Geschichten und Anekdoten
Konflikt mit dem Schosser in Heldburg 1599
Zur Verteidigung des Landes hatte man schon vor dem 30-jährigen Krieg eine Landmiliz, die alljährlich zweimal zu militärischen Übungen einberufen wurde, aufgestellt. Der Einberufung wurde aber nicht immer Folge geleistet und der Befehl des Landesherrn, des Herzogs Casimir von Coburg, zu dessen Land Ummerstadt zu dem Zeitpunkt gehörte, öfters nicht respektiert. Der folgende Bericht mag dafür ein Beleg sein (zitiert aus: Schriften des Vereins für Sachsen-Meiningische Geschichte und Landeskunde (1901) Heft 39, S. 11):
„Kurzer Bericht, welchermaßen sich die Bürger zu Ummerstadt, als auf sonderbaren fürstlichen Befehl sie Walburgis 1600 samt den Bürgern zu Heldburg beim hohen Gericht in ihren Wehren, solche neben dem Landvolk besichtigen zu lassen und sich damit zu üben, gefordert worden, gar zur Ungebühr widersetzlich und freventlich erzeigt.- nachdem der durchlauchtigste Hochgeborene Fürst und Herr Joh. Casimir, Herzog zu Sachsen, an ihren Schosser zu Heldburg, derzeit Nikol Leipold, sub dato den 8. Mai 1599 Befehl solchen Inhalts abgehen lassen, auf die hohen Gerichte die Bürger zu Ummerstadt bei einer namhaften Straf mit ihren Wehren und Rüstungen gen Heldburg zur gewöhnlichen Besichtigung und Übung zu erfordern, derohalb Schosser hin beschrieben und angemeldet, dass es nicht dahin gemeint sei, die Bürger an die Landgericht zu ziehen, sondern, weil das Landvolk mit ihren Wehren erscheinen täte, dass aber auf solche Zeit die Bürgerschaften mit ihren Wehren desto füglicher exerzieren könnten: haben ohngeachtet dessen die Bürger zu Ummerstadt nicht herüber gewollt; doch endlich fortgegangen, indem einer, Jörg Zwirner, gesagt, sie sollten in Teufels Namen herübergehen; wenn einer mehr herüber ging: dass ihm der Teufel das Herz im Leib entzweirisse. Als sie nun in der Stadt Heldburg auf den Markt kommen, haben sie sich neben der Bürgerschaft zu Heldburg mit ihren Wehren zu zeigen geweigert, zu mir (Schossern) geschickt und dessen beschwehrt. Schosser ihnen angemeldet, sie hätten Abschrift fürstlichen Befehls, wonach sie nicht an das Landgericht gezogen, sondern neben dem Landvolk sich hätten über sollen. Sie haben sich aber nochmals widersetzt und viel widerwärtige Reden gebraucht, unter andern einer, Hans Zwirner (Schneider) sich über die maßen auf dem Markt öffentlich unnütz gemacht und den Bürgern geraten und gesagt, sie sollten es nicht tun und wenn der Schosser der Teufel wär, item gedachter Hans Zwirner zu Veit Schubarth im Schlundhaus zu Heldburg, als dieser die Bürger zum Gehorsam ermahnt, gesagt: “Daß dich Gottes Sakrament schänd! Du willst auch wider deinen Herrn nichts tun, du hast Sorg, du darfst nicht mehr umsonst mitsaufen.“
Demnach man alle gegenwärtige des Amts Unterthanen von Bürgern und Centunterthanen aus der Stadt zum unteren Tor hinaus aufs Feld geführt, jeder Schütz in Gehen einen Schuß nach der Scheibe zu tun, die Bürger von Heldburg sogar willig erschienen, vorgegangen und jene von Ummerstadt nachfolgen sollen, ist solches nicht geschehen, sonder sind trotzig stehen geblieben; zuletzt als alle hinaus waren, sind die Bürger von Ummerstadt vom Markt abgewichen, zum unteren Tor sich hinausgewendet und ohngeachtet der angedrohten Straf von 5 fl., in der Stadt nicht zu schießen, haben doch etliche viel Schüß freventlich und trotzig in der Stadt getan, inmassen denn Hans Zwirner gesagt, er wolle bei dem Sakrament schießen und niemand ansehen. Da sie nun vor das äußere untere Tor kamen und etliche aus ihnen als gehorsam der Bürgerschaft und dem Landvolk nachfolgen, die anderen aber, unter denen Peter Stößel, Hans Zwirner und ihr rebellischer Pofel nach dem Ummerstädter Weg zugeeilet und die Bürger vom vorgehaltenen Gehorsam abgeleitet, doch zuletzt wieder gewendet und zurückgegangen, indem der Schosser gegen das Tor geritten, um die Übungen anzusehen, sind viele unnütze bedrohliche Reden wider ihn gefallen. Hans Zwirner sagte: „ Warum scheußt man nicht ihn auf die Haut?“ – Darauf der Schosser im Tor stillgehalten, weil er allerdings nicht trauen durfte, bis sie etwas vorüber gekommen und dann auf dem Feld vor dem obern Tor den Bürgern von Ummerstadt zugeredet, es wäre nicht dahin gemeint, sie an das Landgericht zu ziehen. Indem nun das Geschrei je länger, je größer geworden, hat Schosser ihnen angemeldet, wider nachhause umzukehren, es werde sich wohl schicken; sintemal die Ummerstädtern, wenn sie nach dem Ziel schießen sollten, nicht zu trauen wäre.-
Im Heimgehen und als sie im gemeinen Wirtshaus zu Ummerstadt einen Trunk getan, sind allerhand beschwerliche Reden gefallen, unter anderen ist dem Jörg Eberlein, dem Führer derjenigen Ummerstädter, die sich den Heldburgern anschließen wollten, gedroht worden, ihn zu erschießen. Und weiter Peter Höllein, der vor 4 Jahren den Jakob Scheftlein bei Führung der Zeugwagen vorsätzlich erschlagen und aus Gnaden die zuerkannte peinliche Straf, der Staupbesen und Landesverweisung erlassen war, sagte: Er wolle den Schosser erschießen, wenn er mitten im Sattel säße, und ihm den Knebelbart ausreißen. Hans Zwirner hat dabei unzählig viel unnütz, widerspenstige, rebellische Wort gebraucht und dabei gräulich und grausam geflucht.- Die Ummerstädter haben beschlossen, jeden, der nicht wider den Schosser sei und zu ihnen stehe, aus der Gemeinde zu stoßen.“
Amtschosser N. Leipold beantragt bei der fürstlichen Regierung, diese aufwieglerischen Frevel ernstlich zu strafen.—
Auch wenn dieser Bericht in der Sprache der Zeit verfasst wurde, kann man erkennen, dass die Ummerstadter Bürger schon damals einen gewissen rebellischen Charakter hatten und sich ungern, vor allem von dem Schosser (Verwalter des Landesherren im Amt ) aus Heldburg, Befehle geben lassen wollten.
