe. In den Ställen der
Höfe wurden ca. 130 Schweine vorgehalten und auf den eingefriedeten Höfen
tummelte sich zahlreiches Federvieh.
Die Bauern hatten in ihren Wohnungen teilweise gute Möbel und ausreichen
Hausrat.
Die Bürger saßen wohl des Abends
nach getaner Arbeit im Wirtshaus bei ihrem Schlundwirt Peter Stößel, der bis
1629 Wirt war, tranken dort ihr in Ummerstadt gebrautes Bier und unterhielten
sich über ihren arbeitsreichen Tag, Vielleicht kam auch Johann Scheftlein, der
1618 Bürgermeister war, mit seinem Stadtschreiber Christoph Meyer, der bis 1636
Stadtschreiber war, dazu, denn die hatten vielleicht neues über den Krieg, der
da im fernen Böhmen tobte von durchreisenden Händlern gehört oder von einem
fliegenden Blatt, dass sie einem Händler abgekauft hatte gelesen. (In Ummerstadt
gab es zu dieser Zeit immer zwei Bürgermeister. Der eine wurde durch die
Ratsversammlung aus dem Kreis der gewählten Ratsmitglieder gewählt. Man nannte
ihn deshalb auch den Bürgermeister des Rats, auch "regierender" Bürgermeister
oder Konsul. Den anderen wählte die Bürgerschaft aus dem Rat. Dieser war der
Bürgermeister der Gemeinde oder Unterbürgermeister. Ihm unterstanden
hauptsächlich das städtische Vermögen und die Vorratskammer. Die Amtszeit betrug
ein Jahr. So musste also jedes Jahr, gewöhnlich zu Michaelis neu gewählt werden.
Die Bestätigung und Verpflichtung erfolgte durch den Amtmann (aus Heldburg.))
Möglicherweise war auch der Pfarrer Simon Schnetter, der von 1616 bis 1626
Pfarrer in Ummerstadt war, mit in der Wirtschaft.
Es schlich sich wohl auch Angst bei diesen Gesprächen ein und man fürchtete die
Grausamkeiten, die man hörte, aber der Krieg war weit weg und hier in der Pflege
Coburg war es ruhig.
Doch das Land war in einer schwierigen Lage, denn es wurde als Gebiet, das treu zum protestantischen Glauben stand, im Süden praktisch von den Bistümern der katholischen Liga eingekreist.
Herzog Casimir verzichtete
deshalb auch in den ersten Kriegsjahren auf eine offene Stellungnahme. Sein 1622
erlassener Landrettungsplan, der dazu dienen sollte nicht zu verhindernde
Durchzüge von Truppen diszipliniert zu leiten, war nicht erfolgreich, da sowohl
die Truppen der katholischen Liga als auch die der evangelische Partei kein
Rücksicht auf die Belange des kleinen Fürstentums nahmen.
In den ersten Kriegsjahren. während des böhmisch-pfälzischen Krieges blieb
Ummerstadt von Einquartierungen und Durchzügen verschont.
Erst
danach marschierte öfter fremdes Kriegsvolk von abenteuerlichem Aussehen in
unsere Stadt. Mit dem Eintritt Dänemarks in den Krieg und damit dem Beginn des
Dänisch-Niedersächsischen Krieges (1623 - 1629) hatte der Krieg endgültig
seinen räumlich begrenzten Charakter verloren und die Lage im Fürstentum wurde
immer ernster. Die ansonsten günstige Verkehrslage der Pflege Coburg, an der
Kreuzung großer Handelswege, wurde ihm jetzt zum Verhängnis. Truppen, die von
Süden und Osten zum norddeutschen Kriegsschauplatz zogen, marschierten durch das
Coburger Land ebenso, wie die Truppen die von Norden zurück kehrten südlich des
Thüringer Waldes einige Tage rasteten. Mit Beginn dieser zweiten Phase des
Krieges wuchsen die
Belastungen der Stadt.
So löste sich in den Jahren nach 1625 ein Durchzug den anderen ab.
Ummerstadt meldete seit 1627
Kriegslieferungen vor allem an Verpflegung für durchziehende Soldaten.
Am 18. April 1627 und am 20. April 1627 wurden Bier, Rindfleisch, "Saugkälber"
und Lämmer für das "sächsisch Lauenburgische Volk" nach Heldburg geschickt.
Für die "Schönbergerschen Reuter" mussten am 25. Mai und 26. Mai des 1627 wieder
die gleichen Waren geliefert werden.
Für die, sich mit Eigengewalt in Gompertshausen und Westhausen einquartierten "Sachsen-Lauenburgischen“ und "Markgräflichen Reuter", verlangte das Amt Heldburg z.B. am 25.Juni 1627:
7 Eimer minus 12 Maß Bier (1 preußischer Eimer = 68, ein
bayerischer Eimer = 64 Liter)
212 Pfund Rindfleisch
1 Saugkalb und
4 Schöpsen (Hammel, Schafe)
Eine ähnliche Menge, nämlich:
5 Eimer Bier
3 Schöpsen und
176 Pfund Rindfleisch
musste schon am 28. Juni 1627 nachgeliefert werden.
Weitere Lieferungen:
1628, 17. Februar ist an Getränk für das Kaiserliche
Kriegsvolk auf Befehl nach Coburg und von da nach Neustadt a. d. Heide (Neustadt
bei Coburg) geschickt worden:
5 Eimer Anno 1627 erwachsenen Wein
12 Eimer Bier
1629, 27 . April für Obristen Altringers 6000 Mann zu Fuß
und Ross an Getränk und Fleisch nach Römhild geliefert:
2 Eimer Wein
12 Eimer Bier
155 Pfd. Rindfleisch
2 Saugkälber
2 Lämmer
1629, 21. Dezember für Obristen Beckers Kriegsvolk nach
Seidingstadt geschickt:
12 Eimer Bier
80 Pfd. Rindfleisch
1 Schöps
1629, 22. Dezember für das Altringische Kriegsvolk:
12 Eimer Bier
200 Pfd. Rindfleisch
1629, 23. Dezember
6 Eimer Bier
108 Pfd. Rindfleisch
1 Schöps
1629, am 31 Dezember:
8 1/2 Eimer Bier
Als Johann Casimir nach dem
Restitutionsedikt des Kaisers überzeugt war, dass das Kriegsziel des Kaisers
nicht nur die Vernichtung der Mitglieder der Union war, sondern aller
evangelischen Stände, schlug er sich offen auf die evangelische Seite.
So endete die Neutralität der Pflege Coburg im Jahr 1630 mit Beginn der dritte
Phase des Krieges, dem "Schwedischen Krieg" (1630 - 1635).
(Nach einem Treffen mit den Kurfürsten Johann Georg von Sachsen in Leipzig im
Februar 1631 wurde ein Schutz versprechendes Defesionswerk (eine Art Miliz zum
Schutz des Landes) beschlossen.
Das bestehende Defesionswerk
wurde auf 3000 Mann aufgestockt und zusätzlich eine Kompanie Reiter und eine
Kompanie zu Fuß mit seinem Bruder, der in Eisenach residierte, aufgestellt.
Diese Truppen reichten aber nicht aus die Durchmärsche kaiserlichen Truppen zu
verhindern.
Der Durchzug und das eine Woche
dauernde "Stilllager" der Tillyschen Truppen im August 1631 die dem Lande großen
Schaden zufügte, konnte z.B. nicht verhindert werden.
Nachdem 1631 im Norden Deutschlands der Schwedische König Karl Gustav auf dem
Kriegsschauplatz erschien trat Herzog Casimir einem Bündnis mit Schweden bei.
Für das Coburger Land sollte diese Bündnis anstatt Milderung doppelte Bedrängnis
bringen, denn als das geeignete Durchzugsland von Mittel- und Süddeutschland
musste es nun den Durchzug der gesamten Armee seiner jetzigen Bundesgenossen
ertragen.
Die schwedischen Truppen, die ab Oktober 1631in die Pflege Coburg einrückten und die Truppen, die bis Juni 1632 durch das Land zogen, waren eine genau so große Plage wie die kaiserlichen.
Aktiv hatte die Pflege Coburg aber bis 1632 nicht in den Krieg eingegriffen.
Da die durchziehenden Truppen
sich meist an die großen Straßen hielten hatte Ummerstadt selbst noch nicht sehr
stark unter den Durchzügen zu leiden, aber die Forderungen an Abgaben stiegen
weit über die Belastungsgrenze.
Ab August 1631 steigerten sich die Forderungen an Ummerstadt ins Unermessliche.
So mussten von August bis November 1631 allein 3603 Pfd. Brot, 815 Pfd.
Rindfleisch, 47 1/2 Eimer Bier, (ca. 3200 Liter), 20 1/2 Eimer Wein, (ca. 1394
Liter) an verschiedene Stellen geliefert werden. Dazu kamen noch eine Anzahl von
Hammel, große Mengen von Hafer, Fett und anderer Waren. Pferde, die die
Fuhrwerke mit den Lieferungen zogen, wurden häufig zurückbehalten.
