Johann Georg Rosenmüller
Johann Georg Rosenmüller wurde am 18. Dezember 1736 in Ummerstadt geboren.
Geburtshaus von Johann Georg Rosenmüller, Ummerstadt HNr.: 6
Seine Eltern waren der Tuchmacher Georg Rosenmüller und
seine Ehefrau Margaretha Barbara geb. Gottschalk. Die frommen Eltern gaben
dem Kind schon in jungen Jahren ein Beispiel gottgefälligen Lebens. Der junge
Rosenmüller glaubte aber, aufgrund der bescheidenen Vermögensverhältnisse seiner
Eltern, dass ihm eine höhere Schulbildung verwehrt werde und er, wie sein Vater,
den Beruf des Tuchmachers ergreifen würde.
Georg Rosenmüller entwickelte recht früh eine Neigung für
Musik. Er lernte Klavier und Harfe und spielte diese Instrumente soweit es seine
Verhältnisse gestatteten, denn er musste schon in jungen Jahren seinem Vater
helfen.
Schon als 10 jähriger schrieb er alle Predigten, die er in
der Kirche hörte zu Hause nach und bekam auf diese Art und Weise eine Sammlung
eines ganzen Jahrgangs von Predigten.
Gedenktafel am Geburtshaus in Ummerstadt
Diese Predigtsammlung geriet mehr per Zufall, dem damaligen Ummerstadter Diakon Johann Friedrich Schurges, später Pastor in Sachsenfeld bei Eisenach, in die Hände. Der Diakon sah in den Knaben Johann Georg die geeignete Person, die seinem eigenen Sohn beim Lernen der lateinischen Sprache hilfreich sein könnte und fragte ihn ob er nicht Interesse hätte Latein zu lernen. Nachdem die Bedenken der Eltern ausgeräumt wurden lernte Johann Georg fleißig Latein und war so erfolgreich, dass er nach kurzer Zeit Nachhilfeunterricht bei dem Sohn des Diakons Schurges geben konnte. Der Diakon lehrte ihn auch hebräisch und griechisch. Schurges war es auch der Johann Georg Rosenmüller weiter förderte. Er schlug vor ihn auf eine Schule zu schicken. Nachdem er wieder die Bedenken der Eltern ausgeräumt hatte (Schurges war selbst Sohn eines armen Böttchers und hatte dennoch studiert). Im Jahre 1751 ging Rosenmüller als 15 – jähriger nach Nürnberg um dort die Lorenzer Schule (benannt nach St. Lorenz) zu besuchen. Er setzte dort den Schwerpunkt eher auf Musik um seinem Ziel eine Schulmeisterstelle zu erlangen näher zu kommen. Im Jahre 1756 verließ er die Schule. Bei seinem Abschied hielt er eine Rede die von dem Schulinspektor Antistes Solger sehr positiv zur Kenntnis genommen wurde. Er wurde zum Förderer des Johann Georg Rosenmüller. (Als er den Namen des jungen Redners erfuhr soll er gesagt haben: „..diese Rose fängt bald an zu blühen, wir müssen sehen, dass wir ihr aufhelfen..“) Er sorgte dafür, dass Rosenmüller weiter auf ein Gymnasium gehen konnte, um dort die Voraussetzung zum Studium zu erlangen. Solger selbst lehrte am Gymnasium St Aegidien wo er Rosenmüller, der sich besonders für Kirchengeschichte interessierte auch selbst unterrichtete. Er war es auch der dafür sorgte, dass Rosenmüller ein Stipendium bewilligt wurde mit dem er ab 1757 Theologie an der Universität in Altorf studieren konnte.