Der Schosser hat ja damals das ungebührliche Verhalten der Ummerstadter Miliz an den Landesherren gemeldet. Was daraus geworden ist, ist nicht überliefert.
Harte Strafe für Asmus Keil aus Ummerstadt
Wie hart Strafen damals bemessen wurden, zeigt das Strafurteil, welches 1609 gegen den Asmus Keil aus Ummerstadt wegen einer „Unfläterei“ auf einer Hochzeit gefällt wurde.
Er wurde deshalb :
1. Acht Tage lang an einer
Kette in der Büttelstube
angeschmiedet,
2. Zehn Tage lang in den
untersten Turm der Veste
(Heldburg) gesetzt,
3. Vier Wochen lang in das
Narrenhäuslein auf dem Heldburger
Marktplatz gesteckt.
Die Diebe saßen in der eigenen Bürgerschaft
Turm und Hauptgebäude der Stadtkirche brannten beim Einfall der kaiserlichen und kurbayrischen Truppen am Mittwoch nach Michaelis 1632 aus. Alles Holzwerk wurde vom Feuer verzehrt, auch die fünf Glocken schmolzen. Man borgte sich 50 fl. von dem damaligen Stadtschreiber Christoph Meyer, ließ das Glockenerz reinigen und verbarg es unter den Stühlen der Friedhofskirche. Bei besseren Zeiten wollte man die Erzkuchen, die zusammen ein Gewicht von 22 Zentner hatten, wieder zu Glocken gießen lassen.
Als man das Glockenerz später suchen wollte, war es verschwunden. Lange Zeit glaubte man, es wäre durch feindliche Soldaten gestohlen worden. Aber 1658 stellte sich heraus, dass die Diebe in der eigenen Bürgerschaft saßen. Amtmann Gottfried Wilhelmi stellte nämlich am 29. März des genannten Jahres mit Catharine Wertterin, Glockengießerin, Hans Rauschert, Messerschmied, Friedrich Kirchbauer, Kramhändler und Leonard Gürtler, sämtlich von Coburg, ein Verhör an. Er konfrontierte (gegenüberstellen) sie mit der gefangenen Marg. Schulzin, Lortz Schulzens nachgelassener Witib, die bei Klaus Rögner im Dienst stand. Dabei gab diese zu, dass ihr Dienstherr einer der Diebe des gestohlenen Glockenerzes sei. Er muß zur Strafe die aufgelaufenen Unkosten tragen und noch 100 Thlr. in den Kasten bezahlen.
Von Lorenz Scheftlein berichtet die Schneidersche Chronik, es sei, nachdem ihm der Hals herumgedreht worden war und Weib und Kinder aus dem Lande gelaufen wären, ihm noch Haus und Güter verkauft und zur Anschaffung von Glocken gebraucht worden. Eine Witwe, Mühl-Anne genannt, die zu Heldburg auf dem Schloß gefangen gesessen und sich aus Verzweiflung an die Wachstubentür gehängt, wäre hier unter dem Galgen begraben worden, weil sie die anderen nicht verraten wollte. Auch ihr Vermögen sei verkauft worden, um den Erlös für neue Glocke
Tornado in Ummerstadt
(18.03.1897)
Aus einer Meldung der Coburger Zeitung vom 24.03.1897:
"Ummerstadt, 22. März. Furchtbaren Schaden hat der Sturmwind vorige Woche in der hiesigen Waldung angerichtet. Er kam von SW. und fing sich in einem Querthal, dem sog. Teufelsloch - nomen est omen -. Da er hier keinen Ausweg hatte, verwandelte er sich in einen Wirbel und riß alles, was ihm im Wege stand, nieder. - 500 Stämme oder mehr - man kann es vorläufig noch nicht übersehen, dabei solche mit einem Durchmesser von 35-40 cm und einer Länge von 25 m liegen theils entwurzelt, theils stehen sie zu 5 und mehr sich aneinander stützend da. Der Anblick ist ein grausig schöner und würde das Schlachtfeld einem Photographen erwünschten Stoff bieten. Die Hauptbeschädigten sind: Holzbauer Dressel und Bürgermeister Leipold."
1601 Wie die Ummerstadter den Gemündaern das
Kirchweihfest retteten
aus: Gemünda, Geschichte eines fränkischen Dorfes, Walter Schneier, 1987)
Höhepunkt öffentlichen Lebens - zu mindest während der letzten Jahrhunderte - ist die Kirchweih. Mehr als heute wirkte sie früher als Magnet für die Bewohner des umliegenden Orte und auch für das "Fahrende Volk", zu dem man Gaukler, Schausteller und Bettler zählte.Der Andrang war so groß, dass schon in der Dorfordnung (von Gemünda) von 1501 bestimmt wurde, dass die Gemeinde vier Männer stellen muß, die an den Kirchweihtagen im Dorf umherzureiten und für Ruhe und Ordnung zu sorgen haben.
Von einer Aufzeichnung aus dem Jahre 1601 berichtet F.Fischer: Damals sei die erste evangelich-lutherische Kirchweih abgehalten worden.; die Herren von Bibra als die mächtigsten Grundherren, aber auch die anderen hätten den Schutz übernommen. Die Bürger von Gemünda seien mit Trommeln und Pfeifen durch den Ort gezogen. Da sei der Vogt von Seßlach mit seinen Landsknechten angekommen und haben Trommler und Pfeifer verhaftet und mit gefesselten Händen nach Seßlach abgeführt. Um Weiterungen zu vermeiden musste die Kirchweih abgebrochen werden.