Ab Ende des Jahres 1631 wurde auch Ummerstadt nicht mehr von Einquartierungen
von Truppen verschont.
Für drei Kompanien "Weimarsches Volk", die am heiligen Neujahr mit Gewalt in der
Stadt Quartier genommen haben, wurden aufgewendet:
53 fl. die dem Obristenleutnant Christian Nikolaus gegeben
wurden
82 fl. 14 Gr. die Bürger an Essen aufgewendet für 434 Soldaten
42 fl. 11 Gr. für Wein
28 fl. 7 1/2 Gr. für Bier
14 fl. 14 Simm. Hafer für 56 Anspänner und Reitpferde
7 fl. 14 Gr. für Heu und Stroh
5 fl. Für 2 Eimer Wein
16 Gr. 9 Pfg. für 1 Hasen und drei Klupp Krammetsvögel, (Wacholderdrossel) die
der Stadtrat dem Obristen überlassen musste
27 fl. 9 Gr. 1 Pfg. für Verpflegung der Offiziere
22 fl. 17 Gr. 2 Pfg. an den Wirt für den Verzehr schwedischer und weimarischer
durchmarschierenden Völker
16 fl. 4 Bürger, so bis Erfurt vorgespannt
45 fl. an Hans Schubert für ein Pferd, welches der Obristenleutnant behalten
hat.
Summa: 345 fl. (Gulden) 6 Gr. 6 Pfg.
Die damalige Währung war in den verschiedenen Ländern recht unterschiedlich. Nach der monetären Katastrophe der „Kipper- und Wipperzeit“ zu Beginn des dreißigjährigen Krieges setzte sich das folgende Schema im Reichsgebiet durch:
Reichs-Ducat |
Reichsgulden |
Marck Lübisch |
|||
1 |
2 |
2 2/3 |
4 |
8 |
240 |
|
1 |
1 1/3 |
2 |
4 |
120 |
|
|
1 |
1 ½ |
3 |
90 |
|
|
|
1 |
2 |
60 |
|
|
|
|
1 |
30 |
Quelle: Wikipedia
Als Vergleich: Um 1700 besaß ein Gulden eine Kaufkraft, die heute etwa (als grobe Orientierung) 40–50 Euro entspräche.
Weitere Beispiele für Einquartierungen in unserer Stadt im Jahr 1632:
Am 1. März waren vom
schwedischen Obristen zu Königshofen, Klaus Hastners,zwei Kompanien zu Pferd und
drei zu Fuß einquartiert gewesen. Die Bürger mussten 813 Soldaten zweimal
speisen, ihnen 719 Viertel Wein 1017 Viertel Bier, Heu 44 3/4 Simr. Hafer für
318 Pferde geben. Die Verpflegung machte mit dem Anspann bis Eiershausen 380 fl.
2 Gr. 11 Pfg.
Am 24. und 25. März war wiederum schwedisches Kriegsvolk in Stärke von 229
Soldaten in Ummerstadt einquartiert. Es wurden 343 fl. 11 Gr. 9 Pfg. für diese
aufgewendet.
Vom 4. bis 6. Juni 1632 kamen Winklerische und Truchsessische Soldaten hier ins
Quartier. Für die 636 Soldaten wurden 647 fl. 3 Gr. aufgebracht.
Die schlimmsten Tage für Ummerstadt für das Jahr 1632 sollten aber noch kommen.
Wallenstein war einige Wochen in
einem festen Lager bei Nürnberg gelegen. Nachdem es dem Schwedenkönig Gustav
Adolf, trotz zugeführter Verstärkungen, nicht gelungen war Wallensteins Lager zu
stürmen, marschierte er Richtung Bodensee um das dortige Land von kaiserlichen
Truppen zu säubern.
Wallenstein brach sein Lager bei Nürnberg im September 1632 ab und zog nach
Norden um den Kurfürsten von Sachsen für seinen Übertritt zu Gustav Adolf zu
bestrafen und zu bezwingen. Auf dem Weg nach Sachsen stieß er vor dem Übergang
Thüringer Wald auf das jetzt feindliche Coburger Land.
Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein
Am 29. September stand er, den Itzgrund herauf kommend, mit ca. 40 000 Mann vor den Toren Coburgs.
Die Veste Coburg war zwar mit
einer schwedischen Besatzung unter Oberst Taupadel belegt und deswegen nicht
einzunehmen, aber die Stadt selbst war gegen die Übermacht der kaiserlichen und
kurbayrischen Truppen wehrlos. Nach kurzer Zeit willigte die Stadt einer
geforderten Übergabe ein.
Mit dem Fall der Residenzstadt, Herzog Casimir hatte sich mit seiner Familie auf
das thüringische Schloss Tenneberg begeben, war nun die ganze Pflege Coburg den
feindlichen Truppen ausgeliefert. Wallenstein, der die Veste Coburg nicht nehmen
konnte, vollzog an dem Land die Strafe für den Übertritt auf die evangelische
Seite. Die Residenzstadt Coburg wurde das erste Opfer der Plünderungsaktion.
Die Stadt und das Residenzschloss wurde geplündert, hohe Kontributionen von der
Stadt gefordert und die gefangenen angesehenen Bürger und Ratsherren nur gegen
sehr hohe Lösegelder ( ca. 30 000 Taler) wieder freigegeben.
Die Raubzüge und Plünderungen wurden besonders in den Coburg nahe gelegenen
Städten und Dörfern des fortgesetzt. (Die Stadt Eisfeld wurde völlig, Heldburg
und Rodach teilweise eingeäschert.)
Der furchtbarste Tag des Krieges für Ummerstadt war der
Mittwoch nach Michaelis (nach Krauß : 14. Okt. 1632), wo kaiserliche und
kurbayrische Truppen in der Stadt einfielen und den Ort ausraubten und
verwüsteten.
Über die Hälfte der Häuser, (insgesamt 52 Häuser,
ohne die Scheunen und andere Gebäude, wie Ställe und Schuppen) darunter
die Stadtkirche, die Schule, das Rathaus (mit
allen Urkunden und Büchern) und die beiden Pfarrhäuser sind durch
Brandstiftung zum größten Teil zerstört wurden.
Es sind 13 Personen erschlagen worden, 7 Personen als Gefangene weggeführt und 5
Personen so verletzt worden, dass sie ihr Leben lang behindert blieben.
(Es wird zwar in einem Schriftstück behauptet, dass die Soldateska es aus
Rache dafür getan habe, weil die Einwohner einige Soldaten umgebracht hätten. Da
jedoch fast alle Städte des Frankenlandes in Brand gesteckt wurden, wird wohl
blinde Zerstörungswut die undisziplinierten Horden zu diesem Schritt veranlasst
haben.)
Viele Bürger flohen aus der Stadt und in Hildburghausen wuchs die Aufregung,
"als ganze Scharen von Fliehenden, Männer und Frauen, Greise und Kinder, Einlaß
begehrten und um Gottes und Christi willen um Obdach und ein Stücklein Brot
baten. In einem Bündel trugen sie die notwendigste Habe und erzählten jetzt
zitternd und verstört von den Unmenschlichkeiten und Grausamkeiten der
wallensteinschen Horden, von der Beraubung und Einäscherung Eisfelds, Rodachs,
Ummerstadts und Heldburgs"
Die Soldateska raubten nicht nur Nahrungsmittel, Getreide und Vieh, sondern auch
Kleider, Bettzeug, Bunte Tücher, Pelzhauben, Leibchen, Hemden, Strümpfe, Schuhe,
Hausrat und andere Gebrauchsgegenstände. Was man nicht fortschleppen konnte
wurde zerschlagen.
Die Menschen waren jetzt schon seit Jahren der plündernden und raubenden
Soldatenmeute hilflos ausgesetzt.
Ein solches Leben voller Unsicherheiten Angst und Qualen hat sich hat sich in
sehr negativer Weise auch auf das Verhalten der Bürger und Bauern untereinander
ausgewirkt. Zu Beginn des Krieges haben die Bauern der Nachbardörfer sich noch
gegenseitig geholfen und unterstützt, und wenn in dem einen Dorf Vieh geraubt
wurde, das dann im Nachbardorf verkauft worden ist, gaben die Käufer das Vieh
dem eigentlichen Besitzer gegen den Einkaufspreis zurück. Jetzt zogen sie selbst
stehlend und raubend durch die Nachbarschaft. Man rottete sich teilweise zu
bewaffneten Haufen zusammen und überfiel auch Soldaten, die als Nachzügler ihren
Einheiten hinterher marschierten. Diese Morde wurden in ihrer Grausamkeit genau
so gnadenlos durchgeführt wie die Untaten der marodierenden Soldaten, ja
manchmal, wenn Rache und Wut im Spiel war, mit noch brutaleren Methoden als die
der Kriegsvölker.
Die Auswirkungen, die ein solches Leben voll Beklommenheit, Leid und Not auf die Seelen der Landleute hatte, waren sehr betrüblich. Angst und Furcht; eine beklemmende, klägliche Furcht, umzog entnervend die Herzen der Menschen. Immer war ihr Gemüt voll von Wunder- und Aberglaube gewesen, jetzt aber wurde von den einfachen Leuten mit rührender Leichtgläubigkeit alles als war angenommen, was als Einmischung überirdischer oder göttlicher Mächte gedeutet werden konnte. Man sah Erscheinungen am Himmel, Geister und Gespenster erschienen, unheimliche Laute und Geräusche klangen vom Himmel und auf der Erde.