Altdorf 2016
Nach dreijährigen Aufenthalt empfahl ihn der Professor der Medizin Dr. Weis dem Freiherrn von Vischbach in Schmidmühlen (Oberpfalz) als Hauslehrer. Als 1762 der Adjunkt seiner Heimatstadt Ummerstadt Mag. Johann Michael Schuffner ihn bat bei ihm Gesellschafter zu werden, sagte er zu und kam in seine Vaterstadt zurück. Schuffner, der ab 1754 bis 1763 in Ummerstadt als Adjunkt tätig war und 1774 als Superintendent in Heldburg verstorben ist, hatte kurz zuvor seine Frau und seine Tochter verloren und war um den Beistand von Rosenmüller froh. Rosenmüller selbst nutzte die Gelegenheit die umfangreiche Bibliothek seines Freundes zu studieren und von dem erfahrenen Pfarrer zu lernen. Dieser empfahl ihn dem Direktor des Coburger Gymnasiums Fromann durch dessen Vermittlung er ab 1763 eine Stelle als Hauslehrer bei Baron von Rauchhaupt in Coburg antrat. In diese Zeit fiel auch seine erste Veröffentlichung die sich mit der Göttlichkeit der heiligen Schrift beschäftigte. 1775 wechselte er als Lehrer und Erzieher der Kinder in das Haus des Geheimrats von Lindeboom in Hildburghausen. Zur gleichen Zeitpunkt übernahm er auch die Funktion des Nachmittagspredigers in der Neustädter Kirche. Seine Predigten kamen so gut an, dass der regierende Herzog von Sachsen Hildburghausen, Ernst Friedrich III., ihn 1767 zum „wirklichen“ Prediger der Neustädter Kirche ernannte.
Er heiratete im gleichen Jahr die Tochter des verstorbenen Pfarrers von Simmershausen Sophia Christiana Frederica Faber und wohnte ab jetzt in der Pastoratswohnung. Im Jahre 1768 erhielt der Pastor Rosenmüller den Ruf auf die Pfarrstelle nach Heßberg, Er fühlte sich eigentlich in Hildburghausen recht wohl, nahm aber diese Stelle auf die dringende Bitte der Herrn Lindenboom und von Beust an.
Im Jahre 1768 wurde in Heßberg sein ältester Sohn Ernst Friedrich Carl geboren. Noch vor der Geburt des zweiten Sohnes Philipp starb sein Vater in Ummerstadt (er soll schon 1767 gestorben sein) 1771 wurde sein Sohn Johann Christian geboren.
Rosenmüller blieb nicht lange in Heßberg. Schon 1772 trug ihn der Sächsisch-Hildburghausische Konsitoiralrat, Hofprediger und Generalsuperintendent Phillip Ernst Kern im Namen des Fürsten das erledigte Diakonat und zugleich das Vikariat der Superintendentur zu Königsberg in Franken an. Er nahm das Amt an wurde aber schon 1773 als Professor an die Universität Erlangen gerufen.1775 erhielt er die theologische Doktorwürde (Titel der Arbeit: De antiquissima telluris historia).
Johann Georg Rosenmüller 1776
1776 wurde sein dritter Sohn Georg Hieronymus Rosenmüller
geboren. In Erlangen musste das Ehepaar Rosenmüller aber auch den Verlust eines
Knaben und eines Mädchens, welches nur drei Tage alt wurde, beklagen. 1778 wurde
er Rektor der Universität Erlangen und übernahm gleichzeitig die Pfarrstelle für
die Altstadt von Erlangen. Rosenmüller wollte in Erlangen bleiben und schlug
deshalb auch einige Berufungen z.B. an die Universitäen Königsberg und Jena aus.
Im Jahre 1783 folgte er dennoch den Ruf nach Gießen als
Prof. Theol. primar, erster Superintendent, erster „Pädogogiarch“ und
Konsistorialassessor. Er zog am 14. März mit seiner Familie nach Gießen. Nachdem
schon seine Mutter 1783 in Ummerstadt gestorben war, verlor er hier in Gießen am
23. Dezember 1884 seine zweijährige Tochter Christiane Veronika Wilhelmine. In
Gießen wurde auch sein Sohn Karl Christian August geboren.
Am 04. Januar 1785 war in Leipzig der Superintendent und
Pastor an der Thomaskirche Dr. Johann Christoph Körner (Großvater des durch die
Befreiungskriege bekannt gewordenen Dichters Theodor Körner) gestorben. Um die
Neubesetzung zu regeln wandte sich der Vorsitzende des Leipziger
Magistratskollegium an den geheimen Kriegsrat Dr. Morus der mit dem Hofrat und
Professor für Theologie Harleß in Erlangen in brieflicher Verbindung stand.
