Die Kirchen der Stadt
Ummerstadt
Ummerstadt besitzt heute zwei
Kirchen. Die „Stadtkirche“ und die Kirche „auf dem Berge“.
Sie sind unterschiedlich alt.
Der Ursprung bei beiden Gotteshäusern ist leider nicht feststellbar, da im
30-jährigen Krieg alle alten Unterlagen, auch die über den Kirchenbau,
vernichtet worden sind.
Die Stadt Ummerstadt könnte sogar drei Kirchen gehabt haben, wie Pfarrer Standhartinger, anlässlich der Einweihung der erneuerten Bergkirche (St. Andreaskirche) am 30. September 1934, in der Zeitschrift „Mensch und Scholle“, schreibt. Diese Kapelle hätte auf dem Weg nach Colberg auf der dortigen Pfarrwiese gestanden. Der genaue Standort ist nicht bekannt. Man soll aber im 18. Jahrhundert (1752) bei Grabungsarbeiten noch „Rudera“ (Überreste) dort gefunden haben. Der Name der Kapelle, „St. Katharina“, soll auf die ebenfalls sehr alte Kirche von Colberg übergegangen sein.
St. Andreaskirche
Die Andreaskirche ist zweifellos
die ältere der beiden Kirchen in Ummerstadt. Schon um 750 tauchten im
damaligen fränkischen Herrschaftsgebiet bei Kapellen und Kirchen der Name
„Andreas“ als Namensträger auf.
St. Andreas soll ein Bruder des
Simon Petrus gewesen sein. Es wird berichtet dass er zu Zeiten des römischen
Kaisers Nero in der Stadt Patras an einem Kreuz mit schrägen Balken
(Andreaskreuz) gebunden wurde und dort am einem 30. November verstorben sei.
Der Apostel Andreas stand
bereits bei den iroschottischen Mönchen in hohem Ansehen, wie Dr. Heins in der
Festschrift zur 1100 Jahrfeier der Stadt Ummerstadt bemerkt.
Er ist der Schutzpatron einiger Länder wie Russland, Schottland, Spanien und
Griechenland sowie vieler Städte (z.B. Neapel, Ravenna, Brescia, Amalfi, Mantua,
Bordeaux, Brügge und Patras)
Gleichzeitig ist der der Beschützer der Fischhändler, Bergleute, Seiler, Metzger
und Wasserträger und wird für Ehevermittlung, Eheglück und Kindersegen; gegen
Gicht, Halsschmerzen, Krämpfe und Rotlauf (Andreaskrankheit) angerufen. Mit St.
Andreas sind auch einige Bauernregeln verbunden. (wie: „Schau in der
Andreasnacht, was für Gesicht das Wetter macht: So wie es ausschaut, glaub's
fürwahr, bringt's gutes oder schlechtes Jahr“ oder „Wirft herab Andreas Schnee,
tut's dem Korn und Weizen weh.“)
Wann der „Kirche auf dem Berg“ den Namen „St. Andreas“
übertragen wurde ist nicht bekannt.
Sie war einstmals die erste
Pfarrkirche unseres Ortes. Ursprünglich als Wehrkirche geplant, war sie von
einer hohen Mauer und Wällen umgeben, die heute noch teilweise zu sehen sind.
Auf diese Nutzung deuten auch
der befestigte Eingang der Wehranlage und der ursprüngliche Kirchturm selbst
hin. Dieser mit Turmhaube über 45 m hohe Turm könnte ein Wartturm gewesen sein,
wie sie schon zur Zeit der Christianisierung gebaut worden sind, um die für das
Christentum gewonnen Siedler gegen Angriffe aus den nicht christianisierten
Ländern, besonders aus dem Osten, zu schützen (Dr. Heins in der Festschrift zur
1100 Jahrfeier der Stadt Ummerstadt).
Wenn man einen Zeitraum für die
Errichtung der Kirche festlegen will, so kann man sich nur am Baustil
orientieren. Die St. Andreaskirche ist im romanischen Baustil erbaut. Diese
Bauweise, u.a. an den Rundbögen der Türen und Fenster leicht zu erkennen, war
der beherrschende Baustil zwischen den Jahren 950 bis 1250. In diese Zeit kann
man die Aufrichtung der Kirche setzen.
Es gibt aber auch Stimmen die
aufgrund des Grundrisses der Kirche, der eine Ähnlichkeit mit Kirchen aus dem 7.
oder 8. Jahrhundert aufweist, meinen, die St. Andreaskirche könnte schon um 700
gebaut worden sein. Beweise gibt es dafür nicht.
Eine seltene Besonderheit dieses, mit vier kleinen Beobachtungstürmen versehenen, Kirchturms ist die Verdrehung der Turmhaube nach links.
In Deutschland gibt es einige
wenige Türme mit diesem Effekt (19). Für diese Verdrehungen gibt es verschiedene
Erklärungen.
Man hat in früheren Jahren
erzählt, dass der Teufel die Kirche zerstören wollte und deshalb um das
Kirchengebäude gekreist sei. Die Zerstörung sei nicht gelungen. Er konnte also
gegen die Macht des Glaubens nicht so viel ausrichten. Das Ergebnis sei nur die
Verdrehung der Dachhaube.
In der Realität führt man diesen
Effekt auf einen Baufehler der Zimmerleute zurück. Demnach dreht sich bei
fehlender oder unzureichender Horizontalversteifung durch das Schwinden des
Holzes beim Austrocknen und durch das Eigengewicht von Dachstuhl und Dachhaut
die Turmhaube.