In Ummerstadt, soll man leuchtend weiße Kreuze am Himmel gesehen haben, als sich feindliche Truppen näherten. Ein weiß gekleideter Geist soll den Eindringlingen in der Kammerkanzlei entgegen getreten sein und soll ihnen zu gewunken haben, so dass sich niemand hätte mehr bewegen können. Als die marodierenden Soldaten abgezogen waren, soll man im Chor der niedergebrannten Stadtkirche acht Tage lang ein starkes Schnauben und Seufzen gehört haben.
Die Stadt Ummerstadt war nach diesem Überfall so stark ausgeraubt, dass die am 20. Oktober 1632 geforderte Lieferung von 4 Ztr. Brot, 4 Simm. Hafer und 7 Eimer Bier nicht mehr erfüllt werden konnte.
Ab 30. Oktober 1632 wurde nicht
nur Waren und Kontributionen vom Amt Heldburg gefordert, sondern auch die
Abstellung sogen. "Ausschüsser". Ausschüsser waren ausgehobene Männer, die mit
Waffen und Proviant bei Bedarf von den Ortschaften angefordert wurden und zum
Defensionswerk (Miliz) der Pflege Coburg gehörten. So wurde z.B. am 1. April
1633 ein fürstlicher Befehl erlassen, nach dem der Junker Veit Ulrich Marschall
zu Erlebach und Einöd, Kriegskapitän und Kommissar den Leutnant Wolf Rottstein
als Aufsicht und zur Exerzierung über die Fähnlein Heldburg, Hildburghausen und
Ummerstadt stellen solle.
Weitere Gestellungen wurden noch über das ganze Jahr 1633 von dem Amt Heldburg
gefordert. So am 4. Mai, 20. Mai, 4. September zu militärischen Übungen nach
Neustadt a. d. Heide (Neustadt bei Coburg) und am 9. Oktober. Welche Männer aus
Ummerstadt diesen mit Strafandrohung durchgesetzten Gestellungsbefehlen Folge
leisten mussten ist nicht bekannt.
Am 16. Juli 1633 starb Herzog Johann Casimir ohne Nachkommen. Zunächst übernahm sein Bruder Johann Ernst von Eisenach die Führung in der Pflege Coburg
Am 25. Dezember 1633 forderte der Amtmann Götz dann wieder
eine Lieferung von Nahrung aus Ummerstadt nach Hildburghausen. ( 4 Ztr.
Rindfleisch, 5 Simm. Hafer und 6 Eimer Bier )
Am 21. April 1634 verlangte der General Herzog Bernhard von Sachsen eine große
Menge Getreide aus Thüringen, die nach Nürnberg gehen sollte. Amt und Städte
Heldburg, Hildburghausen und Ummerstadt mussten 18 Wagen dazu stellen. Am 28 .
Mai schickte Major Uslar von Bamberg 2 Wagen mit 14 Pferden hierher, um
Proviant zu holen. Ummerstadt sollte auch 2 bis 3 Eimer Bier liefern.
Am 10. September 1634 fand eine weitere Tragödie in Ummerstadt statt: der
ehemalige Bürgermeister und Rat Lorenz Fischer, der Stammvater der Familie
Fischer, der ca. 1603-1607 in Gauerstadt geboren war, wurde zusammen mit
Nikolaus Seusing von plündernden kaiserlichen Reitern erschossen.
Der zweite große Überfall auf unsere Stadt wurde von den „Lamboyschen Reutern“
und dem „ Adelshöfischen Fußvolk“ am 22. und 23. Oktober 1634 begangen.
Wilhelm von Lamboy
Wilhelm von Lamboy war kaiserlicher Generalwachtmeister und
quartierte sich mit seinen Truppen ab dem 22.Oktober 1634 in den westlichen
Ämtern der Pflege Coburg zum Winterquartier ein.
Schon am 22. Oktober rückten Lamboysche Reiter auch in Ummerstadt ein.
Der Bürgermeister der Stadt Ummerstadt berichtet seiner Regierung nach dem
Lamboyschen Einfall:
„Das Städtlein ist Donnerstags und Freitags, als dem 22. und 23. Octobris 1634
von den Lamboyschen Reutern und Adelhoffschen Fußvolk durch und durch
ausgestohlen und geblundert, und Bürgerschaft alles Rindvieh, Pferd und Schwein
abgenommen worden.“
Die relativ sachliche Formulierung sagt nichts über die maßlosen Ausschreitungen gegenüber der Bevölkerung in diesen zwei Tagen und die weder Maß noch Ziel kennenden Plünderungen, die auch vor dem notwendigsten Vieh und Saat- und Futtermitteln nicht halt machte. Der Bürgerschaft wurde alles Vieh, Getreide, Kleider und anderer Hausrat abgenommen. Der Schaden betrug ca. 2000 fl.
Jetzt flohen viele Menschen, auch Bürger unserer Stadt, nicht nur in die umliegenden Wälder, die Friedhofsmauer der St. Andreaskirche bot keinen ausreichenden Schutz mehr, sondern verließen endgültig ihre Heimat um in anderen Gegenden des Landes vielleicht eher überleben zu können.
Seuchen, wie die rote Ruhr ( z.B. 1623 in Coburg), die Blattern (z.B. 1640 und 1646 in Coburg), die gefürchtete Pest (z.B. 1626 in der Pflege Coburg ) und Typhus taten ihr übriges den Bevölkerungsschwund zu beschleunigen.
Im Jahr 1635 hat die Pest auch in Ummerstadt zu grassieren begonnen. Die Krankheit soll durch Jakobäa, Peter Schultheiß Zwirners Tochter, die sich lange Zeit bei den Soldaten als Hure aufgehalten hatte, eingeschleppt worden sein. 195 Personen starben in diesem Jahre.
Zum anderen zogen viele Männer, die durch Soldatenwerbung beider kriegführenden Seiten, angeworben wurden, mit den Truppen aus dem Land. Mit den Heeren zogen aber auch Mädchen, Frauen und auch Kinder mit den Soldatenhorden aus der Pflege Coburg. Einige Frauen heirateten vor dem Abzug der Soldaten schnell einen solchen Abenteurer, um dann mit dem Tross der Armee weiter zu ziehen. Heranwachsende Knaben, von der Zügellosigkeit der Soldaten beeindruckt, zogen mit, um einzelnen Soldaten zu dienen. (z.B. durch das Tragen der Waffen und Heranbringen von Pulver und Blei während eines Kampfes) Sie standen häufig unter Obhut der Frauen des Trosses und zogen, wenn nicht gekämpft wurde, stehlend durch die Siedlungen.
Tatsache ist, dass die Plünderungen und brutalen Ausschreitungen der Lamboyschen Truppen, die über ein halbes Jahr im Lande hausten, sowie die nicht endenden Durchzüge und Kontributionszahlungen an andere Truppenteile und Offiziere, wie dem Herrn Obristwachmeister (heute vergleichbar mit Major) Joh. Baptist Bikti, der in Heldburg logierte, dem man für über 190 fl vom 26. Oktober bis 16. November 1634 „Bier, Fleisch und anderes“ liefern musste, oder die Kompanie Dragoner des Piccolominischen Regiment geführt von Herrn Hauptmann Jan de la Crons die man bis zum 23. Dezember mit großen Kosten , bis zu 1000 fl, verpflegen musste, letztlich verantwortlich für den Ausbruch einer großen Hungersnot war.
Die Bevölkerung von Ummerstadt
war nach dem Lambyoschen Einfall auf 1/3 (ca. 258 Seelen) des Vorkriegsstandes
(ca. 775 Seelen) geschrumpft. Das ist ein Rückgang um 517 Personen d.h. ca. 67 %
innerhalb von 16 Jahren.
Die Stadt war wüst und leer. Es standen noch um die 130 Häuser, die man bewohnen
konnte, die aber auch die Einquartierungen aufnehmen mussten.
Dennoch wurden bis 27. Dezember 1634 78 fl für Bier, Hafer und an Geld
gefordert und für die Zeit zum 28. Dezember 1634 bis 11. Januar 1635 hatten die
Einwohner von Ummerstadt für vier Adelshöfische Hauptleute in Coburg 180
Reichstaler aufzubringen.
Das Leiden war noch lange nicht
zu Ende. Im Gegenteil, die Maßlosigkeit, Brutalität und Disziplinlosigkeit der
durchziehenden, plündernden und mordenden Kriegsvölker aller Seiten hatte den
Höhepunkt noch nicht erreicht. Noch unendliche 13 Jahre sollte das Unglück
andauern.
Als das eigentlich katholische Frankreich fürchtete, dass ein möglicher
Friedenschluss des Reiches mit Schweden auch dem katholischen Habsburger Kaiser
in Wien Vorteile bringen würde, entschloss man sich in Paris zum Angriff auf das
Reichsgebiet. Die vierte Phase des 30-jährigen Krieges, der
„Schwedisch-Französische Krieg“ (1635 - 1648) war eingeleitet.