Professor Harleß schlug letztlich Johann Georg Rosenmüller zur Nachbesetzung der
Leipziger Stelle vor.
Nun entstand ein regelrechtes Tauziehen um Rosenmüllers
Weggang von Gießen. Die Gießener Behörden erreichten u.a. dass Rosenmüller am
23. Mai 1785 durch ein Dekret der landgräflichen Regierung „zu fernen
Beibehaltung des, um den Flor der Universität Gießen sich besonders verdient
gemachten Gelehrten, exemplarisch und rechtschaffenen ersten Professor der
Theologie und Superidenten Dr. Rosenmüller der Charakter eines Kirchenrats mit
einer jährlichen Besoldungsaddition von 500 Gulden“ zugesichert wurde.
Rosenmüller schlug zunächst die Leipziger Ämter aus um die
Gießener nicht zu enttäuschen. Erst als der Magistrat von Leipzig direkt beim
Landgrafen von Hessen um die Freigabe Rosenmüllers bat und dieser zustimmte,
war für ihn der Weg nach Leipzig frei.
Am 19. September 1785 kam Rosenmüller in Leipzig an.
Johann Georg Rosenmüller
Sein Wirken in Leipzig, wo er 1805 zum ersten Theologischen
Professor aufstieg, reformierte die evangelische Liturgie entscheidend. So
wurden u. a. alte, noch von der katholischen Liturgie übernommene Bräuche,
besonders beim Abendmahl, abgeschafft, ein neues evangelisches Gesangbuch
eingeführt und die Form der Beichte reformiert. Rosenmüllers Einsatz gilt
besonders dem Religionsunterricht in den Schulen. Er war Mitbegründer und
Beförderer eines zweckmäßigen Schulwesens. So war er Mitgründer der sogen.
„Freischule“ in Leipzig, wo Kinder verarmter Eltern kostenlos Unterricht
erhielten.
Er lehrte nicht nur, dass auch Predigten allgemein
verständlich und dem unterschiedlichen Bildungsniveau der Zuhörer angepasst sein
müssen; er hielt sich selbst bei seinen eigenen Vorträgen an diese Regel.
(Ein Bauer aus einem Dorfe nahe bei Leipzig soll ihm gesagt
haben, dass er ein eifriger Zuhörer seiner Predigten sei und dass viele andere
Landleute ihm auch zuhörten. Als Rosenmüller fragte, ob sie denn seine Predigten
verstünden habe er gesagt; „Oh, wer sie nicht versteht der muss sehr dumm
sein.“)
Er übernahm dort folgende Ämter:
•1786 Disputatio pro loco in Leipzig
•1786 Konsistorialassessor in Leipzig
•1787-92 Domherr zu Zeitz
•1793 Domherr zu Meißen und Decemvir
•Suprintendent und Pfarrer St. Thomas in Leipzig
Johann Georg Rosenmüller ist durch zahlreiche Veröffentlichungen bekannt geworden. Ihn zeichnete ein lesbarer und allgemein verständlicher Schreibstil aus mit dem er auch komplizierte theologische Zusammenhänge erklären konnte.
Einige Beispiele:
Am 03. Juli 1812 verstarb seine Ehefrau.
Johann Georg Rosenmüller starb am 14. März 1815 (zwischen
16:00 und 17:00 Uhr) in Leipzig.
In Anerkennung seiner Leistungen wurde in Leipzig eine
Straße (Rosenmüllerstasse) nach ihm benannt.
Grabtafel für Johann Georg Rosenmüller und Sohn Ernst Karl, Alter Johannisfriedhof in Leipzig
Der Verfasser an der Grabtafel von Johann Georg Rosenmüller 2016
Seine Söhne wurden entweder Theologen wie Ernst Rosenmüller (1768–1835), Philipp Rosenmüller (1775–1844) und Georg Hieronymus Rosenmüller (1776–1824) oder Mediziner wie Johann Christian Rosenmüller (1771–1820).
Verfasser:
Eberhard Eichhorn
Viehmarkt 99
98663 Ummerstadt