Drei Jahre später kam es zu
einer Neuauflage. Diesmal jedoch hatten die Gemündaer vorgebaut: Sie
versicherten sich der Hilfe und Unterstützung durch die sogenannte "Sächsische
Freiheit" aus Ummerstadt und Lindenau, offensichtlich eine Bürgerwehr, wie sie
damals in zahlreichen Orten gebildet wurde.
"Als jedoch der Vogt von
Seßlach wieder kam, und sah dass seine Landsknechte mit den Gemündaer Mädchen
tanzten, verbot er gleich den Tanz und ließ seine Landsknechte antreten.
Jedoch die "Sächsische
Freiheit" wurde sofort verständigt, denn diese war schon von beiden Richtungen
vor dem Ort aufmarschiert. Sie ist dann in Gemünda eingefallen und hat den Vogt
mitsamt seinen Landsknechten aus Gemünda vertrieben.
Emil Rädlein
Der folgende Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „ Im Umkreis der Fränkischen Krone Wanderbuch, Band 1“ von Emil Rädlein.
Emil Rädlein wurde am 05. Januar 1855 in Coburg geboren. Nach seiner Ausbildung zum Lehrer war er ab 1874 als Turnlehrer in Coburg tätig. Ab 1907 war er der erste Vorsitzende des neu gegründeten Thüringer Wald Vereins. In seinem Skizzenbuch das er bei seinen Wanderungen (auch durch Südthüringen) führte, hat er zahlreiche Skizzen und Aquarelle gemalt und gezeichnet. Er hat das zweibändige Wanderbuch „ Im Umkreis der Fränkischen Krone“ verfasst.
Emil Rädlein starb am 08. Februar 1925 in Coburg.
Nach Ummerstadt zum Töpfer-Poeten
(aus: „Wanderbuch“ Bd 1, 1924, Emil Rädlein)
Ummerstadt
Anni Rädlein
Zu dem mancherlei Interessanten der näheren und weiteren Umgebung Coburgs gehört der Besuch einer Töpferei unseres kleinen meiningischen Nachbarstädtchens Ummerstadt.- Vom Töpfermeister Heinrich Berghold, dem Hans Sachs Ummerstadts, den ich im Frühjahr auf einer Schülerreise kennen gelernt hatte und der viel Interesse für die Bestrebungen des Thüringer Wald-Vereins zeigte, kam eine poetische Einladung an den Verein zum Besuch einer Ausstellung tönerner Bergholdscher Erzeugnisse. Dadurch rückte der Töpferpoet und seine zwiefache Kunst in das Interesse aller unserer Mitglieder.
Um den Besuch zu einer Wanderfahrt zu gestalten, sollte das Ziel mit einer Wanderung von Coburg über Schlettach – Colberg – Ummerstadt verbunden und die Fahrt so eingerichtet werden, daß sie an einem Nachmittag ausgeführt und den Rastort Weidach auf dem Rückwege noch vor Dunkelwerden (wegen der schwierigen Waldwege Ummerstadt – Weidach) erreicht werden könne. Um 1,30 rückte die frohe Schar der 33 Teilnehmer von der Bahnüberführung an der Loßaustraße in Coburg ab. Wir befinden uns hier schon außerhalb der Stadt.
Durch den Hörnleinsgrund an dem Naturdenkmal der siebenfachen Linde vorüber, gewinnen wir den Kallenberger Wald und die Höhe, von ein reizender Rückblick auf die Stadt und ein Vorblick auf den großen Wald, den wir durchwandern wollen, unsre Schritte hemmt. - Ein kräftiger Landregen, der tags zuvor niedergegangen war, hatte Wald und Wiesen erfrischt. Die Lunge sog mit Wohlbehagen die würzige, von gedämpften Sonnenlicht erwärmte Waldluft ein, und mit Lust ruhte das Auge auf dem frischen Grün und den reizend gelegenen Hoffmannsteichen; Waldfrieden ruht rings an den Ufern und wir gönnen uns ein stilles, wenn auch kurzes Verweilen. - Da, wo wir aus dem wald treten, wird auf den Wiesen sein duftendes Grummet aufgeschobert. Einst war hier sumpfiges Gelände. Der Name des Dörfchens Schlettach (nach Riemann: Stade = Schilfrohr) was Schilfdorf bedeutet und die beiden Teiche unterhalb des Dorfes und inmitten desselben sind noch Zeugen seines früheren Wasserreichtums. Wir durchschreiten das kleine Dorf und bei dem großen Baumgarten des Gehöfts kommt mir die Erinnerung, daß in 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts viele Fuhren verwester Menschenknochen ausgegraben und auf die Äcker als Düngemittel geschafft worden sind. Dieses große Gräberfeld war wohl ehemals der Friedhof, der sich um die Kirche ausbreitete. Ein Stück Bronze , das damals gefunden worden ist, rührt vermutlich von der Kirchenglocke her. Die Pfarrkirche ist wahrscheinlich in den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts zerstört worden. 1621 wirkte der Pfarrer Schuchardt in Schlettach, und die Erinnerung an diesen Geistlichen lebt noch heute im Volksmund in der Redensart“ „beim Schletticher Pfarrer“, was soviel als bei St. Nimmerlein heißen soll.