Ab dem 12. Januar 1635 wurde Ummerstadt mit zwei Kompanien (400 Mann) zu Fuß belegt. Die Bürger haben wöchentlich 56 Reichstaler aufbringen müssen. Eine Kompanie zog am 21. März 1635 wieder ab. Für die andere Kompanie, die noch länger hier blieb, mussten wöchentlich 26 Reichtaler erbracht werden.
Die Beschwernis für die arme
Bürgerschaft war nicht zu beschreiben und führte dazu, dass viele Bürger sich
mit Weib und Kind "absentiert" und zur Flucht wendeten. Es war kein einziges
Stück Vieh, weder groß noch klein und kein Getreide vorhanden. Die Menschen
waren so verarmt, dass es nicht auszusagen war. Viele alte Leute verschmachteten
und starben vor Hunger, da sich der meiste Teil mit Kleienbrot und dergl.
behelfen musste.
Bis zum 7. April mussten zur Verpflegung der beiden Hauptleute trotzdem noch
622 Reichstaler. aufgewandt werden.
Alle Bemühungen der Bürger irgendwie, und man muss sich heute fragen wie sie das eigentlich immer vollbracht haben, doch wieder an Vieh und Saatgut zu kommen, um die mittlerweile wüst liegenden Felder zu bestellen, wurden durch sich immer wiederholende Überfälle und Raubzüge zunichte gemacht.
So wird über einen solchen Überfall geschrieben:
"Am 10. Juli 1635 kamen 5 Trupp Reuter und Fußvolk hierher, haben die Häuser durchspoliert, Frauen und Jungfrauen genotzüchtigt, den Pfarrer um 6 Thl. ranzoniert, ihm seine Geiß samt allen Lebensmitteln und Viehzeugs mitgenommen, auch andere Bürger traktiert."
Vom 8. Juni 1635 bis 22. Februar
1636 wurden von Ummerstadt 358 fl. 19 Gr. Traktamentsgelder (Gehalt und Sold
für den Offizier und seine Soldaten) für Herrn Leutnant Hafensahmer und seinen
Soldaten die im Fürstlichen Haus Heldburg stationiert waren auf 38 Wochen
kontribiert. (Kontribution = Zwangserhebung von
Geldbeträgen)
Schon am 25. Februar 1635 wurde neues Kriegsvolk, nämlich „Gallasisches
Volk“ unter Oberst Nokolai`s Hauptquartier durch Amtmann Götz angekündigt.
Am 23. April 1635 schrieb ein Leutnant Hans Heinrich Kehres vom Quartier
Streufdorf nach Ummerstadt:
"Die Stadt soll ihm sofort nach Empfang des Schreibens die rückständige
Kontribution zukommen lassen. Sonst kämen zwei Reuter, die die Herren in Arrest
nehmen und mitführen würden!" Über die Höhe der Forderung ist nichts bekannt.
Kanzler und Räte in Coburg verlangten im gleichem Jahr die hohe Summe von 1700
Rthlr. Traktamentgelder von Hildburghausen, Heldburg und Ummerstadt, damit
Generalwachtmeister Freiherr von Lamboy nicht wieder das Land besetzte. Von
Ummerstadt wurden zunächst 31 fl. 18 Gr. gefordert.
Vom 23. bis 26. Februar 1637 mussten für zwei Reiter vom Isilonischen Regiment,
die als "Salva guardia" (Schutzsoldaten, die die Einwohnerschaft beim Durchzug
von Kriegsvölkern vor Ungerechtigkeiten bewahren sollten!) in Ummerstadt lagen,
28 fl 16 r. 8 Pfg entrichtet werden.
Vom 7. März bis 5. April l637
war ½ Kompanie des Sperreuterschen Regiments in unserer Stadt einquartiert.
Dafür mussten 403 fl. 3 Gr. 8 Pfg. aufgewendet werden.
Zwei Kompanien Reiter vom Wangel`schen Regiment haben im gleichen Jahr bei einem
Überfall den Bürgern Kühe, Pferde, Ziegen, und Viktualien im Wert von 510 fl. 3
Gr. 6 Pfg. abgenommen. Auch der Kirchkelch , der 10 fl. gekostet hat, wurde
geraubt.
Für einen Hauptmann Erffa, der Kommandant auf der Feste Coburg war wurden noch im Jahr 1637 von Ummerstadt 215 fl. 15 Gr. 5 Pfg. verlangt.
Die Situation in Ummerstadt und
aber auch in den umliegenden Orten war mittlerweile mehr als katastrophal.
Viele Häuser ja ganze Dörfer sind zerstört und von den Einwohnern verlassen. So
heißt es
u. a. von Poppenhausen, Käslitz und Schweigertshausen:
"Liegt alles wüst, ist an keinem Ort etwas an Vieh. In Poppenhausen sind noch 3,
in Käslitz 4 und Schweikertshausen 1 Mann vorhanden, so sich des Schubkarrens
und Tragens aus Thüringen nähren."
In Ummerstadt war von den zerstörten Häusern keines wieder aufgebaut, so dass
vieles in Trümmern lag. Es war nur noch wenig Vieh vorhanden. Vor allen fehlte
es aber an Saatgut, so dass die Ummerstadter am 28. Februar 1637 den Amtmann
Russwurm auf Heldburg um 30 Srn. Gerste, 20 Srn. Korn und 5 Srn. Hafer baten,.
Sie möchten auch 4 Pferde oder alte Ochsen zum Feldbau haben, damit das Feld,
das ganz öde liegt, wieder bestellt werden könnte.
Im Jahre 1635 brachen die Protestantischen Reichsstände, vor allem Kursachsen,
aus dem Bündnis mit Schweden aus und schlossen mit Kaiser Ferdinand II. den
Prager Frieden. Dieser Vertrag beinhaltete unter anderem die Aussetzung des
Restitutionsedikts (1629), das die Rückgabe aller seit Abschluss des Passauer
Vertrags (1525) säkularisierten geistlichen Güter verlangte und gleichzeitig die
Calvinisten für außerhalb des Religionsfriedens stehend erklärte, für vierzig
Jahre. Damit hörte der Dreißigjährige Krieg endgültig auf ein Krieg der
Konfessionen zu sein, hatte der Vertrag doch zur Folge, dass die
protestantischen Schweden mit den katholischen Franzosen den Vertrag von Wismar
eingingen, der sich gegen die kaiserliche Macht der Habsburger richtete.
Im Juni 1635 schloss sich Herzog Johann Ernst von Eisenach dem zwischen dem
Kaiser und dem Kurfürsten von Sachsen geschlossenen Sonderfrieden zu Prag an.
Die Pflege musste den Frieden mit der Zahlung von 44 000 fl erkaufen.
Octavio Piccolomini
Schon am 15. April hatte
Generalfeldmarschall Graf Octavio Piccolomini, eine schriftliche „Salva
Guardia“ für die Länder Herzog Johann Ernsts ausstellen lassen. Das Land hatte
nur vier Jahre dem evangelisch-schwedischen Bündnis angehört und offen gegen
Kaiser und Liga gestanden und hatte so Fürchterliches ertragen müssen. Aber auch
dieser Friede vermochte das Schicksal der Pflege Coburg nicht zu wenden. Der
schreckliche Krieg und die Qualen der Menschen sollte noch 13 Jahre anhalten.
Es
war kein Friede, den das Volk freudig begrüßen konnte, denn statt den
Kaiserlichen waren jetzt die Schweden die Feinde, daneben zogen bayerische und
kaiserliche Truppen ununterbrochen durch das Land und viele quartierten sich im
Lande ein.
Für einen Rittmeister Nikolai, welcher vom 26. Februar 1638 bis 22. April 1638
in Ummerstadt einquartiert war, wurde:
568 fl an allerhand Viktualien (Lebensmittel) und Getränken
405 fl an Waren
bezahlt.
Am 16. August 1638 forderte ein Johann Günsel von Coburg
seine auf 3 Jahre rückständige Neujahrgebührnis wegen fürstliche Botenmeisterei.
(Botengänge)
Ummerstadt solle dies an Geld oder Geldeswert abstatten. Die Höhe des Betrages
ist nicht ersichtlich.
Anfang des Jahres 1639 waren in Ummerstadt von den jetzt
noch stehenden 130 Häusern nur noch 26 bewohnt, von den 40 Pferden und 360 Stck.
Rindvieh, die ursprünglich in den Ställen standen, nur je 4 vorhanden. Von den
Schafen und Lämmern, von denen Ummerstadt in guten Zeiten ca. 1000 Stck. hatte,
sowie von 120 Schweinen war nicht eins mehr da.