Eine zweite Erklärung sagt aber,
dass es , besonders bei stark und regelmäßig gedrehten Turmhelmen, möglich ist,
dass der Effekt mit Absicht herbeigeführt wurde. Man wollte gegen Ende des
Mittelalters damit die Wohlhabenheit und die Geltung der Stadt demonstrieren,
denn einen nicht verdrehten Turm konnte ja jeder bauen.
Bei dem Turm in Ummerstadt ist
die Drehung auf Bildern deutlich sichtbar, aber wegen der Zerstörung des Turmes
kann nicht mehr geprüft werden ob die Drehung absichtlich oder durch einen
Baufehler entstanden ist.
Die erste namentliche Erwähnung eines Pfarrers von Ummerstadt erfolgte 1290 in einer Schenkungsurkunde, in der als Zeuge u. a. ein Ummerstadter Pfarrer mit Namen Ludwig genannt wird. Danach ist lange Zeit von einer selbständigen Pfarrei Ummerstadt nicht die Rede. Unsere Stadt scheint Teil der Pfarrei Heldburg gewesen zu sein, aus der sie 1448 wieder ausschied.
Die Andreaskirche war also
damals keine Friedhofskirche, sondern sie diente dem Schutz der Ummerstadter
Bevölkerung. Die Mauern sind wahrscheinlich im 16. Jahrhundert gebaut worden.
Innerhalb der Mauern, die damals fast doppelt so hoch waren, standen so genannte
Gaden. Das sind an den Außenmauern der Kirchenburg gebaute, einräumige,
fensterlose Lagergebäude, in denen man in ruhigen Zeiten im Notfall, in
unruhigen Zeiten immer, die Erntevorräte sicher aufbewahrte. Ab 1569 soll
innerhalb der Mauern auch ein Schulgebäude gestanden haben, in das 1684 auch ein
Backofen eingebaut wurde, damit die Bürger, die in der Nähe der Wehrkirche
wohnten, diesen gegen einen Backlohn von 2 Pfg. nutzen konnten. Das Schulgebäude
wurde später als Wohnraum genutzt. 1839 ließ die Stadt eine Leichenstube dort
einrichten. 1849 wurden aufgrund einer Vergrößerung des Friedhofes alle
Einrichtungen die innerhalb der Mauern standen, weggeräumt.
Betreten konnte man den
ummauerten Raum nur durch den Turm an der Friedhofsmauer. Der Wehrturm war wohl
früher höher als heute. Wahrscheinlich haben ein oder zwei Stockwerke aus
Fachwerk den heutigen Turm ergänzt. In dem Turm hing auch von 1632 bis 1682 das
Rathausglöckchen. (Das Rathaus war 1632 abgebrannt worden) Solange der Turm als
Gefängnis benutzt wurde, gab es keinen Zugang vom Friedhofsweg. Dieser Eingang
wurde erst 1849 geschaffen, als man in der Bastion ein Bahrhaus einrichtete. In
das zweite Stockwerk konnte man nur über den heute noch zu sehenden Wehrgang
gelangen.
Zeichnung des Eingangsturmes und des Schulgebäudes (gez. ca. 1849)
Am Eingangsturm sieht man so genannte Schliffrillen oder Wetzrillen, von deren Entstehen man glaubt, dass sie von feindlichen Soldaten verursacht worden seien. Sie hätten ihre Säbel gerne an kirchlichen Gebäuden gewetzt, um einen besonderen Segen für ihre Waffen zu erreichen. In Wirklichkeit sind sie wohl durch das Schärfen der Werkzeuge von Handwerkern erzeugt worden.
Seit wann der Raum um die St.
Andreaskirche als Friedhof genutzt wurde, ist nicht bekannt. Fest steht nur,
dass um 1578, als Michael Rodius (Röder) von Gompertshausen in Ummerstadt
Pfarrer war, die Ummerstadter ihre Toten schon an der „Kirche auf dem Berge“
begraben haben.
Die Kirche selbst ist, wie schon
gesagt, sehr alt und darf als das älteste Gebäude der Stadt angesehen werden.
Sie war zunächst, bis zum Bau
der Stadtkirche, auch Pfarrkirche der Stadt.
Das fast fensterlose
Kirchenschiff war anfangs in ein geheimnisvolles Dunkel gehüllt. Man brauchte
damals auch kein Licht, da die Menschen nicht lesen konnten und nur zum Beten
und Zuhören in die Kirche kamen. Der Pfarrer amtierte am Altar im Kerzenschein.
Nachdem sich 1528 auch
Ummerstadt im Zuge der Reformation dem evangelischen Glauben anschloss, wurde
die St. Andreaskirche, die auch mal St. Bartholomäus Kapelle (1448) genannt
wurde, 1586, so berichtete Pfarrer Nikolaus Annemüller, umgebaut. Der Altar der
viele Jahre zuvor niedergelegt und eingerissen worden sei, soll wieder aufgebaut
worden sein. Ein „großes Fensterloch“ wurde durch die Wand gebrochen, und das
Dach wurde erneuert. Dennoch wurde die St. Andreaskirche schon zu diesem
Zeitpunkt nicht mehr für die regelmäßigen Gottesdienste genutzt. Sie wurden in
der bequemer zu erreichenden Stadtkirche abgehalten. Erst als diese 1632
ausbrannte, wurden die Gottesdienste wieder oben auf dem Berg gefeiert.