Wir verlassen den Ort und bald umfängt uns wieder Waldschatten. In einem Tale, das sich zwischen Kühlitze (395 m) und dem Erzberg (371 m) zum Rodachgrunde senkt, liegt der Kupferbrunnen. Ehe Colberg ein Bad geworden, ehe der Hochwald hinter dem Brunnen abgeschlagen, und ehe verschönerungsbedürftige Menschen eine traurige Steinpyramide errichtet haben, aus der ein dünner Wasserstrahl fließt, der von einem großen, für die Kurgäste geschaffenen Holzpavillon aus bewundert werden kann, war dieser Brunnen ein Märchenbrunnen und der Wald ein Märchenwald. Da suche ich ein altes Skizzenbuch vor, stelle es vor mir auf und erlebe, indem ich mein Aqüarell aus dem Jahre 1900 betrachte, noch einmal den heiligen Schauer, der damals meine Seele erfüllt. - In 20 Minuten ist das Dörfchen Colberg erreicht wo im Kurhaus etwas zur Lust und Lab dem Durstenden gereicht wird. Der Wirtin Frau Preiß sei dafür Preis! Um 5,30 Uhr stiegen wir über die Höhe Ummerstadt zu, das von hier aus mit seiner Bergkirche recht malerisch wirkt. Wunderlich erscheinen uns die eigenartigen Ackerbeetanlagen. Die Äcker sind lange, schmale, meterbreite Streifen, die sich über kleine Hügel ziehen, abwärts führen, verschwinden und auf dem nächsten Höhenrücken wieder erscheinen, um wieder unterzutauchen und weiter hinten von neuem emporzusteigen. So erbringen die Ummerstädter den Beweis, daß ihre sogenannten dummen Streiche, eigentlich gar keine Streiche, sondern Streifen sind. Wir durchwandern den Ort bis zum letzten Hause. Hier empfängt uns der greise Töpferpoet mit einem „Herzlich Willkommen!“ In seiner Stube sind die leicht zerbrechlichen Waren aufgestellt, die mit ihrer naiven Malerei künstlerisch wirken und deren Verse und Sprüche ein Teil Volkspoesie darstellen. Der mir überreichte Teller trägt den Spruch:
Lieben und geliebt zu werden
Ist der Himmel schon auf Erden,
Wir treten in die Werkstatt. In der Mitte steht die Drehscheibe. Sie besteht aus einer größeren unteren und einer kleineren oberen wagerechten Scheibe; die beiden sind durch eine senkrechte Welle verbunden, sodaß das Ganze, beim Anstoßen der unteren Scheibe mit dem Fuße, in rotierende Bewegung gesetzt wird, Neben der Drehscheibe ist ein bequemer Sitz für den Töpfer. Die Füße setzen die untere Scheibe in Bewegung, die Hände bringen weiche Tonmasse auf die obere Scheibe und gestalten sie zu einem Topf, einer Schüssel oder einem Teller. Auch sie schwierige Anfertigung einer Bratpfanne zeigt uns der Meister. Dabei meint er: „Bei unserem Geschäft ist alle Gefühl: Wer dieses Gefühl für Form und Material nicht besitzt, bekommt nichts rechtes zu stande.“ Wie oft geht doch ein Stück durch die Hände! Ist es geformt, wird es an der Luft getrocknet: Pfannen, Tassen, Töpfe werden im halbtrockenen Zustand gehenkelt un zum vollständigen Trocknen wieder an die Luft gebracht. Nun werden sie teils außen, teils innen glasiert, um sie gegen das Durchsickern von Flüssigkeiten dicht zu machen.Nach nochmaligem Trocknen werden die Waren in den Brennofen geschichtet, der mit Holz geschürt wird. Kommen sie ohne Risse heraus sind sie verkaufsfähig. - Zur Seite der Drehscheibe steht die Frau Meisterin, eine wirkliche Meisterin, denn sie ist die Malerin der halbgetrockneten, zu bemalenden Gegenstände mit feuerbeständigen Tonfarben. Sie hantiert mit dem „Hörnla“, aus dem Die Farbe aus einem Federkiel hervorquillt, wie mit einem Pinsel, oder schreibt Sprüche wie mit einem Bleistift. Nach nochmaligem Trocknen der bemalten Gegenstände werden auch sie mit Glasur überzogen, nochmals getrocknet und zum Schluß noch gebrannt.
Bekanntlich strengt das viele Sehen in einer Ausstellung sehr an, man wird durstig und hungrig. Die Meistermalerin hatte vorgesorgt: Die Damen erhalten Kuchen und Kaffee, die Herren ein Schluck Bier vom Haustrunk, ein Bier, das die Bürger sich für ihren Hausbedarf selbst im Gemeindebrauhaus brauen. Die Bierkenner schnalzen mit der Zunge und meinen: „ Das ist etwas Feines!“ Dem Brauen des Haustrunkes geht man vom Reiche aus zu Leibe; auch diese uralte
Einrichtung wird verschwinden. Und mit der Ummerstädter Töpferei, wie wird`s
damit? Auch sie wird zu Grunde gehen, die hohen Löhne, die hohen Holzpreise, die
achtstündige Arbeitszeit, sie werden diese Volkskunst zu Grabe tragen. Auch sie
wird ihre Würdigung erst finden, wenn sie ausgestorben ist, Der Siebzigjährige
wurde nicht müde, uns von seinen hohen Gästen zu erzählen und von seinen
Gedichten vorzutragen. Dem Wackern schrieben wir beim Abschied ins Stammbuch;
„Wer Töpfe dreht und Verse schmiedet,
Wer singt und an Natur sich freut,
Dem sei noch manches Jahr beschieden
In fröhlicher Beschaulichkeit!“
Mit herzlichen Dankesworten schieden wir am Abend von den alten Leutchen und fast jeder von uns nahm sich aus der Töpferwerkstatt ein Andenken mit. Um 8,30 Uhr saßen wir im hellerleuchteten Gastzimmer zu Weidach und ließen uns den Abendimbiß, Kartoffeln und weißen Käse munden.Gegen 11 Uhr nehmen wir in Coburg, noch erfüllt von dem Erschauten und Gehörten, herzlich Abschied von einander.
Fahrtenzettel nach Ummerstadt zum Töpfer – Poeten.