Die allgemeine Lage der Landwirtschaft wird 1639 wie folgt beschrieben:
" Das 1638 erwachsene Getreide war nunmehr gegessen. Mancher musste 1 Viertel
oder 1/2 Srn. Korn verkaufen, um Geld zu der wöchentlichen Kontribution
aufzubringen. Es wurden nur 14 Srn. Korn und 2 Srn. Weizen ausgesät. Weil die
Felder nicht gedüngt wurden, haben sie nichts ertragen wollen. Dazu fehlte es an
Zugvieh, womit man das verwüstete und öde Feld umreißen konnte. Nicht ein Acker
konnte mit Sommergetreide bestellt werden, denn obgleich etliche noch einigen
Samen hatten, ging es doch schwer her, solchen bei üblen Zustand in das Feld zu
bringen."
Die Überfälle und Plünderungen nahmen kein Ende.
Am 8. April 1639 fielen 4 Kompanien bayerische Reiter in Ummerstadt ein und
verursachten für mehr als 300 fl. Schaden.
Den 13. April 1639 nahmen acht würzburgische Reiter, die in Lichtenfels lagen,
in Ummerstadt dem Kapitän Johann Sevin das Pferd und seine Kleider ab.
Am 2. Juli 1639 erinnern die Ummerstädter den Landesherrn
daran, ihr „Städtlein“ sei bei dem Friedländischen (Wallenstein) Einfall 1632
über die Hälfte in Asche gelegt worden. Hernach seien sie durch die langwierigen
Einquartierungen, Durchzüge, Räubereien und Plünderungen dermaßen verderbt und
ausgesogen worden, dass sie fast nicht mehr bleiben könnten. Eins ging hier-,
das andere dorthin, um sich seine Nahrung zu suchen. Sie müssten in ihrem „Exilio“
schändlicherweise sterben und verderben.
Vor nunmehr 2 Jahren seien sie von dem wohledlen Herrn Christoph von Hagen,
Coburg, zur Verpflegung der Festungsgarnison und zur Unterhaltung von Konstabler,
Zeugschmied, Torwächter und Wächter herangezogen worden. Trotzdem sie die Herrn
Räte um Schonung gebeten hätten, wäre doch manches von dem Geld durch
militärische Exekution erpresst worden.
Unlängst wäre auch ein Rittmeister vom Strickowitzischen Regiment, mit Kroaten
ins Land gekommen, die sie auf drei Wochen hätten unerhalten müssen. Hier sei
erfreulicherweise von der Regierung in Coburg angeordnet worden, dass auch
Hildburghausen 20 fl., Heldburg 7 fl.6 Gr.1 Pfg., Eisfeld 7 fl.16 Gr. 10 Pfg.,
Schalkau 2 Reichstaler. wöchentlich hierzu beitragen sollten.
Der Bericht und die Klage über die Zustände sollte eine Einschränkung der
Forderungen bewirken. Aber man war erfolglos.
Am 21. September 1639 beschlossen daher die Bürgermeister
von Eisfeld, Heldburg, Rodach, Neustadt und Ummerstadt, den Landesherrn zu
bitten, die Steuerbefreiung nochmals um sechs Jahre zu verlängern, weil die
verbrannten Orte vielfältige Kriegslasten tragen müssten. Die Antwort der
sächsischen Kanzler und Räte war enttäuschend. Sie schreiben in einem Brief am
3. Oktober, dass keine Steuerbefreiung mehr gewährt werde.
Man solle melden welche Güter und Vermögen vorhanden seien. Was verbrannt sei
oder öde und wüst läge, solle von den Abgaben befreit werden, aber alles andere
sei pflichtmäßig zu melden und zur Steuer heranzuziehen.
Nachdem Herzog Johann Ernst 1638, wie sein Bruder,
kinderlos verstarb, wurde das Land in einem heftigen Erbstreit, nach dem
Wettinischen Erbschaftregelung, in zwei Teile aufgeteilt.
An das Herzogtum Altenburg, unter Herzog Friedrich Wilhelm dem Älteren fielen
die Ämter und Städte Coburg, Rodach, Hildburghausen, Römhild, Schalkau,
Neustadt, Sonneberg, Mönchröden und Sonnefeld. An das Herzogtum Eisenach unter
Herzog Albrecht die Ämter und Städte Heldburg, Ummerstadt, Eisfeld und das
Klosteramt Veilsdorf. Bei dieser Teilung , die das Land wieder einmal
verhängnisvoll zerstückelte, waren die wirtschaftlichen und politischen
Gegebenheiten vollkommen unberücksichtigt worden.
So wurden z.B. das Amt Römhild, das zu Altenburg gehörte, und das Amt Heldburg
und damit auch die Stadt Ummerstadt, die nach Eisenach kamen, Enklaven. Damit
waren für Jahre traditionelle Verbindungen zu den Nachbarn teilweise
zerschnitten. Erst nach dem Tode Herzog Albrechts 1645, ging der Besitz an
Herzog Ernst den Frommen aus Gotha, dem es gelang die gesamte Pflege, wenn auch
nur für drei Jahre (1672 - 1675) noch einmal zusammenzuführen.
Ummerstadt musste aber trotz aller Versprechungen durch Piccolimini, weiter
unter den Überfällen der mord- und beutegierigen Kriegshorden leiden.
Am 8. April 1640 überfielen 2 Kompanien. kurbayrische Truppen unter Johann
Wertha den Ort und nahmen 20 Schweine, 2 Pferde, 1 Kuh, bares Geld usw. im Wert
von 382 fl. weg.
Für die Zeit vom 1. April bis 14. Mai 1640 verlangte Rittmeister Val. Walther
unter Kroaten-General Gilli de Has 60 fl als Zwangsabgabe.
Kaiserliche und bayrische Völker die in Saalfeld in einem Stillager lagen,
überfielen Ummerstadt und nahmen der Bürgerschaft, Vieh, Getreide, Hausrat,
Bettgewand, Zinn- und Kupferwerk, Bienenstöcke usw. im Wert von 513 fl. ab.
Allein in dem Zeitraum von 1640 bis 10. Juni 1641 erlitt Ummerstadt durch
Einquartierung, Durchzüge, Raub und Plünderung einen Verlust von 1463 fl. 12 Gr.
3 Pfg.
Der kroatische Rittmeister Bombasson, in Königsberg liegend, verlangte 1641
rückständige Kontribution.
Auch hier ist die Höhe der Forderung nicht bekannt.
Am 14. Januar schrieb der Rat von Ummerstadt an den Amtmann von Heldburg, daß
sie sich an die auf dem Schloss Heldburg eingerichtete tägliche Wacht und an das
Botengehen nicht mehr beteiligen wollten. Sie müssten so schon mehr Fronen und
Dienstbarkeiten verrichten als die Dorfschaften. Sie hätten auch zwei
Salvaquardia hier gehabt und bezahlen müssen. Die Heldburger hätten ihnen aber
nicht das geringste dazu gegeben.
Ihrer Bitte wurde jedoch nicht stattgegeben.
Nachdem Generalfeldmarschall Graf Octavio Piccolomini 1635 eine schriftliche „Salva
Guardia“ (Schutzbrief) ausgestellt hatte erließ 1642 der „Römisch kaiserlichen
Majestät auch kurfürstliche Durchlaucht in Bayern, Kriegsrat,
Generalfeldzeugmeister und bestellter Obrist zu Fuß“, Franz Freiherr von Merciy,
folgenden Befehl:
„Demnach Vorweiser dieses in das
Amt und den Flecken Heldburg abgeschickt wird und befehligt ist, selbiges Amt zu
Salva quardieren und vor allen eigenmächtigen Gewalttaten und Plünderungen
bestens zu manutenieren (beschützen). Als werden all und jede, der Röm. Kais.
Maj. Auch Kürfürstl. Durchl. In Bayern Reichsarmee, meinem Kommando Untergebene,
hohe und niedere Offiziere, auch sämtliche Soldaten zu Fuß und Roß hiermit
ernstlich erinnert und befehligt, dass sie ob angeregten dahin verordneten
lebenden Salva quardi nicht allein gebührend respektieren, sondern auch die
geringste Gewalttätigkeit gegen besagten Flecken und das Amt Heldburg vornehmen,
sondern vielmehr beschützen und dabei Hand haben sollen und wollen. Hieran
vollziehe die meinem Kommando Untergebenen mein zuverlässiger Befehl.
Sign. Effeldern, 22 März Anno 1642"
Die Einwohner von Ummerstadt baten Ihren Landesherren 1643 darum, ihnen nicht
soviel Steuern aufzuerlegen wie Heldburg, das seine gemeinen Gebäude noch habe,
während Ummerstadt, ein offenes „Städtlein“ sei, welches sich nicht vor dem
geringsten Angriff schützen könne. Kirche, Schule, Diakonat und Rathaus seien
zerstört und man besitze auch nicht mehr als ein einziges Glöcklein.
Das Ergebnis der Bitte ist nicht überliefert, aber es ist zu befürchten, dass
die Antwort negativ ausfiel.