1633 wurden in der St.
Andreaskirche neue Emporen errichtet, der Chor erweitert, zwei weitere Türen
(wahrscheinlich die bei der Kanzel und die zur Sakristei führende) eingebaut und
wieder ein neuer Altar errichtet. Die Sakristei steht nicht mehr. Sie wurde, so
wird berichtet, auf Veranlassung des Pfarrers Johann Philipp Horn (Pfarrer in
Ummerstadt von 1863 bis 1874) abgebrochen, da er eine weisse Gestalt in der
Sakristei gesehen haben will.
1765/66
standen erneut umfangreiche Reparaturen an. Der Dachstuhl der Kirche wurde
erneuert, der Himmel wurde gewölbt, und die Brüstung der Emporen wurde mit
geleimten Tafeln versehen.
1858 wurde mit Hilfe einer Spende von Nicol Rosa in die St. Andreaskirche eine Orgel eingebaut. 1903 spendete Frau Karoline Genßler, geb. Schmidt zwei Glocken für die Friedhofskirche. Eine davon musste zwar 1917 an die Heeresverwaltung abgeliefert werden, wurde aber schon 1919 ersetzt.
Inschrift:
Franz Schilling Apolda goß
mich 1902
Caroline Genssler
verw. Schubert, geb. Schmidt
I. J. D. H. 1903
Am 6. Juni 1861, wie auch schon
im Jahre 1835 und 1836, schlug der Blitz in den Kirchturm der St. Andreaskirche
ein und verursachte erheblichen Schaden, der aber durch eine Versicherung
gedeckt war. 1864 erhielten beide Kirchen unserer Stadt einen Blitzableiter, um
weitere Schäden durch Blitzeinschlag zu vermeiden.
1934 wurden noch einmal
umfangreiche Verschönerungsarbeiten an der Kirche durchgeführt. So wurden die
Außenwände isoliert und neu verfugt. Die Innenwände und die Emporen wurden neu
gestrichen, der Fußboden erneuert und ein buntes Fernster in die Altarhalle
eingesetzt.
Die St. Andreaskirche war über
viele Jahre hinweg nicht nur das beherrschende Gebäude der Stadt Ummerstadt
sondern eines der imposantesten Kirchenbauten im südlichen Thüringen.
Am Ende des 2. Weltkrieges beim
Einmarsch der Amerikaner in Ummerstadt geriet die St. Andreaskirche in Brand. In
der Nacht vom 11. zum 12. April war in der Kirche, wahrscheinlich durch Beschuss
mit Brandmunition, ein Feuer ausgebrochen, das den über 45 m hohen Turm, der von
vier Ecktürmchen umgeben war, lichterloh in Flammen setzte. Der Turm stürzte
brennend auf das Kirchendach und vollendete so die totale Zerstörung. Wie durch
ein Wunder blieb das Altarfenster unbeschädigt. Löschversuche waren auch
deshalb vergeblich, weil die vorhandene Feuerspritze (es wurde noch mit der Hand
gepumpt) den nötigen Druck nicht aufbauen konnte, um Löschwasser vom
Marktbrunnen zum Brandherd auf den Berg zu bringen. So wurde die alte St.
Andreaskirche, das Wahrzeichen der Stadt Ummerstadt, zur Ruine.
St. Andreaskirche kurz nach ihrer Zerstörung
Blick auf die zerstörte St. Andreaskirche
Unter Mithilfe aller Einwohner Ummerstadts wurde zunächst das Kirchenschiff neu überdacht. Um die nötigen Geldmittel zu beschaffen wurde u.a. ein Fußballspiel (Alte Herren gegen 1. Mannschaft) veranstaltet und Spenden (von Maja Eck sogar in Amerika) gesammelt. Später erhielt auch der Turm ein Notdach.
Das sehr provisorisch mit Dachpappe gedeckte Dach des Turms wurde später durch das noch heute vorhandene mit Ziegel gedeckte Dach ersetzt.
von oben: Hans Chilian, Franz Chilian, vo.li.: Hans Chilian, Franz Chilian
N.N. Zimmerleute der Fa. Winkelmann
vor der Kirche: Wilhelm Dretz, Walter
Rose
Erst um 1960 konnte die Kirche so hergerichtet werden, dass der damalige thüringische Landesbischof Dr. Moritz Mitzenheim das Gotteshaus, unter großer Anteilnahme der Ummerstadter Einwohner, wieder einweihen konnte.
Die Kirche wurde aber nicht mehr
so hergestellt, wie sie früher war. Der stolze Kirchturm konnte nicht wieder
aufgebaut werden.
Das provisorische Zeltdach steht
bis heute und der Auftrag, die St. Andreaskirche wieder im alten Glanz erstehen
zu lassen, bleibt.
St. Bartholomäuskirche
Das wahre Alter der Stadtkirche
ist durch die Vernichtung aller alten Unterlagen im 30-jährigen Krieg nicht
nachweisbar.
Man kann aber heute noch, wenn
man sich das bunte Kirchenfenster im Turm von außen besieht, einen "Spitzbogen"
erkennen. Dieser ist zwar beim Einsetzen des jetzigen Kirchenfensters zugemauert
worden, aber noch deutlich erkennbar.