Coburg –
Hofmannsteiche....................6 ½ km 1 ½ Std
Hofmannsteiche – Schlettach...............2 km
Schlettach – Colberg
(Rast)..................5 km
1 ½ Std
Colberg – Ummerstadt (Rast)..............2 ½ km
½ Std
Ummerstadt – Weidach.......................7 ½ km
1 ½ Std
Weidach – Coburg...............................5 km 1 Std
Ummerstadter Streiche (Sträch)
Edwin Stärker schreibt 1936 in seinem Buch „Aus der Heimatgeschichte Ummerstadts“ über die „Eigentümlichkeiten der Bevölkerung“:
„Der eingesessene Bürger
ist vor allem durch seine Arbeitsamkeit bekannt. Er ist Frühaufsteher und man
sagt daher scherzweise von ihm: „Er legt sich nur mit einem Bein ins Bett.“
Das Fleiß und Tüchtigkeit auch die weibliche Bevölkerung auszeichnen, mag aus
der Redensart erkannt werde: „Mit einem Ummerstadter Mädchen, das man sich zur
Frau nimmt, verdirbt man nicht.“
Bürgerfleiß, verbunden mit
einfacher Lebensführung und der aus beiden resultierenden Sparsamkeit brachten
Ummerstadt ganz besonders in den Zeiten, wo seine Gewerbe noch blühten und die
fast in jedem Hause voirhandenen Sparkassenguthaben der Bürger noch nicht
durch Inflation zerstört waren, in den Ruf eines reichen Städtchens. Lässt
sich nun dies auch jetzt nicht mehr von ihm behaupten, so muss doch bei dem
zähen Streben der Einwohnerschaft nach wirtschaftlichem Emporkommen die
Wiedergewinnung seiner früheren Wohlhabenheit zweifellos erwartet werden.
Das der einheimischen
Bevölkerung noch Humor und Mutterwitz in hohem Maße eigen sind und das sie in
Not und Unglück sich äußerst hilfsbereit und gefällig erzeigt, soll nicht
unerwähnt bleiben.
Von Fremden werden die
Einwohner öfters für das Begehen von Torheiten, den sogenannten „Ummerstadter
Streichen“ verantwortlich gemacht. Doch nehmen sie das nicht tragisch, sondern
sehen es lediglich als alberne Hänselei an.“
Die Geschichten die man
den Ummerstadtern als „Streiche“ nachsagt ähneln denen die auch von vielen
anderen Orten wie im fiktiven Ort Schilda, Wasungen oder dem Dorf Dittis an
der Röhn erzählt.
Darüber hinaus werden die
Ummerstadter häufig als langsam, umständlich und leicht trottelhaft
beschrieben. „Du bist ja wie ein Ummerstadter“, sagt man heute noch wenn sich
jemand besonders umständlich anstellt.
Diese angeblich
charakteristischen Eigenschaften und töricht – komischen Handlungen der Bürger
sind wohl eher den Menschen aus Neid und Nachbarschaftsspott angedichtet
worden.
Einige Beispiele:
Der Salzsack
Ein Bauernknecht aus Colberg (heute Bad Colberg) fuhr durch Ummerstadt und
wollte nach Coburg. In Ummerstadt rief eine Frau ihn an und fragte ihn, wohin
er fahre. Als sie erfuhr, dass er nach Coburg wollte bat sie ihn einen Sack
Salz von dort mitzubringen. Der Sack, den sie ihm gab, hatte am unteren Zipfel
ein Loch von ziemlicher Größe, welches die Frau mit einem Bindfaden zuband.
Der Salzhändler in Coburg hielt diese zugebundene Öffnung für die richtige,
knüpfte sie auf und füllte das Salz nicht ohne Mühe hinein. Er zog an dem
Sack, damit das eingefüllte Salz sich recht setze und mehr hineingehe, da fiel
das Salz zur großen Öffnung unten heraus. Er hatte den leeren Sack in der
Hand.
„Na so was!“, schrie der Coburger Mann,“sollt´m`r denn meinen! Ihr seid gewiß
aus Ummerstadt?“
Auf diese Frage wurde der Knecht rot bis über die Ohren und er stammelte
verschämt: „Nein lieber Herr, ich nicht aber der Sack.“
Der Backofen
Ein Bäcker ließ 1851 einen Backofen bauen, bei welchem ein Maurer während des Bauens in das Gewölbe sich legen und dasselbe von innen mit Lehm oder Kalk verstreichen mußte, während die andern Gesellen von außen mauerten. Endlich war der Ofen fertig, aber o weh!, das Ofenloch, aus welchem der inwendige Maurer nun herauskriechen sollte, war zu klein! Der arme Schelm konnte nicht heraus; sie hatten ihn eingemauert, und der Ofen mußte zum Teil wieder eingerissen werden, um den schlimmbesudelten Architekten ans Tageslicht bringen zu können.
Der Ochse auf der Kirchturmmauer
Die Geschichte mit dem auf eine Mauer hochgezogen
Ochsen oder einer Kuh ist weit verbreitet. So sollen die Schildbürger eine Kuh
auf eine mit Gras bewachsenen Mauer hochgezogen haben um sie dort grasen zu
lassen.
Fast die gleiche Geschichte wird von den Ummerstadtern erzählt:
Als im dreißigjährigen Krieg (genauer 1632) durch einen
Überfall der Wallensteinschen Truppen fast die ganze Stadt zerstört wurde ist
auch die Stadtkirche abgebrannt worden. Ein Rest des Turmes blieb aber als
Ruine stehen.
Der damalige Bürgermeister wollte immer wissen, was so in der Stadt
passiert und machte deshalb jeden Tag seine Runde durch Ummerstadt, um nach
dem Rechten zu sehen.
Dabei fiel ihm eines Tages die alte Mauer der Stadtkirche ins Auge, das
Überbleibsel des schon vor Jahren zerstörten Kirchengebäudes.
Auf der Oberkannte der Mauer der Ruine wuchsen
herrliche Kräuter und Gras, so dass dem
Bürgermeister nur ein Gedanke durch den Kopf schoss: „Das ist wunderbares
Weideland für einen Ochsen!“
In einer Ratsversammlung beriet man wie man an das Grünfutter heran
käme. Ein guter Vorschlag war, dass ein Bauer da hinauf müsste um das Futter
abzumähen. Aber es erklärte sich niemand bereit, das Gras auf der Mauer mit
der Hand zu mähen.
Nun trat endlich der Schult hervor und gab den
Rat: man solle das Gras nicht abmähen, sondern man solle das Vieh darauf
weiden lassen und da würde es am saubersten abgefressen werden.
Dieser Rat, als offenbar dem besten, stimmte
die ganze Gemeinde bei.
Es wurde beschlossen dass einer der Ochsen des
Schultheißes den ersten Genuss dieses guten Rates haben solle; welches
natürlich der Schultheiß auch gerne gestattete.