Am 5. April 1644 berichten die Bürger von Ummerstadt an Obristenleutnant Johann
Schöppach, der zunächst Amtmann in Heldburg, später Obristenleutnant im
sächsich-weimarischen Diensten war:
„Sie hätten gehofft, ihr Herrgott würde sie von ihren schweren Pressuren endlich
erlösen, doch wäre vermutlich noch keine Rettung vorhanden. Heutigen Tages wäre
ihr Salvaquardia abgelöst worden, dem sie für Kost und Quartiergeld wöchentlich
4 Reichtaler und 3 Metzen Hafer für die Pferde geben mussten. Gleich darauf wäre
ein anderer an seine Stelle gekommen, der außer Kost und dem Futter für sein
Pferd 3 Reichstaler haben will.
Sie hätten auch täglich zwei Mann nach Heldburg auf die Wacht zu schicken“ --
Schöppach befürchtet in seiner Antwort weitere Durchzüge. Er ordnet an, das Vieh
auf den Kirchhof zu bringen, wo das Mannsvolk gute Wacht halten soll. Der Salva
quardia soll gesagt werden, sie möge Achtung geben und keine Gewalttätigkeiten
beim Durchzug dulden. Sollte etwas vorkommen, so soll es ihm berichtet werden.---
Am 15. Juli 1644 teilt er mit, dass er sich entschlossen habe, am 22. Juli 1644
die Ernte auf den fürstlichen Besitzungen anzufangen. Er hätte glaubhaften
Bericht, dass sich die Einwohner von Ummerstadt beschwert und gesagt hätten, was
sie denn verschuldet, dass er sie nicht einmal zur Ernte berufe. Er ersucht den
Bürgermeister, ihm mitzuteilen, wie viele an dem genannten Tag wohl zum
Schneiden in den Neuenhof kommen könnten. Sie sollten mit einem Frühstück, Käse,
und Brot, versehen werden, abends sollten sie eine Mahlzeit und einen guten
Trunk erhalten. Sie könnten dann wieder nach Hause gehen. (Die
Verpflegungszuteilung war wahrscheinlich auch der Grund der Beschwerde über die
Nichtberücksichtigung bei dem Einbringen der Ernte)
Ummerstadt hatte am 31. August 1645 noch 36 bewohnte und 29 unbewohnte Häuser. Von den Einwohnern waren 31 Männer, 38 Weiber, 37 Kinder groß und klein, 2 Dienstjungen, 6 Dienstmägde noch im Ort. Insgesamt waren noch 114 Seelen vorhanden.
Am 26. März 1645 kam es am
Ortsrand von Ummerstadt zu einem dramatischen Ereignis.
Es fand ein Scharmützel zwischen hier einquartierten Kaiserlichen und Schweden
aus Römhild statt.
Nachts gegen 11 Uhr kamen 80 Reiter der kaiserlichen Truppen von Eger in den
Ort, trieben die Menschen aus dem Schlaf, quartierten sich in den Häusern ein,
verfütterten das Getreide und aßen und tranken bis zum Morgen. Die verängstigten
Leute liefen teils ganz nackend, teils die Kleider im Arm, davon. Da aber die
Kaiserlichen den Leuten nichts taten, kamen sie wieder zurück. Ein Reiter wurde
zur Wache auf den Turm der Andreaskirche gestellt, damit sonst keiner in den
Kirchhof komme. Als aber früh 7 Uhr zu Pferd geblasen wurde, kam ein Trupp von
55 Mann schwedischer Reiter, die gerade in Römhild lagen, hierher. Einen
Vortrupp von 4 Reitern hatten sie vorgeschickt. Diese kamen auch unversehens vor
die Schmiede. Als die Schweden merkten, dass Kaiserliche in der Stadt waren,
ritten sie rasch zu ihren Leuten zurück. Sie wurden aber von der Wache auf dem
Turm entdeckt. Die Kaiserlichen bestiegen die Pferde und fielen mit Gewalt aus
dem Brückentor gegen die davor haltenden Schweden. Zwei der schwedische Reiter
wurden bei diesem Angriff erschossen und zwei weitere verwundet, wovon der eine
kurze Zeit später starb. Auch ein Pferd blieb tot auf der Wiese liegen. Die
Schweden ergriffen die Flucht; da aber nicht alle über die zwei Gräben setzen
konnten, wurden 20 Reiter gefangen.
Was mit diesen Männern geschehen ist, ist nicht überliefert.
In einem anderen Bericht über „das Gefecht am Brückentor“ wird der Ablauf etwas
anders aber ähnlich, beschrieben. Nach diesem Bericht sollen z.B. die
schwedischen Reiter zunächst versucht haben durch das rote Tor (Coburger Str.)
in die Stadt einzudringen. Erst als dieses nicht gelang, sollen sie vor das
Brückentor geritten sein. Auch die Verluste, die die Schweden erlitten haben
sollen werden anders dargestellt.
Großen Schaden erlitt die Stadt am 15. Juli 1645 durch einen Raubüberfall
schwedischer Truppen des Generals Hans Christoffer von Königsmark.
Der Ort, der den Bürgern der Stadt bei Gefahr einigermaßen Schutz bot, war der Friedhof bei der Andreaskirche, hoch über Ummerstadt. Durch seine Lage auf dem Berg, durch die ihn umgebende Mauer mit dem Wehrgang, durch den Mauerturm und dem 54 m hohen Turm der Friedhofskirche mit seinen vier Ecktürmchen, die einen Ausblick in alle Himmelsrichtungen erlaubte, war er als Zufluchtsort der Einwohner der Stadt in kritischen Zeiten geeignet. Mit dem Amtsverwalter in Heldburg war vereinbart, dass er durch Kanonenschüsse, die von der Veste Heldburg abgefeuert werden sollten, die Bürger vor herannahenden Feinden warnen sollte. Das funktionierte aber nicht immer, besonders war dieses Warnsystem dann unwirksam, wenn der Amtmann die Gefahr gar nicht erkannte oder erst zu spät bemerkte. Es konnte also ohne weiteres geschehen, das die Feinde, besonders dann wenn es sich um schnelle Reitertruppen handelte, eher in Ummerstadt waren, als das Warnzeichen.
Hans Christoffer von Königsmark
Friedhof Andreaskirche
Dies scheint auch am 15. Juli
1645 der Fall gewesen zu sein.
In einem Bericht an dessen Amtsverwalter in Heldburg berichtet der damalige
Stadtschreiber von Ummerstadt, Jakob Rögner:
„
Wir haben keine andere Nachricht gehabt, als ziehe die Königmarksche Armee von
Neustadt an der Saale über den Wald (gemeint ist der Thüringer Wald) Kömmt
unversehens ein Trupp Reuter von Colberg herunter, überfallen uns und ehe die
Leute mit dem Vieh auf den Kirchhof kommen, nehmen sie das Vieh auf den Gassen
und in den Ställen, also daß sie 15 Stück Pferd, Ochsen und Kühe
zusammenbringen. Danach wollten sie 100 Thaler dafür haben. Weil wir aber soviel
nicht aufbringen können, bitten wir, ein leidliches zu nehmen, 25 und 30 Thaler
geboten, dieselben nicht hören wollen, sondern das Vieh immer fortgetrieben.Weil
da die Leut, so ihr Vieh genommen, nachgehen, vermeinet, solches zu bekommen,
kömmt noch ein starker Tropp von Heldburg her, setzten mit Gewalt auf den
Kirchhof, da alsdann die Leut zaghaft, eins hier, das andere dorthin sich
versteckt, also dass nicht mehr als 4 Mann auf dem Turm und sich dann nicht
getrauen, zu erwehren, da sie allbereit hinten über die Mauer steigen wollen,
das Tor geöffnet, daß es also drunter und drüber gegangen, Kisten und Kasten
aufgehauen und zerschlagen, das vom Feinds Völkern ärger nicht geschehen, alles
Vieh, Kleider und Weißzeug und was ihnen beliebet, auf die Pferd gebunden und
mit ins Lager nach Heldburg geführt.
Nach diesen kommen wieder andere und als keine Männer vorhanden, sondern nur die
Weiber noch in der Kirche beisammen gewesen, dieselben was ihnen beliebt,
eingepocht (eingepackt) und danach unter den Weibern ein solches Zetergeschrei
angerichtet, daß die Leut von außen gehört und sich zusammengefunden und
miteinander auf Kirchen geeilet und die Leut, was noch drinnen, herausbegehrt,
welches sie getan. Aber sie sind die ganze Nacht samt ihren Pferden in der
Kirche blieben, bis auch um Mitternacht noch einen Haufen Fußgänger dazu kommen
und auch allda verblieben, bis früh Tag geworden. Alsdann ein jeder genommen,
was ihm beliebet, damit auf und davon, dass wir also dermaßen ausspoliert und
geplündert worden, dass nichts mehr weder von Vieh noch an Kleidern, als wir um
und an uns haben, vorhanden.“
Soweit der Bericht vom Stadtschreiber aus Ummerstadt.
Der finanzielle Verlust wird mit 1036 Thaler,15 Batzen beziffert. Das ist eine
hohe Summe, wenn man bedenkt, dass damals ein Pferd mit 20, eine Kuh mit 15
Thaler kostete.
Obwohl die Jahre 1646 und 1647 trotz fortgesetzter weiterer Zwangsabgaben und
ruhiger verliefen, kamen für 1648, also im offiziell letztem Jahr des Krieges,
noch große Forderungen auf die Stadt zu.