Daraus kann man schließen dass
die erste an dieser Stelle gebaute Kirche im gotischen Spitzbogenstil erbaut
wurde. Der gotische Baustil war von ca. 1250 bis 1500 üblich. Die Namensgebung
der beiden Kirche ist in der Vergangenheit etwas unklar gewesen. 1448 wurde z.
B. die Kirche auf dem Berg auch einmal St. Bartholomäuskapelle genannt und 1528
werden die Namen St. Andreas Pfarrkirche und St. Katharinenkapelle in einer
Visitationsakte als die Namen der Ummerstadter Kirchen angegeben. Bei der
Einweihung 1748 wurde die Stadtkirche als Kirche "Zur heiligen Dreifaltigkeit"
bezeichnet. Wie dem auch sei, durchgesetzt hat sich der Name "St.
Bartholomäuskirche".
Wann die Kirche dem Apostel
Bartholomäus gewidmet wurde ist nicht überliefert. Bartholomäus soll in Persien
möglicherweise auch in Indien aber auch in Armenien und Ägypten gepredigt haben.
Er soll 71 n . Chr. in Albanien den Märtyrertod gestorben sein. Der Legende nach
wurde er dadurch zu Tode gefoltert indem man ihm die Haut abgezogen hat.
Auch mit St. Bartholomäus sind
einige Wetteregel verbunden (z.B.: "Wie Barthel sich verhält, ist der ganze
Herbst bestellt" oder "Bleiben die Störche über Bartholomae, so kommt ein
Winter, der tut nicht weh").
Namenstag ist der 24. August.
Bartholomäus gilt als Patron von Städte Altenburg,
Frankfurt am Main, Pilsen, Geraadsbergen, Maastrich, Ketting, Wiehe, Görwihl,
Büchenau und Markranstädt, aber auch für die Liparischen Inseln. Er gilt als
Schutzheiliger der Bergleute, Gipser, Bauern, Winzer, Hirten, Lederarbeiter,
Gerber, Sattler, Schuhmacher, Schneider, Bäcker, Metzger, Buchbinder und in
Florenz auch der Öl- und Käsehändler. Er wird gerne bei Haut- und
Nervenkrankheiten angerufen und soll bei Zuckungen helfen.
Die erste an diesem Platz
stehende Kirche war sicher kleiner als der heutige Kirchenbau, denn um das
Gebäude war eine Mauer gebaut. Innerhalb dieser Mauer begrub man zunächst auch
die Toten. Um 1578 wurde der Friedhof auf den Berg zur St. Andreaskirche
verlegt.
Das damalig neben der Kirche
stehende Haus, die spätere Schule, war entsprechend kleiner und wahrscheinlich
nur einstöckig. Diese Kirche wurde neben anderen Gebäuden bei dem Überfall
Wallensteinscher Truppen im September 1632 durch Brand vernichtet. Die
Brandstifter, kaiserliche und kurbayrische Truppen, vernichteten nicht nur die
Stadtkirche, sondern auch das Rathaus mit allen Urkunden, dass Pfarrhaus mit den
Kirchenbücher und mehrere andere Gebäude.
Pfarrer Laurentius Dietz
notierte 1745 als er über die Bauarbeiten zur jetzigen Kirche schrieb, über die
Reste der "alten" Kirche: "...hat man bei Nachsuchung des Grundes der
abgebrochenen Kirche in der Mitte von beiden Seiten zwei spitzig geführte
Oberteile von Türen mit eingegraben und eingemauert gefunden, welche zwar keine
Aufschrift angezeigt, wohl aber nach ihrer Arbeit als ein großes Altertum
anzusehen sind....." Die Überreste sind leider verloren gegangen.
Bei dem Brand der Kirche sind
auch die fünf Glocken geschmolzen. Man borgte sich 50 fl vom Stadtschreiber
Christoph Meyer, ließ das Glockenerz reinigen und verbarg den Erzkuchen, der ein
Gewicht von ca.22 Zentner hatte, unter den Stühlen der St. Andreaskirche. In
ruhigeren Zeiten wollte man daraus wieder Glocken gießen lassen. Es wurde dort
aber gestohlen. Man hatte zunächst feindliche Soldaten in Verdacht, doch es
stellte sich heraus, dass es Bürger der Stadt waren. Sie wurden überführt und
hart bestraft.
Da man keine Kirchenglocken
hatte musste das Rathausglöckchen acht Jahre lang an Stelle der Kirchenglocken
läuten. Die Rathausglocke hatte den Brand überstanden und wurde jetzt von
Eingangsturm des Friedhofes geläutet. Später (1640) lieh man sich zwei von den
drei Glocken aus Poppenhausen. Der Ort war zu diesem Zeitpunkt öd und leer. Eine
dieser Glocken wurden am 16. Dezember 1656 zurückgegeben. Pfarrer Christpoh
Hermann und die Ummerstadter Bürger Nikolaus Schmidt und Hans Obenberger baten
das geistliche Untergericht in Heldburg darum, dass man ihnen "aufgrund
beschehener Situiaton" eine der Glocken noch so lange lassen möchte, bis sie
selbst eine neue beschafft hätte. Die Bitte wurde ihnen gewährt.
1651, also nur drei Jahre nach
dem Ende des 30-jährigen Krieges, machte man sich an den Wiederaufbau der
Stadtkirche. Die dazu benötigten Mittel wurden durch Spenden der Bürgerschaft,
durch Zuschüsse der umliegenden Gemeinden und durch Sammlungen (man schickte
zwei Bürger, den Schuster Wolf Neder und den Schneider Kl. Schulheiß fort um
Geld für den Kirchbau zu sammeln) im „hennebergischen, eisenachischen,
gothaischen, weimarischen und altenburgischen Lande“ beigebracht. Ja sogar in
Regensburg und Augsburg wurde für den Aufbau der Kirche gesammelt.