Sie machten nun dem Ochsen ein starkes Seil um
den Hals, warfen dasselbe über die Mauer und fingen auf der anderen Seite zu
ziehen an. Als aber der Strick zuging, fing der Ochse an und zu würgen, und je
höher sie ihn hinaufzogen, desto länger streckte er die Zunge heraus.
Dieses sahen die Ummerstadter und der
Bürgermeisterr schrie alsbald: »Ziehet, ziehet, er hat das Gras schon
geschmeckt, denn er streckt die Zunge darnach aus. Zieht, zieht, er ist bald
droben.“
Es war aber vergebens, sie schafften es nicht
das schwere Tier auf die Mauer zu ziehen. Als sie den Ochsen wieder
herunterließen, war tot. Hierüber aber waren die Ummerstadter aber nicht
traurig. Sie schlachteten den Ochsen veranstalteten ein großes Fest. Alle
freuten sich über den guten Ochsenbraten.
Ummerstadter Streiche (Der folgende Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „ Die Spinnstube, ein Volksbuch für das Jahr 1972“, Wilhelm Oertel W.H. von Horn Fankfurt am Main, 1872:)
Ummerstadt
– wer kennt den Ort nicht aus der Geographie? Eine Stadt ist`s so gut wie das
nicht weit davon gelegene Sachsen-Meining`sche Städtchen Heldburg, dessen altes
Schloß als „die fränkische Leuchte“ weit in`s Land hinausschaut und nach seiner
Wiederherstellung durch den vorigen Herzog von Meiningen gar stolz und stattlich
aussieht. Allzu groß ist der Ort nicht, es hausen schwerlich über tausend Leute
darin. Aber der Ort ist weltberühmt in zweierlei Beziehung. Einmal wegen seiner
guten Töpferwaren: ich glaube, wenn man das Essen alles zusammenschütten könnte,
das von der Weltschöpfung an bis 1871 in Ummerstadter Geschirr gekocht worden,
man könnte das halbe Becken des Bodensee`s damit vollmachen. Aber noch
weltberühmter sind die Ummerstadter – Streiche.
Was anderwärts die Krähwinkler oder die Schöppenstädter
getan haben müssen, da im nördlichsten Frankenland haben`s die Ummerstadter
auszubaden. Alle möglichen Albernheiten werden den guten Leuten nacherzählt, es
wäre wohl ein Büchlein davon vollzuschreiben. Und doch sind die Leute ganz
unschuldig daran. Narren und Querköpfe finden sich ja überall in der Welt, die
Ummerstadter aber gelten bei denen, die sie näher kennen, als rührige,
haushälterische und dabei herzliche und gutmütige Leute.
Kommt einmal eine Schar Coburger Gymnasiasten – der die
schrieb, damals ein junger Fant, ist selbst dabei gewesen – auf einer lustigen
Turnfahrt, durch Ummerstadt gezogen. Vorher ist unter ihnen von den Ummerstadter
Streichen viel geredet und gescherzt worden, und einer unter ihnen möchte den
Leuten gern einmal auf den Zahn fühlen.
Wie sie eben an den ersten Häusern sind, kommt ihnen ein
ehrsamer Bürger in den Weg, der allerdings nicht nach besonderer Gelehrsamkeit
aussieht. Da geht der junge Geselle auf ihn zu, grüßt ihn und spricht: „Guter
Freund, wir wissen nicht wie wir daran sind, ist denn das der Anfang von eurer
Stadt oder ist`s das Ende?“
Der Mann ist aber nicht auf`s Maul gefallen und spricht
ganz gelassen: „Ihr Herren, da kommt`s die Leute an die nach Ummerstadt kommen.
Kommt einer mit Verstand, so weiß er auch, dass er im Hineingehen am Anfang ist;
kommt er aber als Narr, so ist er am Ende, er mag hinein- oder hinausgehen.“
Da ist`s dem Frager gegangen wie der Katze, wenn sie Milch
genascht hat und die Hausfrau kommt dazu; sie hängt den Kopf und zieht den
Schwanz ein. Er hat vor den Ummerstadter Streichen Manschetten bekommen, seine
Kameraden aber haben ihn brav ausgelacht und haben gesagt: „Siehst Du, man kann
ein Coburger Gymnasiast sein und doch auch Ummerstadter Streiche machen, und auf
eine ungezogene Frage gehört sich eine herzhafte Antwort.
Merke erstlich: es steht eine unziemliche Frage Niemand gut
zu Gesicht, ob er auch ein Coburger Gymnasiast wäre und mit Witz zu fragen weiß.
Merke zweitens: es wäre einem nasenweisen Bürschchen gut,
wenn es bei jeder unartigen Frage an den rechten Ummerstadter Bürger käme.
Und merke drittens: willst du einem unartigen Frager am
besten das Maul stopfen, so laß dich durch sein Fragen in keinem Fall erbittern;
du findest dann am besten was du antworten sollst und kannst ihm noch einen
Freundschaftsdienst erweisen. Es kann christliche Liebe und Weisheit auch in
einer gesalzenen Antwort stecken
Weitere „Streiche“
1. Ein Ummerstadter Bürger ging ins Wirtshaus. Beim Heimkommen im nicht ganz nüchternen Zustand musste dieser feststellen, dass "Freunde" vor der Haustür einen Meter Holz aufgeschlichtet haben.
2. Ein Bauer wurde immer wieder gepiesackt. Als dieser einmal aus dem Fenster sah, wer Ihn gerufen hatte, schmissen die Bösewichte Ihm eine mit Blut gefüllte Schweineblase mitten ins Gesicht. Der entsetzte Mann schrie wie am Spieß nach seiner Frau: "Emma, Emma, die haben mich erschossen !"
3. Ein beliebter Spaß war auch das Zwirnen. Ein langer Bindfaden wurde am Fenster des "Opfers" befestigt. Am Bindfaden wurde gezogen und gezupft. was ein schnurrendes oder klopfendes Geräusch erzeugte. Der Ahnungslose im Haus glaubte, man klopfe bei Ihm an die Scheibe. Dieser schaute nach wer Draußen war. Selbstverständlich war keiner zu sehen. (auch der Bindfaden nicht).