So verlangte Amtmann Volk am 7. Januar 1648 noch 16 Pfd. Flachs zur Herstellung
von Lunten für das fürstliche Haus. Für die in Salzungen liegenden Regimenter
mussten 63 fl und für durchziehende Kriegsscharen 59 fl. erbracht werden.
Der Quartiermeister von 3 schwedischen Regimentern des Feldmarschalls Wrangel
forderte am 9. Februar 1648 die Stadt Ummerstadt zur Verpflegung auf.
Der von ihm hierher geschickter Reiter , der die Forderungen überbringen und
eintreiben sollte, fasst seine Eindrücke, die er von Ummerstadt gewonnen hatte
nach seiner Rückkehr zu seinen Regimentern, in einem Bericht zusammen:
„Demselben tu ich hiermit berichten, dass ich nach Ummerstadt gekommen bin, um,
wie mir befohlen, zu sehen, was an Vieh, Getreide, Bier und Wein vorhanden. So
habe ich in der Stadt gesucht, doch nichts in den Häusern gefunden; denn die
Leute waren alle auf dem Kirchhof. Als ich den Kirchhof visitiert, habe ich
nicht mehr gefunden als 10 Stck. Vieh, darunter ein Paar Ochsen und eine
Schindmähre und viele Ziegen. Ich habe mir auch alle Kisten und Kasten
aufschließen lassen und darin nicht mehr gefunden, als etwa 10 oder 12 Srn. von
allerlei Getreide.
Es gibt keine Leute die viel bauen, sondern sich von Vogelfang und Ziegen
nähren.“
Die Bürger mussten dennoch 144 fl aufbringen.
Noch am 17. November 1648 wurden 80 Pfd. Fleisch, 140 Pfd. Brot, 1 1/2 Srn. Hafer, eine Henne und 20 Eier für die schwedischen Reiter in Veilsdorf angefordert.
Seit 1637 wurden zwischen den
Kriegsparteien Verhandlungen geführt. Erst im Dezember 1641 konnte man sich in
Hamburg auf die Verhandlungsorte und Verhandlungsteilnehmer einigen. Die beiden
Verhandlungsorte Münster und Osnabrück waren nötig um Rangstreitigkeiten (z.B.
zwischen Frankreich und Schweden) bzw. konfessionelle Empfindlichkeiten zwischen
protestantischen Mächten und der römischen Kurie aus dem Wege zu gehen.
Die eigentlichen Verhandlungen begannen im Juni 1645. Die Verhandlungen wurden
immer wieder durch Rang- und Titelstreitigkeiten sehr verzögert, denn es war
das erste mal dass Gesandte von fast allen mitteleuropäischen Mächten
versuchten, nicht nur einen lang andauernden fanatisch geführten, mörderischen
Krieg zu beenden, sondern es wurden auch umfangreiche territoriale Veränderungen
beschlossen ( z.B. erhielt Schweden ganz Vorpommern und die Insel Rügen,
Frankreich die Bistümer Metz, Toul und Verdun, die damit aus dem deutschen
Reichsverband ausschieden und die Eidgenossenschaft wurde faktisch als
unabhängig vom Heiligen Römischen Reich anerkannt)
In langen, oft schwierigen Verhandlungen wurden auch die kirchlichen und
politischen Fragen für das verblieben Reich geklärt.
Der Westfälische Friede war ein Kompromiss zwischen allen beteiligten Parteien, der möglich wurde, weil durch die totale Erschöpfung der Ressourcen und die allgemeine Kriegsmüdigkeit keine Seite durch die Fortführung des Krieges etwas gewinnen konnte.
Das Morden und Plündern, die
Zerstörungen der Ortschaften und der Tod der Bevölkerung durch Seuchen,
Kriegseinwirkungen, Hungersnöte, Flucht und Abwanderungen, aber auch die
Kriegsmüdigkeit der Soldaten, den hatte den Krieg praktisch sinnlos gemacht.
Der Zustand des Reiches, besonders in den Teilen, die am meisten unter dem Krieg
leiden mussten war mehr als katastrophal und die Plage war noch nicht zu Ende.
Ab- und durchziehende Truppen verlangten weiterhin Zwangsabgaben und Verpflegung
von den bitter Not leidenden, hungernden und ausgeplünderten Bürgern der Dörfer
und Landstädte in der Mitte des deutschen Reiches.
Aus Ummerstadt wird berichtet, dass 1649 einige mal ein Leutnant vom Wrangelschen Leib-Regiment mit einem Fähnrich, der Weib und Kind hatte, und 52 gemeinen Soldaten in der Stadt übernacht gewesen sei. Als sie am 26. November 1649 wieder hier gewesen waren, hätten sie: “diesmal sehr übel gehaust, die Bürger geschlagen und nicht zu ersättigen gewesen. Wie dann einer dem Klaus Bertschen, der ein armer Taglöhner, einen Arm entzwei geschlagen, und andere mehr mit Schlägen traktiert"
Zu Anfang des Jahres 1649 musste
Ummerstadt für die schwedische Armee an Wolf Sigmund von Otterodt zu
Scharffenberkg, Joh. Breithauptt, Fürstl S. Rentenmeister, und Joh. Rosa,
Bürgermeister zu Gotha, in Abschlag der angesetzten Steuern 47 fl. 5 Gr 1 1/2
Pfg entrichten.
Hans Schefftlein hatte noch den Salva Quard Marthin bei sich, für den gesorgt
werden musste.
Am 29. Januar 1650 wurde er der Jägerin Anna Schubartin zugewiesen.
Sogar 1663 leistete Ummerstadt noch Vorspann für kaiserliche Völker nach Gemünda,
Dietersdorf, Neundorf, Aubstadt und bis nach Großeibstadt.
Am 11. und 12. August 1650 wurde das Friedensdankfest hier in Ummerstadt und im ganzen Fürstentum zwei Tage feierlich begangen.
Unsere Stadt war verwüstet. Die
Stadtkirche, die Schule, das Rathaus, das Pfarrhaus, die Kaplanei und 80 der
ursprünglich 116 Häuser waren zerstört.
Über den Zustand der Bevölkerung zitiert der Historiker Gustav Freitag im III.
Band seines Werkes „ Bilder aus deutscher Vergangenheit“ aus dem Ummerstädter
Kirchenbuch:
„Ob nun wohl noch im Jahre 1632 das ganze Land, wie auch das hiesige Städtlein,
sehr volkreich war, also das über 150 Bürger und auf 800 Seelen allein hier
gewohnt haben, so sind doch wegen immer anhaltender Kriegsunruhen und stetiger
Einquartierungen die Leute dermaßen enervieret worden, dass von ausgestandenem
großen Schrecken eine Seuche, so von den lieben, allmächtigen und gerechtem Gott
über und verhängt worden, auf fünfhundert Menschen in den Jahren 1635 und 1636
weggerafft hat, und wegen des elenden und betrübten Zustandes in zwei Jahren und
darüber kein Kind zur Welt geboren worden. Diejenigen Leute, denen Gott der
Allerhöchste noch das Leben gefristet, haben sich wegen Hunger und teurer Zeit,
aus Mangel des lieben Brotes, Kleien, Ölkuchen und Leinknoten gemahlen und
gegessen, aber viele das Leben darüber geendet. Sind also die Leute in allen
Ländern sehr zerstreut worden, dass der meiste Teil das liebe Vaterland nicht
wiedergesehen. Anno 1640 bei dem saalfeldischen Stillager ist Ummerstadt zur
Nimmerstadt oder Umbrastadt worden, weil in achtzehn Wochen sich kein Mensch
darin hat dürfen sehen lassen. Daher die Leute fast dünne worden, und über
hundert Seelen nicht mehr vorhanden gewesen.“
Die Pflege Coburg war eines der Landstriche, die am schwersten durch die
Auswirkungen des 30- jährigen Krieges getroffen wurde. In den Jahren 1631 bis
1640 waren die schwersten Belastungen zu verzeichnen. Durch die geographische
Lage waren alle Ämter, auch das Amt Heldburg, der Pflege Coburg betroffen.
Grundriss der Stadt Ummerstadt
aus dem Jahre 1661
Nur langsam erholte sich Ummerstadt von den Folgen des Krieges. Seit 1636 wurden Zuwanderungen aus allen Gegenden, sogar aus dem Ausland, verzeichnet die den Raum, den der Krieg hinterlassen hatte, als Chance begriffen.