Der Turm wurde ausgebessert und
mit einem neuen Dach versehen, wobei sich der Zimmermeister Bernhard Weingärtner
aus Rieth, der die Arbeiten verrichtete, den Kirchturm von Walbur als Vorbild
genommen haben könnte, denn man fand in der Baumeisterrechnung einen Posten von
9 Gr 10 Pfg, die der Zimmermeister berechnete, weil er mit seinen Gesellen "in
Walbur wegen der welschen Haube" gewesen sei.
Das Mauerwerk (Herstellung des
oberen Stockwerkes und eines Kreuzgewölbes, sowie Ausbesserung der Sakristei und
der ausgebrannten Turmwand) wurde von Albrecht Tagno einem Maurer aus dem
"Welschland" (möglicherweise Italien) durchgeführt.
Das neue Kirchenschiff wurde in
ähnlicher Weise an den zum Teil stehen gebliebenen Kirchturm angebaut, wie es
vor dem Brand gewesen war. Es war sicher nicht so groß wie das heutige. Das Dach
ist wohl zwischen denn 2. und 3. Steinring die den Kirchturm umschließen an den
Turm angeschlagen worden.
Die Arbeiten waren 1654
abgeschlossen.
Im Jahre 1686 wurde eine neue
Uhr beschafft. Der Uhr- und Büchsenmacher Matthäo Stören aus Merzbach soll sie
gebaut haben.
89 Jahre später, 1743, beschloss
man, das Kirchenschiff der Kirche durch ein größeres zu ersetzen.
Dieser Neubau war ein Werk
vieler. Er begann als Johann Jakob Arnold Bürgermeister in Ummerstadt war. Sein
Nachfolger Johann Georg Fischer führte ihn zu Ende.
Bei den Vorarbeiten
(Schachtarbeiten) an der Kirche fand man schon damals sehr viele Tote um die
Kirche herum. Sie stammten noch vom alten Friedhof.
Georg Fischer hatte nicht weit
vom Brückentor einen Steinbruch entdeckt. Die dort gebrochenen Steine und die
der abgebrochenen Kirche reichten aber für den Neubau nicht aus, so dass
zusätzlich Steine aus Neundorf gekauft und herangeschafft werden mussten. Der
Bau wurde von Meister Andr. Bader aus Sternberg bei Königshofen geleitet.
Die Zimmerarbeiten übernahm
Hofzimmermeister Paul Rohrbach aus Coburg. Die Schreinerarbeiten wurden von
Johann Peter Heybach und die Glaserarbeiten von Christoph Wicklein und Joh.
Georg Biedermann durchgeführt.
Die Hammerschmieden Grüber aus
Suhl und Hartleb aus Hirschhausen lieferten das Eisen für die Fenster. Christian
und Joh. Paulus Löffler, Georg Nik. Fischer und Joh, Georg Fischer besorgten die
Nägel. Ziegel und Kalk wurden von den Zieglern Joh, Heinrich Ros und Joh.
Heilloß herangeschafft.
Die Grundsteinlegung fand am 2.
August 1745 statt und wurde entsprechend gefeiert.
Nach dem "Anderläuten" zogen
fürstliche Beamte, die Geistlichkeit, der Bürgermeister (mit der Kapsel, die in
den Grundstein gelegt werden sollte), Baumeister und Gesellen, der Stadtrat, der
Schulz von Colberg und Gemeindemitglieder aus Ummerstadt, Colberg und Erlebach
vom Rathaus, vor dem man sich versammelt hatte, zur Kirche. Die Kinder bildeten
einen Kreis um die Stelle und der Assessor hielt eine Rede. Die Kinder sollten
anschließend kniend 2 Psalmen beten. Darauf wurde aber wegen des schlechten
Wetters verzichtet. Nach der Kirchenlieder "Ach bleib mit deiner Gnade..." und
"Nun danket alle Gott..." war der offizielle Teil zu Ende.
Mittags wurden die Beamten und
die Gäste an zwei Tischen zu einem Festmahl eingeladen. Am esrten Tisch speisten
Herr und Frau Assessor, Amtmann Rühle mit Frau, der Adjunkt, der Kaplan, der
Amtskommissar, der Aktuar (Schreiber), der Bürgermeister, der Kantor und der
Stadtschreiber.
Dort wurden folgende Speisen
aufgetischt; eine Hühnersuppe mit Perlengerste, Hammelfleisch mit Wirsing,
Rindfleisch mit Morcheln, ein Hecht, zwei Gänse, ein Schinken, ein Kuchen, Salat
mit Essig und Baumöl, Krebse und für jede Person eine ganze Bratwurst.
An der zweiten Ehrentafel saßen:
acht Ratspersonen, der Unterbürgermeister, der Kastenmeister, zwei
Viertelesmeister, Die Meister Bader und Rohrach mit ihren Frauen ein Märker, der
Jäger Strüpke aus Weidach sowie der Amtsbote Machold.
Dort wurden folgende Speisen
aufgetragen: Gerstensuppe, Hammelfleisch mit Gemüse, Rindfleisch mit Meerrettich
und ein Schöpsenbraten (Hammelbraten)
Auch das Richtfest am 3. – 9.