Raubritter Thomas von Absberg und seine
Verbindungen nach Ummerstadt
Der folgende Artikel ist ein
Auszug aus: „ Deine Heimat in Wort und Bild“, Emil Herold, Neustadt, 1931
Eine der wildesten und übelsten Erscheinungen des sterbenden Rittertums war Thomas von Absberg, in dessen zügellos rauer Person die Fehler und das Zeitfremde im Fehderecht zu einer Üppigkeit gediehen, die alles gegen die überalterten Rechtsanschauungen im Ritterrecht aufbringen musste. Seine widerlichste Tat im Kampf gegen die Stadt Nürnberg war die Verstümmelung zweier Nürnberger Kaufleute, denen er eigenhändig die Rechte abhackte und deren Hände er durch einen dritten Gefangenen an den Rat von Nürnberg überbringen ließ. Solche Untaten verübte er wiederholt. Aber vielleicht litte noch mehr als jene Verstümmelten jene Kaufleute, die er auf der Landstraße ausplünderte sie dann monate- ja jahrelang in den Verließen der Burgen seiner Freunde schmachten ließ bis er das nötige Lösegeld von ihren Verwandten herausgepresst hatte. Trotzdem der ganze schwäbische Bund mit großer Heeresmacht gegen ihn und seine Adelsgenossen und bürgerlichen und bäuerliche Gesellen ins Feld zog, gelang es ihm immer wieder zu entwischen, da er überall Schlupfwinkel hatte.
Eine besonders günstige Zufluchtsstätte scheint er im Coburger Land gefunden zu haben, in dem er Freunde und Verwandte, so die Schotts auf Wildenheid und Unterlind, sitzen hatte. Aus dieser Gegend rekrutierte sich ein großer Teil seiner bäuerlichen Helfer und Gesellen. Neben Kunz von Schott war Valentin von Lichtenstein und Hohenstein bei Coburg einer seiner intimsten Freunde. Auf den Hohenstein brachte er im Jahre 1522 eine Anzahl von Gefangenen, die hier eine Zeit lang im Verließ schmachten mussten, und dann zu Valtentien von Hessberg auf Burg Raurieth bei Hildburghausen und dann auf einige Burgen im Fichtelgebirge verschleppt wurden. In Ummerstadt hatte die Räuberbande einen Vertrauensmann namens Knorr sitzen. Bei ihm fanden sie Unterschlupf für sich und ihre Beute und Knorr spielte wahrscheinlich auch den Verkäufer der Bande. So waren sie einmal auch in dem Haus des Wolff von Füllbach in Gleusdorf eingebrochen und hatten es ausgeplündert. Die Beute brachten sie nach Ummerstadt. Knorr bekam allein 100 Gulden davon, für die damalige Zeit eine recht ansehnliche Summe. Ein zweites Nest hatten sie in Mittwitz. Dort hatten sie sich nach der Aussage eines später erwischten Gesellen längere Zeit in Scheunen verborgen. Wahrscheinlich hatten sie damals im Coburgischem etwas verübt, denn sie waren besonders vor dem „Herzogischen“ auf der Hut. Ein Mittwitzer namens Jakob Bader versorgte sie während dieser Zeit mit Essen und Trinken. Unter ihnen waren auch zwei Gesellen aus Beikheim, Fritz Bader und Fritz Storrich. Auch in der Gegend von Neuhaus waren sie daheim. Aus Lindenberg hatten sie allein drei Gesellen, Hans Ulrich, Kunz Apel und einen aus Neuses stammenden Dienstknecht, der bei dem Bruder Apels im Dienst gestanden war. Auch in Massenhausen bei Rodach hatten sie „Gesellen“ sitzen, so Fun Peterlein und Valtin Reuter. In Waldsachsen bei Coburg überfielen sie einen Kaufmann aus Venedig, dem sie 30 Gulden abnahmen. Jahrelang treiben die Räuber ihr Unwesen, bis endlich einer der adligen Helfer, Jörg Wolf von Giech bei Gräfental gefangen wurde, Bald darauf, Herbst 1531, also vor 400 Jahren (1931) wurde Thomas von Absberg von einem Juden erschossen.
Hans Thomas von Absberg
Die
Familie von Absberg war ein altes fränkisches Adelsgeschlecht
benannt nach Absberg mit der Burg Absberg
südöstlich von Nürnberg am jetzigen Brombachsee.
Hans Thomas von Absberg (*1477;+ 3. Juli 1531 in Alten Sedlitz gilt als typischer Raubritter. Trotz der großen
Anzahl von Gegnern und der Zerstörung vieler Burgen seiner Helfer 1523
setzte Hans Thomas von Absberg
seine Überfälle noch etliche Jahre fort. Er konnte sich dabei
immer wieder in böhmische Gebiete zurückziehen. Schließlich
wurde er 1531 von einem seiner Mitstreiter ermordet. Seine
Leiche wurde auf einem Kornacker aufgefunden und in einer Ecke
des Alten-Sedlitzer Friedhofs begraben
Die Sache mit dem Fuchs
In einem Heft für „Beschwerden und Vorschläge“ ist im Jahre 1953 für Ummerstadt folgendes zu lesen:
„ Fuchs raubt Hühner!
Am östlichen Ortsrand der
Stadt raubt seit etwa 14 Tagen ein Fuchs am laufenden Band Hühner. Er dringt bis
in die Gärten Coburgerstr. und Friedhof vor; kommt meist zur gleichen Stunde
(früh 5 - 6, mittags 12 – 1, abends 6 – 8 Uhr) und benutzt stets den gleichen
Rückzugsweg.
Mir riss der Fuchs 4
Legehennen, einem Nachbarn 7 (morgens um ½ 6 vom Fenster aus beobachtet!)
Ferner verloren noch mehrere
Nachbarn 1 oder mehrere Hühner.
Ich habe den Fuchs zweimal
verscheuchen können, als er hinter meinen Hühnern her war.
Am 8. Juni suchte er am
hellen Tage in seinem Auslauf eine Tränke auf.
Der Fuchs ist
außerordentlich dreist und wenig menschenscheu, Er hat anscheinend Junge was
seine Dreistigkeit erklären könnte.