Bis 1680 wanderten nach dem Kirchenbuch in Ummerstadt ein:
1636 Wißner, Johann aus Quarz/Schlesien
Weich, Anna Barbara aus Überlingen,Bodensee
1637 Schulthes, Lorenz aus Lindenast
Eger, Caspar aus Eckhartshausen
Veyth,
Martin aus Heilbronn
Schmidt,
Elisabeth aus dem Stift Bamberg
1641 Thol, Dorothes, aus Maroldsweisach
Koch, Balthasar aus Maroldsweisach
1643 Gruner, Margareth aus Thüringen
1645 Zwirner, Nicolaus
Engelbrecht, Anna aus Staubheim in Franken
1647 Kolbenring, Hans aus Welschleben/Thüringen
1649 Schmiltz, Georg aus Breitenbach/Thüringen
1651 Wolfsraub, Margaretha aus Königsberg,Franken
1654 Hoffmann, Georg aus Altenstein
1655 Ambrosius, Georg aus Löhdt bei Stockholm
1656 Lauer, Margaretha aus Nürnberg
1657 Rößner, Johann aus Kaltenbrunn
1659 Arnoldt, Georg Christoph aus Böhmen
Wiedmann, Caspar
Burckardt, Gorg aus Lobschütz/Schlesien
1661 Weingärtner, Barbara aus Langensalza
1664 Röhner, Heinrich aus Friesenhausen
1665 Meyer Thomas aus Wartenberg b. Landshut
Nagel, Maria aus Salzburg
Pfeiffer, Hans Georg
1666 Schürer, Caspar aus Eschenau b. Naumburg
Schefftlein,
Barbara aus Gemünda
1668 Scharr, Hans aus Schlopp gegen das Gebirg
Magoldt, Niclaus aus Hirschendorf
Füssen, Rosina aus Bauern
1669 Hober, Hans aus Leiden/Bayern
Hoffmann, Anna aus Gemünda
1677 Baumüller, Georg aus Gemünda
1678 ………, Kinugunda aus Trappstadt
Saufa, Nicolaus aus Nießburg
1679 Höllein, Anna Maria aus Stettfeld
1680 Schürnitz, Johann Christoph aus Hof i.Vogtland
1680 Eborstein, Heinrich,aus Welschleben bei Magdeburg
Nach dem Seelenregister des Amtes Heldburg von 1665 wurden in Ummerstadt 290 Personen in 58 Familien geführt u.a.:
Name | Herkunft | Geburtsjahr | |
Nemhardt, Johann Wendelin verh. mit Sibilla Catharina 3 Kinder |
geb. in |
Heldburg Planitz Thiersheim |
1623 1622 |
Stössel, Friedrich verh. mit Anna 1 Kind, |
geb. in |
Neundorf Kreißdorf Ummerstadt |
1626 1633 |
Koch, Christoph verh. mit Maria 5 Kinder |
geb. in |
Ummerstadt Bötzau Ummerstadt |
1618 1627 |
Bauried, Hans verh. mit Apolonia 2 Kinder, 1 Kind, 3 Kinder, |
geb. in geb. in geb. in |
Weißenstadt Steinach Sonneberg Weidach Ummerstadt |
1622 1626 |
Obenberg, Hans David verh. mit Elisabeth 6 Kinder |
? |
||
Hoffmann, Georg verh. mit Kunigunda 4 Kinder |
geb. in |
Altenstein Ummerstadt Ummerstadt |
1631 1626 |
Gutjahr, Hans Valten verh. mit Dorothea 7 Kinder |
geb. in |
Bergen Ummerstadt Ummerstadt |
1621 1622 |
Stössel, Gerhard verh. mit Dorothea 4 Kinder |
geb. in |
Mitwitz Ummerstadt Ummerstadt |
1630 1626 |
Koch, Balthasar verh. mit Margaretha "Hans" servus |
geb. in |
Maroldsweisach Rotenberg Eckartshausen |
1604 1610 |
Schefftlein, Nicolaus verh. mit Barbara 1 Kind, |
geb. in |
Ummerstadt Langensalza Ummerstadt |
1623 1622 |
Pfeuffer, Hans Georg verh. mit Dorothea 1 Kind, |
geb. in |
Hafenpreppach Ummerstadt Streufdorf |
1646 ? |
Kalmring, Hans verh. mit Barbara 5 Kinder, |
geb. in |
Walschleben Ummerstadt Ummerstadt |
1620 1621 |
Schefftlein, Hans verh. mit Barbara 1 Kind, 3 Kinder, |
geb. in |
Ummerstadt Friesau i. Vogtland Gauerstadt Ummerstadt |
1626 1639 |
Gottschalk, Hans verh. mit Susanna 4 Kinder, |
geb. in |
Unter Nürnberg bei Altdorf Coburg Ummerstadt |
1626 1624 |
Schumm, Martin verh. mit Anna Elisabeth 1 Kind, 1 Kind, |
geb. in |
Langewiesen Ilmenau Nürnberg Coburg |
1607 1617
|
Schultes, Stephan verh. mit Anna 1 Kind, |
geb. in |
Ummerstadt Stammich Ummerstadt |
1623 1623 |
Schulteis, Nicolaus verh. mit Margaretha 3 Kinder, |
geb. in |
Ummerstadt Kleinliebringen Ummerstadt |
1620 1624 |
Oberlindner, Andreas verh. mit Anna Martha 1 Kind, |
geb. in |
Käßlitz Erfurt Ummerstadt |
1633 1636 |
Rabb Hans verh. mit Margaretha 1 Kind, 1 Kind, 1 Kind, 1 Kind, 1 Kind, |
geb. in |
Reitzengeschwandt b. Leutenberg Gundelsdorf Luttermühl Künitz Schneidmühl Volkmannshausen Ummerstadt |
1631 1634 |
Limpricht, Georg verh. mit Barbara ? Kinder, |
geb. in |
Kleinhettstett Reinsfeld Käßlitz Poppenhausen Ummerstadt |
1629 ?
|
Salweckh, Jacob Wills verh. mit Catharina |
Ländlein ob der Ems Eybisch i. Mähren |
1590 1613 |
An diesen Aufzählungen erkennt man, dass die Zuwanderung aus allen Gegenden des deutschen Sprachraumes erfolgte.
Das Handwerk und der Handel
konnten bald wieder aufblühen. Die Zünfte wurden neu geordnet und dafür auch
neue Satzungen geschrieben, die dem Herzog zur Prüfung und Genehmigung vorgelegt
wurden. Die Güte der Waren wurde auch dadurch gesteigert, dass den Handwerkern
jetzt die Erlaubnis erteilt wurde alle Märkte innerhalb des Landes besuchen zu
dürfen und so gegenseitig in Konkurrenz traten.
Die Entwicklung der
Landwirtschaft ging schleppender voran. Noch 1675 lagen viele Äcker wüst. Es
fehlte an Zug- und Arbeitstieren, sowohl als auch an Saatgut. Viele Höfe waren
niedergebrannt und zerstört, so dass große Flächen Ackerland erst zu Beginn des
achtzehnten Jahrhunderts wieder planmäßig bewirtschaftet wurden.
Durch die Einwanderer kam auch
viel neues Handwerk und Gewerbe nach Ummerstadt. Besonders die Töpferei nahm
einen großen Aufschwung und führte letztlich dazu, dass Ummerstadt, besonders in
Thüringen als „Töpferstadt“ bekannt wurde.
Bis heute gilt der
Dreißigjährige Krieg als eine der schlimmsten Katastrophen der deutschen
Geschichte, denn die Auswirkungen des Krieges auf die Zivilbevölkerung war, in
bestimmten Landschaften unseres Landes, leider auch im Coburger Land,
vernichtend. Hungersnöte, Seuchen, Plünderungen und die Zwangsabgaben sorgten
dafür, dass das Land geradezu entvölkert wurde. Weite Teile des jetzigen
Südthüringen wurden verwüstet und manche Ortschaften waren menschenleer (Orte
wie Billmuthausen, Poppenhausen, Holzhausen, Schweikertshausen und Seidingstadt
waren unbewohnbar bzw, zu 100 % zerstört.).
In Heldburg und Ummerstadt, die
noch im Jahr 1650 fast 2/3 Häuser weniger als zu Kriegsbeginn zählten wurden die
zerstörten Häuser nur langsam wieder aufgebaut. (Es standen noch 36 Häuser in
Ummerstadt, das sind 80 Häuser weniger als 1618 (69 % zerstört)), Ummerstadt
hatte im Jahr 1843 erst 11 Häuser mehr als im Jahr 1618.
Ummerstadt aber, hat überlebt.
Das ist wohl nicht zuletzt der Zähigkeit und dem erstaunlichen Durchhaltewillen,
der Einwohner dieser Stadt zu verdanken.
Einwohnerliste 1666
Einwohnerliste, die die Familien, deren Abstammung und Alter zeigt, Seelenregister von Ummerstadt 1666, aufgestellt von Pfarrer Hermann (durch den Verfasser in der Form der Einwohnerliste von 1665 angeglichen)
Im Jahr 1666 wohnten , abzüglich der beiden Brüder Hans
Balthasar und Hironimy Gutjahr, die in der Fremde waren, 282 Personen in
Ummerstadt.
Es dauerte aber noch Jahrzehnte bis die Menschen die Energie zurück gewannen,
die zerstörten Häuser unserer Stadt wieder vollständig aufzubauen und man
brauchte nahezu 200 Jahre um die gleiche Einwohnerzahl zu erreichen wie vor dem
30-jährigem Krieg. Erst 1818 hatte die Stadt Ummerstadt 653 Einwohner.
Verfasser:
Eberhard Eichhorn
Viehmarkt 99
98663 Ummerstadt