Oktober 1746 wurde festlich begangen. Die Kinder wurden an diesem Tage mit
Nüssen, Pfefferkuchen und Krapfen, die von der Kirche heruntergeworfen wurden,
beschenkt.
Am 6. Oktober 1747 war sogar die
Herzogin Caroline Amalie zu Besuch in Ummerstadt, um den Fortgang der Arbeiten
zu besichtigen. Sie konnte wahrscheinlich schon die von Bildhauer Hermes aus
Hildburghausen über dem West- und Südtor angebrachte Stadt- bzw. fürstliche
Wappen bewundern.
Über dem Eingang auf der
Nordseite der Kirche befindet sich ein von einem Engelkopf gekrönter mit einer
Umrandung aus Blumen und Schnörkeln.
Innerhalb des Rahmens steht:
"Sieh Herr, hier
weyht dein Volck dier einen Tempel ein
du solst fort
unser Gott und dies dein Wohnhaus seyn
der Schutz
gebühret dier Du wirst schon drüber wachen
und uns in deinem
Hauß zu deinen Templern Machen."
Der Text bezieht sich sicher auf die Einweihung der Kirche.
An der Westseite ist über dem Eingang das Wappen der Stadt Ummerstadt angebracht. Es zeigt in einer brocken Verzierung vier einander zugewendete aufgerichtete Löwen wobei die Aufteilung der markmeissnischen und der vermeintlich (es fehlen die Streifen) ludowingschen Löwen von der heutigen Darstellung abweicht.
Darunter steht:
"Mein Haus heißet
ein Bethaus allen Völckern.
Jesaiae 56. V. 7.
Im Jahr des Heyls
1747."
Über dem Südeingang ist eine aufwendige Darstellung des Sachsen-Hildburghäusischen Allianzwappens als Mantelwappen zu sehen
Darunter steht, in lateinischer Sprache:
Diese Gotteshaus
der
allerheiligsten Dreifaltigkeit geweiht
durch die
einzigartige Milde und Gnade
der
allerehrwürdigsten Fürsten Sachsens
Ernst Friedrichs
II
und
unter Ernst
Friedrich Carl
fortgesetzt und
vollendet
enstanden.
In einer weiteren in Barockstil verzierten Plakette:
Das Werk zu leiten
oblag
einem äußerst
vortrefflichen Mann, dem Herrn
Christian
Friedrich von Marschall
von
Herrengossenstadt
dem herzoglichen
kammer-
und
Consistorialpräsidenten ds Hofes
A.O.R. 1747
Die Baukosten wurden wieder durch Spenden der Bevölkerung und der Nachbarortschaften sowie durch Sammlungen, unter anderem auch im Meininger Umland, in der Röhn, in Bayern, Württemberg, Hessen und Baden, erbracht.
Ummerstadter Bürger spendeten neben Geldbeträgen auch verschiedene Gegenstände:
Pfarrer Larentius Dietz gab 20
Thaler an Geld, 24 Thalef für das fürstliche Wappen über der haupttür und nahm
für sechs Wochen den Bildhauer und den Orgelmacher bei freier Kost und Logie in
seinem Haus auf. Er spendete zusätzlich eine Bibel für die Sakristei.
Diakon Schurg stiftete eine
Zinnkanne auf dem Altar.
Anns Lucia Pistorius, Witwe des
Stressenhausener Pfarrers, gab eine Sanduhr.
Jakobine Maria Marg. Fischerin
und Johann Roßdörfer nebst Frau spendeten ein Messingpult für die Kanzel.
Herr Eberleijn, Trompeter,
verehrte der Kirche einen Leuchter aus Messing.
Joh. Christoph Arnold und Johann
Heinrich Köhler stifteten je einen Kronleuchter aus Messing.
Joh. Michael Schubart und seine
Frau Kunigunde ließen einen Engel zum Taufstein, mit zinnernem Becken und Kanne
angerfertigen.
Der von
der Familie Schubart gestiftete Taufengel steht heute noch in unserer Kirche
Die Gesamtkosten für den Umbau beliefen sich auf ca. 4000 Gulden.
An Geld und Spenden wurden ca,
4255 Gulden eingenommen. Andr. Fr. Buchenröder sammelte im Meininger Unterland,
der Röhn, in Bayern, Württemberg, Hessen und Baden in den Jahren 1746/1747
insgesamt 95 Gulden.
Ummerstadt selbst gab 400,
Sulzbach 250, Colberg 150 und Erlebach 100 Gulden dazu.
Das Kirchenschiff wurde im so
genannten Markgrafenstil errichtet. Der Markgrafenstil ist ein Kirchenbaustil
des 18. Jahrhunderts, der aus den Markgraftümern Brandenburg-Ansbach und
Brandenburg-Bayreuth übernommen wurde und insbesondere in den protestantischen
Gebieten verbreitet war.
Der äußerer Baustil ist schlicht und nimmt bereits Elemente des Klassizismus
vorweg. Dieser Stil prägt viele dieser Kirchenbauten. Das Innere ist
ursprünglich in schlichten Farben gehalten (weiß, hellblau, grau). Schmuck
fehlt, nur an Kanzel und Altar sind Vergoldungen zu finden.
Charakteristisch für diese Predigtkirchen sind die umlaufenden, oft
mehrstöckigen Emporen. Man schuf damit zahlreiche Sitzplätze neben der
Bestuhlung im Kirchenschiff.