Der Ausfall von Hühnern ist
erheblich, wodurch der Volksernährung größter Schaden zugefügt wird. Unsere
einzige Hoffnung ist die Grenzpolizei die vielleicht, mit Kleinkalibergewehren,
das Raubtier abschießen kann.
Wird dem Treiben des Fuchses
nicht Einhalt geboten, ist in der nächsten Zeit mit großen Verlusten in der
Hühnerhaltung zu rechnen, da das Tier unersättlich ist. Den Hühnerhaltern des
östlichen Stadtteils würde ein Stein vom Herzen fallen, wenn es der Polizei
gelingt, das Raubtier zur Strecke zu bringen. Vielleicht lässt sich der Abschuss
durchführen ehe der Fuchs noch mehr Schaden anrichtet.
Ummerstadt. 09.06.53 Unterschrift
(Unter der Rubrik:
Erledigung steht folgendes:)
Beschwerde wurde geprüft.
Die Angaben entsprechen den Tatsachen. Grenzkommando Ummerstadt (Ult Kleffel)
wurde mit Schreiben vom 16.06.53 gebeten den Fuchs abschießen zu lassen.
Ummerstadt
16.06.53 Schubert, Bgmstr
Da die Bemühungen der Grenzpolizei keinen Erfolg hatte den Fuchs zur Strecke zu bringen und auch der Revierleiter Roth und der VP – Einzelposten Schromik nichts erreichten wurde heute der Koll, Vorsitzenden der Sachverhalt mit der Bitte um Abhilfe schriftlich unterbreitet.
Ummerstadt,
01.07.53 Schubert
Laut Schreiben der Koll.
Vors. Ist Koll. Amthor beauftragt den Fuchs abzuschießen.
Schrb. Des Sekt. vom
7.7.53 1/1 Sche/We.
Ummerstadt, 14.07.53 Schubert
Der eine Fuchs wurde von mir
u. der andere vom Revierleiter erschossen.
27.08.1953 Hymisch (?)
VP. Hptw.“
Damit war die Sache mit dem Fuchs (auch bürokratisch) erledigt.
Kritik am Ummerstadter Stadtrat aus dem Jahr 1904
Aus einem Schreiben des
Herzoglichen Staatsministerium, Abt. d. Inneren an den Bürgermeister von
Ummerstadt im Jahre 1904:
„An das Bürgermeisteramt in
Ummerstadt
Zur berichtlichen Äusserung
zu den anliegenden, Ummerstadt betreffenden Zeitungsartikel, insbesonders über
den Bezug von Tagegeldern, die städtische Beamte bei der Teilnahme an
Holzverstrichen in städtischen Waldungen beziehen sollen
Meiningen, 27.10.1904
Herzogl. Staatsministerium
Abt. d. Inneren
gez. Schaller
Abschrift aus dem Saalfelder Volksblatt:
„Ummerstadt- Die Einwohner unseres Städtchens sind noch in der beneidenswerten Lage, keine Umlagen bezahlen zu müsse, ja, die Bürger bekommen nocj alljährlich eine Summe ausbezahlt. Trotzdem die Erträgnisse aus unserer Gemeindewaldung eine schöne Einnahme bilden, werden die sogenannten Massbezüge von Jahr zu Jahr kleiner, und es ist dies auch kein Wunder, wenn man sieht, wie in manchen Sachen gewirtschaftet wird, von der Bullenhaltung und des verbauten Notausganges im Tanzsaal ganz zu schweigen. Bei anderen Gelegenheiten wird das Gels in einer Weise ausgegeben, dass man sich wundert, wenn überhaupt noch etwas übrig bleibt. So mussten vorige Woche acht Arbeiter eine Pflanzschule in der Waldung herrichten und dazu waren der Forstwart und die zwei Bezirksvorsteher zur Aufsicht anwesend, Als am nächsten Tag dieselben Arbeiter noch ca. 30 Stämme Bauholz für die Gemeinde umlegen mussten, kam zu genannten drei Herren noch der zweite Bürgermeister, sodass acht Arbeiter und vier Aufseher anwesend waren. Auch bei dem geringsten verstrich in der Waldung fungieren der erste und zweite Bürgermeister, der Kämmerer und die zwei Bezirksvorsteher, und diese Herren berechnen sämtlich ihre Tagegelder. Ob das nicht einfacher durchzuführen wäre? Möglich wäre das schon, aber das famose Gemeindegesetz besteht und bei der jetzigen Zusammensetzung des Gemeinderates wird es wohl beim alten bleiben.--- Am 1. Januar 1905 tritt auch hier die Neuerung ein, dass die Kirchenglocken nicht mehr von Schulkindern, sondern von Erwachsenen geläutet werden. Es wird dadurch der Gemeindesäckel wieder mit mehreren hundert Mark belastet, da die Kirchkasse nicht von der Gemeindekasse getrennt ist und alle Versuche an dem Widerstand der Gemeindevertretung scheiterten. Am besten wäre es schon gewesen, wenn alles beim Alten geblieben, denn wenn man auch, wie Schreiber dieses, als überzeugter Sozialdemokrat ein Gegner der Kinderarbeit ist, so muss man doch in Betracht ziehen, dass die Kinder, denen die Einnahmen bei Leichen, Taufen u. dergl. zufielen, beim Austritt aus der Schule eine schöne Summe ausbezahlt erhalten, von der so mancher arme Familienvater seinen Sohn vollständig kleiden konnte.“
Die Antwort an das
Herzoglichen Staatsministerium, Abt. d. Inneren ist nicht bekannt.
Aus dem Ratsprotokoll des Rates der Stadt Ummerstadt vom 30.08.1957
„Gans bei Heilmann"
"Da die bei Herrn Heilmann noch immer festgehaltene Gans ohne Eigentümer ist, legt der Rat fest, wenn sich nach ortsüblicher Bekanntmachung der Eigentümer wiederum nicht meldet, wird sie der Schulspeisung zur Verfügung gestellt.“
Ob sich der Eigentümer noch gemeldet hat ist nicht bekannt.
Verfasser: Ummerstadt, 30.07.2016
Eberhard Eichhorn
Viehmarkt 99
98663 Ummerstadt