Am 23. Juni 1748 wurde die
Kirche mit einem großen Fest wieder geweiht. Schon am Vorabend gegen 1800 Uhr
wurde das Fest mit Glockengeläut eingeleitet. Am 23. Juni 0400 Uhr begann der
Ehrentag wieder mit dem Läuten aller Glocken. Als Ehrengäste erschienen: der
Abgeordnete Kammerpräsident von Marschall, Superintendent Johann Gottfried
Nikander und Amtmann Rühle.
Um 0730 begann der Festzug bei
der Kirche auf dem Berg (St. Andreaskirche) Die Zugfolge war genau bestimmt.
Zuerst kamen die Baumeister mit ihren Leuten, danach die mit Kränzen
geschmückten Kinder. Dahinter der Kantor und Lehrer von Colberg, danach die
Geistlichkeit die Kirchengerät mit sich trugen. Als nächstes gingen Fürstliche
Abgeordnete, der Bürgermeister und die Ratsherren, die Bürgerschaft und Männer
aus Colberg und Erlebach. Während des Weges zur Stadtkirche wurden
Kirchenlieder gesungen (z.B. "Erhalt uns deine Lehre...",)Als man bei der Kirche
ankam und die Türe geöffnet wurde sang man das Kitrchenlied: "Komm heilger
Geist...."
Im Gottesdienst wurde der 84.
Psalm gelesen und der Superintendent Johan Gottfried Nikander predigte über den
Psalm 122,1-4.
Während der Einweihungsfeier
wurde das Brautpaar Christian Eck aus Ummerstadt und Eva Elise Marderstegin aus
Gleicherwiesen getraut.
Nach der Kirche wurde für
siebzig Menschen im Rathaus ein Fest veranstaltet. Die nicht ins Rathaus
eingeladen wurden feierten auf dem Marktplatz wo die Jugend einen Schirm
aufgerichtet hatten.
Es wird berichtet, dass alles
frei gewesen sei und die Feier drei Tage gedauert haben soll.
Die Stadtkirche wurde bei der
Weihefeier in Kirche "Zur heiligen Dreifaltigkeit" umbenannt. Dieser Name konnte
sich aber in Ummerstadt nicht durchsetzen. Für die Ummerstadter ist sie bis
heute die "Bartholomäuskirche"
Bei dem Anbau des neuen
Kirchenschiffes bleib der alte Turm erhalten. Das heißt in der Grundstruktur ist
der heutige Turm noch der von der Kirche die 1632 abgebrannt ist. Da das neue
Kirchenschiff größer als das alte ist, macht die Kirche heute einen
unsymmetrischen Eindruck, denn der Kirchturm ist für das jetzt höhere
Kirchenschiff eigentlich zu klein.
1749 entstand wegen der Plätze
in der Kirche ein Streit zwischen Colberg und Ummerstadt.
Damals berichteten die
Ummerstadter an das geistliche Untergericht Heldburg (bestehend aus dem
Superintendenten Nicader und dem Amtmann Rühl), wohl auf eine Beschwerde der
Colberger Bürger:
"Den Colbergern sind die unter
der Orgel befindlichen Bänke angewiesen worden und drei Plätze in der vorderen
Reihe für Schultheiß, Dorfs- und Kastenmeister. Früher hatten sie nur 21 Stände
unter der Orgel, und der Schultheiß hat sich zu seiner Gemeinde gestellt. Da der
Kirchenbau uns auf 4000 fl. zu stehen kam, wozu Colberg nur 150 fl. gab, auch die
hiesigen Bürger nach Verhältnis viel mehr Frondienste getan haben als Colberg,
so sehen wir nicht ein, weswegen die Colberger jetzt einen Vorzug haben und
alte gebrechliche Männer von Ummerstadt, nach der oberen "Vorlaube" gehen
sollen."
Erst 1751 wurde mit einer genau
festgelegten Sitzordnung eine Einigung erzielt..
Nachdem schon im Jahre 1684 der
Pfarrer Christoph Hermann in der Stadtkirche begraben wurde, folgten ihm 1700
der Pfarrer Joh. Leonh. Dietz, 1753 Adjunkt Just. Laur. Dietz und 1783 Adjunkt
Georg Kirstenpfad mit einer Grabstätte in der Kirche.
Bei der Beerdigung des Adjunkts
Kirstenpfad beklagte sich Chr. Marschall von Erlebach darüber, dass seine
adligen Vorfahren, die auch in der Kirche begraben waren, bei dieser Beisetzung
"beunruhigt und beraubt " worden wären. Die Stadt Ummerstadt entgegnete aber,
dass die Beisetzung mit Genehmigung des geistlichen Untergerichts Heldburg
gemacht worden sei, und dass die zerbrochene Grabplatte des Herrn Hermann wieder
an ihren Platz geschafft würde. (Die Gräber sind heute nicht mehr zu sehen.)
Die Orgel, die der Orgelbauer
Dotzauer aus Hildburghausen gebaut hatte, musste des Öfteren repariert werden
und wurde letztlich 1860 durch eine neue Orgel ersetzt, die der Orgelbauer
Schmidt aus Schmiedefeld fertigte.
1872 ließ die Stadt durch den
Coburger Bildhauer Adelbert Deutschmann eine heute noch zu sehende Gedenktafel
für die Ummerstadter Kriegsteilnehmer von 1870/71 in der Kirche anbringen. Die
unter der großen Marmortafel angebrachte kleinere nennt die Namen der erst nach
Ende des Kampfes eingezogenen Männer.
Der einzige Gefallene, Carl Weis, aus diesem Krieg wird durch eine Schwarze Marmorplatte geehrt.
Altarraum der Stadtkirche
um 1900
(Das Pult steht in der Mitte mit dem Taufengel (nicht
angemalt) davor. Das große Kreuz steht vor dem
Fenster, das noch ohne Bild ist.)
Nach dem 1. Weltkrieg stiftete
die Witwe Aug. Fischer ein großes buntes Fenster im Altarraum. Das Bild stellt
die Himmelfahrt Christi dar und soll als Mahnung für den Frieden dienen.
1892 wurden noch einmal größere
Renovierungsarbeiten durchgeführt. Danach sind nur die notwendigsten Reparaturen
an der Kirche vorgenommen worden. So wurde auch eine elektrische Beleuchtung
eingebaut
In den 1980er Jahren wurde
begonnen, die Stadtkirche umfassend zu erneuern. Das war in dieser Zeit nicht
ohne viel Anstrengung und Improvisation zu schaffen. Dank des großen Engagements
des Herrn Pfarrer Harald Färber und vieler Ummerstadter Bürger ist es aber
gelungen, die Kirche in der jetzigen Form entstehen zu lassen.
Auch ehemalige Ummerstadter
haben durch finanzielle und materielle Spenden die Renovierung mitgetragen.
Pfarrer Rainer Axmann aus
Weitramsdorf, der schon vor 1989 Verbindung zur Familie Färber aufgenommen
hatte, trug durch mannigfaltige Unterstützung und durch Geldspenden entscheidend
zum Gelingen des Werkes bei.
Gerhard Annemüller baut die von ihm hergestellte und gespendete Kirchentür ein
Wolfgang Süße übergibt Pfarrer Harald Färber eine Spende
Am 08. Juli 1990 konnte die Kirche wieder geweiht werden. In Anwesenheit des Oberkirchenrates Roland Hoffmann aus Meiningen, der auch die Predigt hielt, und des Superintendenten Dr. Hans Peter Wulff-Woesten aus Hildburghausen wurde ein sehr gut besuchter Weihegottesdienst gehalten. Der unermüdliche Einsatz des Pfarrers Färber in einer für die Kirche schweren Zeit wird mit einer Gedenktafel im Kirchenraum gewürdigt.
Pfarrer Harald Färber
Im Zuge der Straßenarbeiten in Ummerstadt wurde auch der Platz um die Kirche neu gestaltet. Dabei wurden zahlreiche Skelette des alten Friedhofs von Archäologen unter Mithilfe Ummerstadter Bürger, freigelegt und jetzt sicher verwahrt.
Die nicht mehr zuordenbaren menschlichen Überreste wurden mit einer Gedenkveranstaltung auf dem Friedhof an der Andreaskirche begraben.
Taufengel
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verschwanden viele Taufengel aus
theologischen und kunstkritischen Gesichtspunkten aus den Kirchen, wohl auch,
weil man ihre religiöse und auch volkskundliche Bedeutsamkeit verkannt hatte.
Sie wurden aus dem Altarraum verbannt, auf Dachböden abgestellt oder der
Zerstörung preisgegeben. Dennoch sind erstaunlich viele Taufengel erhalten
geblieben.
Die klassischen Taufengel wurden in der Regel während der Taufe
mit einem Seilzug von der Decke des Chors heruntergelassen. Als Gegengewicht
diente ein großer Stein, so dass der Taufengel auf jede beliebige Höhe
heruntergelassen werden konnte.
Unser Taufengel ist einer der wenigen noch
erhaltenen stehenden Taufengel in Deutschland.
Er ist nach Auskunft einer
Kirchenkunsthistorikerin um 1745 hergestellt worden
Unser Taufengel ist wahrscheinlich in der Knollwerkstatt in Hof
entstanden.
Der Bildhauer kann Wolfgang Adam Knoll (* 1709, +1780) gewesen
sein.
Da die Familie Lohe aus Hof die Werke aus der Knollwerkstatt bemalt
hat, ist es möglich das auch unser Taufengel dort seinen ersten Farbanstrich
erhalten hat. (Heinrich Matthäus Lohe *1675, +1762)
Es gibt nur noch seht wenige erhaltene
Taufengel in Mitteldeutschland
Der Taufengel ist während der Jahre oftmals übermalt worden und
hatte auch sonstigen Schaden erlitten. Der Historische Verein
Ummerstadt hat 2016 eine Spendenaktion zur Restauration des Engels ins
Leben gerufen. Die Höhe der eingegangenen Spenden erlaubte eine vollständige
Restaurierung des Engels. Es konnte die ursprüngliche Fassung wieder hergestellt
werden. Dadurch wurde auch die Umschrift auf dem Deckel des Taufbeckens „Wer da
glaubet und getauft wird, der wird selig (werden)“ wieder sichtbar gemacht
werden.
Nach Abschluss aller Arbeiten steht unsere St. Bartholomäuskirche nach langer wechselvoller Geschichte den Menschen Ummerstadts und ihren Besuchern im neuen Glanz als Gotteshaus zur Verfügung.
Verfasser: Ummerstadt, 20.02.2010
Eberhard Eichhorn
Viehmarkt 99
98663 Ummerstadt